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Wallach - Wallenstein.
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Wallace'
Anmerkung: Fortsetzung von Nummer 3)
hältnisse und Institutionen Rußlands; das Ergebnis dieser Studien war sein in zehn Auflagen
erschienenes wertvolles Werk "Russia" (Lond. 1877, 2 Bde.;
deutsch von Röttger, 6. Aufl., Leipz. 1880). W. ward hierauf Korrespondent der
"Times" in Petersburg, dann in Konstantinopel, bis ihn
der Vizekönig von Indien, Lord Dufferin, zu seinem Privatsekretär ernannte. Er schrieb
noch: "Egypt and the Egyptian question" (1883) u. wurde
1887 zum Ritter geschlagen.
Wallach, das verschnittene Männchen des Pferdes, ist ruhiger und fügsamer
als das nicht verschnittene und deshalb im allgemeinen brauchbarer. Das Verschneiden wird vorgenommen,
ehe das Pferd ausgewachsen ist; es bekommt dann einen feinern Kopf und schlankern Hals, aber ein
breiteres Hinterteil. Das Deckhaar wird länger und weniger glänzend, Mähne und Schweif werden hingegen
dünner und kürzer. Je zeitiger das Verschneiden vorgenommen wird, um so besser übersteht das Pferd die
Operation, und um so mehr treten die angegebenen Abweichungen in der Entwickelung hervor.
Wallasey (spr. ŭóllĕssí), städtisches Gebiet in
Cheshire (England), an der Mündung des Mersey, unterhalb Birkenhead, mit (1881)
21,501 Einw. Dazu gehören das Seebad New Brighton,
Liscard und Seacombe.
Walla-Walla, Stadt im O. des nordamerikan. Territoriums Washington, in weizenreicher
Gegend, mit (1880) 3588 Einw.
Wallbüchse, eine Handfeuerwaffe für den Festungskrieg, welche ihres großen Kalibers
und der entsprechenden Schwere wegen zum Abfeuern auf die Brustwehr oder einen Bock gelegt wurde, ist in der
deutschen Armee nicht mehr gebräuchlich.
Walldorf, Dorf im bad. Kreis Heidelberg, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein
Astorhaus (gestiftet von dem 1763 hier gebornen Kaufmann Astor [s. d.] für alte und gebrechliche Leute),
Zigarrenfabrikation, Bierbrauerei, eine Dampfsägemühle und (1885) 3345 Einw.
Walldürn, Stadt im bad. Kreis Mosbach, 399 m ü. M., hat eine kath. Kirche, eine Wallfahrtskirche
(zum heiligen Blut), eine Gewerbe- und eine Strohflechtschule, ein Amtsgericht, eine Bezirksforstei, Strohflechterei,
Blumenfabrikation, eine Wachsbleiche und (1885) 3229 Einw.
Wallendorf, 1) (ungar. Szepes-Olaszi) Stadt im ungar. Komitat
Zips, Station der Kaschau-Oderberger Bahn, mit Nonnenkloster, (1881) 2473 deutschen Einwohnern
u. Tuchfabrikation. W. wurde ursprünglich durch Italiener gegründet. -
2) Dorf im Herzogtum Sachsen-Meiningen, Kreis Saalfeld, im Thüringer Wald, hat eine evang. Kirche, Porzellanmalerei,
Porzellan-, Blechwaren- und Schiefertafelfabrikation, Sägemühlen und (1885) 906 Einw.
Wallenstein (Waldstein),
Albrecht Wenzel Eusebius von, Herzog von Friedland,
kaiserlicher Generalissimus im Dreißigjährigen Krieg, geb. 14. Sept. 1583 auf dem Gut Hermanic in Böhmen aus einem alten
tschechischen Geschlecht, das sich nach dem Stammschloß Waldenstein oder Waldstein bei Turnau benannte. Nach dem frühen
Tod seiner Eltern Wilhelm von W. und Margarete Smiricky, die sich zum böhmisch-evangelischen Glauben bekannt hatten,
brachte einer seiner mütterlichen Oheime, Albrecht Slawata v. Koschumberg, den 14jährigen Albrecht nach Olmütz in ein
Konvikt der Jesuiten, wo derselbe zur katholischen Kirche übertrat, ohne sich jedoch je durch kirchlichen Eifer hervorzuthun.
Herangewachsen, besuchte er die Universität Altdorf und bereiste in
↔
Begleitung des berühmten Mathematikers Peter Vergundus Holland, England, Frankreich und Italien, wo er sich zu Bologna und
Padua mathematischen und astronomischen Studien widmete. Aus Italien zurückgekehrt, trat er bei dem Kaiser Rudolf in Kriegsdienste
und erhielt nach einigen Feldzügen gegen die Türken eine Hauptmannsstelle. Nach dem Frieden (1606) kehrte er nach Böhmen
zurück und vermählte sich mit einer betagten Witwe, Lukretia Nekyssowa v. Landeck, nach deren Tod (1614) ihm ansehnliche
Güter in Mähren zufielen, während er auch 14 Güter von seinem Oheim erbte. 1617 unterstützte er den Erzherzog Ferdinand im
Krieg mit Venedig durch eine Anzahl Reiter und Fußvolk und trug viel zur Rettung der belagerten Festung Gradisca bei. Nach
dem Frieden ward er zum kaiserlichen Obersten ernannt und bei seiner Vermählung mit Isabella Katharina, der Tochter des
Grafen Harrach, Günstlings Ferdinands, in den Grafenstand erhoben. Bei dem Aufstand der böhmischen und mährischen Stände
1618 Oberst eines mährischen Reiterregiments, schloß er sich seinen Landsleuten nicht an und flüchtete, als sein Regiment
ihn verließ, mit der Kriegskasse zu Ferdinand, der ihm das Kommando eines auf Wallensteins Kosten in Flandern geworbenen
Kürassierregiments übertrug. Mit diesem leistete W. bei der Niederwerfung des böhmischen Aufstandes 1619-20 wichtige Dienste,
obwohl er an der Schlacht auf dem Weißen Berg nicht teilnahm. Bei dem Strafgericht über die Teilnehmer an der Empörung wußte
W. seine Habgier durch die Erwerbung eines ungeheuern Güterkomplexes zu befriedigen, indem er teils durch schamlose Beraubung
einer unglücklichen Base die reichen Besitzungen der Familie seiner Mutter an sich brachte, teils durch enorme Forderungen
an die kaiserliche Kasse für geleistete Vorschüsse und Kosten und durch Zahlung schlechten Geldes 1622-24 von dem nachlässigen
Ferdinand Güter im Wert von 5 Mill. Gulden erlangte, für die er kaum 1-1½ Mill. in echter Münze bezahlte. Schon damals dachte
er daran, die Herrschaft Friedland, zu deren Fürsten er 1623 erhoben wurde, zu einem
selbständigen Fürstentum zu machen. Als der Kaiser durch den niedersächsischen Bund 1625 in neue Bedrängnis kam, erbot
sich W., ein Heer von ca. 20,000 Mann auf eigne Kosten auszurüsten und zu besolden, wogegen er nur unbedingte Vollmacht
über die Erhebung von Geld und Naturalien in den feindlich gesinnten Provinzen des Reichs verlangte, wozu der Kaiser seine
Einwilligung gab. Auf diese Weise wußte W. nicht bloß seine Armee zu erhalten und sich selbst zu bereichern, sondern auch
durch militärische Zucht und ökonomische Verwendung der Mittel die völlige Aussaugung der betroffenen Lande zu vermeiden
und ihnen die Existenz zu ermöglichen. Am 25. Juli 1625 zum Generalissimus und Feldmarschall ernannt, zog W. von Böhmen
nach der Weser und näherte sich im Herbste der Elbe, wo er das Halberstädtische besetzte und 25. April 1626 bei Dessau einen
vollständigen Sieg über den Grafen von Mansfeld erfocht. Als dieser zu Ende des Jahrs seinen Zug durch Schlesien nach
Siebenbürgen unternahm, um sich mit Bethlen Gabor zu vereinigen, folgte ihm W. und vereitelte so den feindlichen Angriffsplan.
1627 vereinigte sich W. mit Tilly und Herzog Georg von Lüneburg in Lauenburg zur Eroberung von Mecklenburg, Holstein, Schleswig
und Jütland, die noch vor Ablauf des Jahrs bewirkt wurde. Unterdessen hatte der Kaiser Friedland zu einem erblichen Herzogtum
erhoben und 1. Sept. 1627 W. das schlesische Herzogtum Sagan mit der Herr-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 364.