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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Vogesen

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Vogesen (Gebirge).

(1333 m) und der Kahle Wassen (1274 m) zwischen Lauch und Fecht, der Bludenberg (1232 m) zwischen Fecht und Breusch, das Hochfeld oder Champ du Fé (1095 m) südlich von der Breusch. Die Randberge längs der Tiefebene sind mit zahlreichen Burgruinen und Schlössern geschmückt; einige sind als Aussichtspunkte berühmt: Mennelstein (820 m) und Ottilienberg (801 m) über Barr und Dreiähren oder Trois Epis (732 m), ein Wallfahrtsort über Türkheim. Im westlichen Abfall der V. ist ein wildes Waldgebirge zwischen den Quellen der Mosel und Meurthe, eine seenreiche Gegend bei Gérardmer; im S. zieht sich vom Elsässer Belchen ein Höhenrücken auf der Wasserscheide zwischen Rhein und Rhône unter dem Namen Sichelberge (Monts Faucilles) bis zum Plateau von Langres.

Granit, Gneis und Unterdevon bilden die Grundlage der eigentlichen V. Der Granit tritt am bedeutendsten in der westlichen Abdachung in Frankreich auf, wo er das ganze Quellgebiet der Mosel und Meurthe einnimmt und westlich von Gneis und Glimmerschiefer begrenzt wird; über diesen Gesteinen lagert im S. von Remiremont an der Mosel, noch mehr aber im N. zur Meurthe hin Rotliegendes, welches auch nördlich von Belfort auftritt, wo mit dem Unterdevon das eigentliche Gebirge beginnt. Die deutsche Seite der V. ist bis zum Donon mannigfaltig zusammengesetzt, wenngleich auch hier Granit und Unterdevon vorherrschend sind, denen sich in der nördlichen Hälfte kristallinisch-metamorphische Gesteine, Rotliegendes, Buntsandstein, Muschelkalk, Jura etc. anschließen. Das Unterdevon ist im S. bis fast zum Münsterthal hin, der Granit (dem innerhalb des Unterdevons auch der Sulzer Belchen angehört) im Anschluß an das große Granitgebiet der Westseite des Gebirges in der Mitte und zwar zwischen Münster- und Leberthal das dominierende Gestein; letzteres zeigt sich nochmals in größerm Umfang zwischen Gießen und Breusch, ist hier aber größtenteils von Unterdevon eingeschlossen. Metamorphische Gesteine trifft man besonders am Leberthal südlich und östlich von Markirch an, Porphyre in geringer Ausdehnung ganz im S. im Unterdevon und ganz im N., wo sie nördlich von der Breusch mit Rotliegendem die Nordgrenze der eigentlichen V. gegen das Buntsandsteingebirge bilden. Das letztere erreicht von Frankreich her, wo es als äußerstes Glied der V. sich in ansehnlicher Breite über Epinal hinaus bis zum Plateau von Langres erstreckt, mit dem Donon die deutsche Grenze, liegt aber auch in kleinern Partien mit jüngern Gesteinen (Muschelkalk bis zur Tertiärformation) am Rande der Oberrheinischen Tiefebene oder in der Nähe derselben. Die Steinkohle ist nur in ganz unbedeutenden Lagern vorhanden; kaum ansehnlicher sind die Erzgänge.

Die dem Gebirge entfließenden Gewässer gehören mit Ausnahme einiger Bäche des Südens, die zum Rhône gehen, dem Rheingebiet an, und zwar eilen die der Westseite entströmenden zur Mosel, die auf der Ostseite zur Ill. Mehrere Straßen führen über das Gebirge, unter denen die von Kolmar über Münster durch die Schlucht nach Gérardmer die interessanteste ist. Eisenbahnen überschreiten die eigentlichen V. noch nicht, obgleich mehrere Linien auf beiden Seiten weit in die Gebirgsthäler hinaufgehen, so auf der Westseite an den Quellflüssen der Mosel bis Bussang und Coraimont, an der Votogne ^[richtig: Vologne] bis Gérardmer, an der Meurthe bis Fraize, auf der Südseite bis Giromagny unter dem Elsässer Belchen und an der Ostseite an der Doller bis Masmünster, an der Thur bis Wesserling unter dem Sulzer Belchen, an der Lauch bis Lautenbach, an der Fecht bis Münster, an der Weiß die Kaisersberger Thalbahn bis Schnierlach, bis Markirch im Leberthal und Schirmeck im Breuschthal. Die außerordentlich wichtige Industrie in den deutschen Thälern konzentriert sich im S. mehr auf großartige Baumwollspinnereien in Verbindung mit mechanischen Webereien, während im N. die Darstellung von kleinern Geweben (Markircher Artikel) noch vielfach dem Einzelbetrieb überlassen ist. Nur die höchsten Berge erheben sich über die Waldgrenze, die eine Meereshöhe von etwa 1300 m erreicht. Getreide wird bis zur Höhe von 900 m gebaut; etwas höher steigt noch der Laubwald auf des Gebirge hinauf, während der Weinbau schon bei 400 m Meereshöhe aufhört und die echte Kastanie selbst vor dieser Höhe zurückbleibt. Unter den Waldbäumen sind die Nadelhölzer vorherrschend. Kleine Seen und Moore füllen die tiefen Kessel des Gebirges aus; unter jenen sind der Große und Kleine See am Ursprung der Weiß und der Belchensee am Sulzer Belchen; größere Seen gibt es bei Gérardmer. Zur Melioration und Versorgung der gewerblichen Etablissements ist im Thal der Doller in Alfeld bei Sewen eine Stauweiheranlage gemacht worden, mittels welcher in den wasserreichen Monaten das Wasser angesammelt und in den wasserarmen die Doller derart verstärkt werden kann, daß die an derselben gelegenen Fabriken und Wiesenkulturunternehmungen jederzeit über eine ausreichende Wassermenge verfügen. Der Alfeldssee wurde von 1883 bis 1887 mit einem Kostenaufwand von 420,000 Mk. durch Aufführung großer Mauern hergestellt und enthält über 1 Mill. cbm Wasser. Eine weitere Stauweiheranlage (1889 beendet) ist der Altenweiher bei Metzeral im Münsterthal. An Größe und Bedeutung dem Alfeldssee fast gleichkommend, soll derselbe eine Verstärkung und stetige Ausbeutung der Wasserkraft der Fecht ermöglichen. Auf den Höhen zu beiden Seiten des Münsterthals wird nach dem Muster der Alpenwirtschaft Viehzucht betrieben und der berühmte Münsterkäse erzeugt. Reizend ist der Gebirgsfuß längs der Oberrheinischen Tiefebene, an den sich Hügel, meist mit Weinreben bedeckt, aus jüngern Sedimenten (Trias, Jura, Tertiärgebirge) anlehnen.

Der nördliche Teil, ganz aus Buntsandstein (Wasgaustein, Vogesensandstein), unter dem nur am Ostfuß und zwar mehr in Rheinbayern als im Elsaß ältere Gesteine (Granit, Gneis, Rotliegendes) oder auch jüngere Eruptivmassen (Porphyr, Melaphyr) entblößt sind, bestehend, ist in seinem Bau bedeutend einfacher, aber auch niedriger als der südliche Teil. Er beginnt mit dem Paß von Zabern (380 m) oder eigentlich etwas weiter südlich an den Quellen der Saar, wo der Buntsandstein mit dem Donon (1010 m) die deutsche Grenze und Kammhöhe, und an denen der Zorn, wo derselbe auch den Ostrand des Gebirges erreicht. In dieser Grenze gegen den südlichen Teil befinden sich auch seine ansehnlichsten Höhen. Nördlich vom Paß von Zabern gibt es im Elsaß keinen Gipfel von 600 m Höhe mehr (über die Hardt, s. d.); da aber die höchsten Punkte nahe dem durch kleine Bäche stark zerklüfteten, steilen Ostrand liegen, so tritt auf dieser Seite der Gebirgscharakter noch sehr hervor, welcher in entgegengesetzter Richtung in der Abdachung zur Platte von Lothringen, woselbst das Saargebiet sich entwickelt, mehr verschwindet. Über diesen Teil des Gebirges führen zwei Eisenbahnen, nämlich die von Straßburg nach Paris und die von Hagenau nach Saargemünd. Die Straßburg-Pariser