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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wald; Waldai; Waldaigebirge; Waldarfer; Waldau; Waldbau

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Wald - Waldbau.

waldreichen europäischen Rußland treten große Schwankungen hervor. Es betragen nämlich die Waldungen in Prozenten der Gesamtfläche:

^[Liste]

in den Nordgouvernements (nördl. v. 60. Breitengrad) 61 Proz.

" Ostgouvernements (50-60° nördl. Br., 42-56° östl. L.) 44

" zentralen nördlichen Gouvernements (55-60° nördl. Br., 30-43° östl. L.) 50

" zentralen südlichen Gouvernements (50-55° nördl. Br., 30-43° östl. L.) 19

" Westgouvernements (50-60° nördl. Br., 20-30° östl. L.) 36

im Königreich Polen 27

in den Südgouvernements (45-50° nördl. Br.) 5

Auch hier sind also die zuletzt genannten Teile des weiten Reichs sehr waldarm. Eine Normal-Bewaldungsziffer für die einzelnen Länder festzustellen, ist sehr schwierig, ja nach dem heutigen Stand unsrer Forschung unmöglich. Die Lage eines Landes in einer wärmern oder kältern klimatischen Zone, in der Nähe großer Meere oder im Innern weiter Kontinente, der gesamte Bodenkulturzustand desselben, das Vorhandensein oder Fehlen zahlreicher Baumpflanzungen (Fruchtbäume) außerhalb der Waldungen, der größere oder geringere Reichtum an fossilen Brennstoffen u. a. m. sind für die Frage der Normalbewaldung maßgebend, und es ist eine Aufgabe der Zukunft, diese gesamten Verhältnisse in einem klaren statistischen Bild zusammenzustellen. Die traurigen Folgen der Entwaldung sind inzwischen in vielen Ländern bereits hervorgetreten, so z. B. im mittägigen Frankreich, in Spanien, Griechenland, im Küstengebiet von Triest, auch in vielen Gegenden von Deutschland (Westerwald, Flachland von Hannover, Schleswig-Holstein, auf der pommerschen Platte, in Westpreußen, am Niederrhein etc.). In vielen europäischen Staaten hat die Gesetzgebung diesen Verhältnissen ihre Aufmerksamkeit zugewendet. Insbesondere wurden gesetzliche Bestimmungen zum Zweck der Erhaltung von Schutzwaldungen (s. d.) oder auch der Neubegründung von solchen erlassen in Bayern 1852, Österreich 1853 und 1884, Frankreich 1860, 1864 und 1882, in Preußen 1875, in der Schweiz 1876, in Italien 1877, Ungarn und Württemberg 1879.

Jedenfalls ist es notwendig, die Bewirtschaftung derjenigen Waldungen, deren Erhaltung und pflegliche Benutzung im öffentlichen Interesse liegt, gesetzten Beschränkungen zu unterziehen. Und um in dieser Beziehung weit genug gehen zu können, sollte man nicht alle Waldungen gleich behandeln. Manche könnten vollständig frei gelassen werden, andre wären einem um so strengern Schutz zu unterstellen. Und wo auch dieser nicht ausreicht oder zu lästig sein sollte und die zu erhaltenden Waldungen nicht auf dem Weg freier Vereinbarung von Staat oder Gemeinde erworben werden können, sollte die Möglichkeit der Enteignung vorgesehen werden. Selbst in den waldreichen Unionsstaaten von Nordamerika hat der Kongreß infolge der Waldverwüstung eine Enquete über die Waldverhältnisse veranlaßt, um eine Grundlage für gesetzliche Maßregeln zu gewinnen.

Vgl. Roßmäßler, Der W. (3. Aufl., Leipz. 1880); Ebermayer, Die physikalischen Einwirkungen des Waldes (Aschaffenb. 1873); Liburnau, W., Klima und Wasser (Münch. 1879); T. Nördlinger, Der Einfluß des Waldes auf die Luft- und Bodenwärme (Berl. 1885); Geyer, Der W. im nationalen Wirtschaftsleben (Leipz. 1879); Lehr, Forstpolitik, in Loreys »Handbuch der Forstwissenschaft« (Tübing. 1887); Semler, Tropische und amerikanische Waldwirtschaft (Berl. 1888); Seidensticker, Waldgeschichte des Altertums (Frankf. a. O. 1886, 2 Bde.); »Die Bodenkultur des Deutschen Reichs« (hrsg. vom kaiserl. Statist. Amt, Berl. 1881, mit 15 Karten); »Übersichtskarte von den Waldungen Preußens« (amtlich; das. 1887, 8 Blatt) und Litteratur bei den Artikeln: Forsthoheit, Forstwissenschaft, Waldbau etc.

Wald, 1) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Solingen, Knotenpunkt (Station Ohligs-W.) der Linien Haan-Mülheim-Deutz und Ohligs-Solingen der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine höhere Knabenschule, zahlreiche Eisen- und Stahlwarenfabriken, Hammerwerke, Dampfschleiferei, Regenschirmfabrikation und (1885) 9882 meist evang. Einwohner. - 2) (Klosterwald) Flecken im preuß. Regierungsbezirk und Oberamt Sigmaringen, hat eine kath. Kirche, ein Amtsgericht und (1885) 513 Einw. - 3) Pfarrdorf im schweizer. Kanton Zürich, Bezirk Hinweil, Knotenpunkt der Bahnlinien Winterthur-W. und Rüti-W., mit mehreren mechanischen Spinnereien und Webereien und (Gemeinde) (1888) 6370 Ew.

Waldai, Kreisstadt im russ. Gouvernement Nowgorod, auf dem Plateau des Waldaigebirges und an der Westseite des 7½ km langen, 4 km breiten Waldaisees (auf einer Insel desselben das berühmte Iwersky-Kloster), hat 6 Kirchen, Glockengießerei und (1886) 4362 Einw. Berühmt sind die Brezeln (Baraschki) von W.

Waldaigebirge (Wolchonskiwald, Alaúnisches Gebirge), die höchste Bodenerhebung im westlichen Innern von Rußland, die Wasserscheide zwischen der Wolga und den Zuflüssen des Ilmensees bildend und die Quellen der Wolga, des Dnjepr, der Düna etc. enthaltend, zieht sich in einer Länge von 370 km und einer Breite von 89 km auf der Grenze der Gouvernements Nowgorod und Twer hin und besteht aus flachen, meist bewaldeten Hügelreihen. Das W. erreicht im Popowa Gora eine Höhe von 351 m, hat aber sonst nur eine mittlere Kammhöhe von 90 m und eine Reihe steiler Hügelgruppen, zwischen denen sich viele Thäler und Klüfte, kleine Seen und Sümpfe befinden. Das Gebirge ist reich an Sandstein, Kalk, schwarzem und rotem Thon; auf der Oberfläche liegen Granitblöcke zerstreut. Früher war das W. durchaus bewaldet, jetzt ist infolge der Ansiedelungen ein großer Teil des Waldbodens in Ackerfeld umgewandelt worden.

Waldarfer (Valdarfer), Christoph, einer der ersten deutschen Buchdrucker in Italien, aus Regensburg, war zuerst 1470-72 in Venedig thätig. Die daselbst unter seinem Namen erschienenen Drucke zeichnen sich durch Eleganz und Korrektheit aus. Vor allen ist sein »Decamerone« des Boccaccio von 1471 zu erwähnen, eins der seltensten Bucher. W. scheint 1472 nach Mailand übergesiedelt zu sein; ein von ihm 8. Okt. 1473 abgeschlossener Kontrakt mit Ph. de Lavagna beweist, daß er zu jener Zeit wenigstens schon zwei Pressen in Mailand beschäftigte. Mailänder Drucke von ihm sind bis zum Jahr 1488 vorhanden.

Waldau, Dorf im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Königsberg, hat ein evang. Schullehrerseminar und (1885) 567 Einw.

Waldau, Max, Pseudonym, s. Hauenschild.

Waldbau (Waldbaulehre), ein Teil der Forstwissenschaft: die Lehre von der An- und Aufzucht von Holz in Beständen. Gegenstand der Waldbaulehre ist: das Verhalten der Holzarten, die Zusammensetzung der Bestände in Bezug auf Holzarten und Betriebsarten (s. Betriebsarten), die Bestandsgründung und die Bestandspflege. Vgl. G. L. Hartig, Lehrbuch für Förster, 1. Abschnitt: Holz-^[folgende Seite]