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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Westnik; Weston super Mare; Westphal; West Point; Westport; Westpreußen

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Westnik - Westpreußen.

zu Berlin, dann bis 1855 zu Wien. 1854 erhielt er den Rang eines Generals. Er starb 16. Okt. 1859; in der Peerswürde folgte ihm sein Sohn, Oberst Francis William Henry Fane, Graf von W., geb. 19. Nov. 1825, der im Krimkrieg Adjutant Lord Raglans war.

Westnik (russ.), »Bote«, Titel von Zeitschriften, z. B. »W. Jewropy« (»Der europäische Bote«).

Weston super Mare (spr. ŭeßtön ssjuper mahri), Stadt in Somersetshire (England), am Bristolkanal, rasch zu einem der beliebtesten Seebäder herangewachsen, mit (1881) 12,882 Einw.

Westphal, 1) Joachim, luther. Streittheolog, geb. 1510 oder 1511 zu Hamburg, seit 1529 in Wittenberg bei Luther und Melanchthon gebildet, wurde nach langen Wanderungen 1541 Prediger an der Katharinenkirche, zuletzt Superintendent in seiner Vaterstadt, woselbst er 16. Jan. 1574 starb. Er kämpfte gegen das Leipziger Interim und G. Major, erneuerte seit 1552 den Abendmahlsstreit gegen Calvin und Beza und verfuhr brutal gegen den mit seiner Flüchtlingsgemeinde an der deutschen Küste umherirrenden Lasko (s. Laski 2). Vgl. Mönckeberg, J. W. und Joh. Calvin (Hamb. 1865).

2) Rudolf, Philolog, geb. 3. Juli 1826 zu Obernkirchen in der Grafschaft Schaumburg, studierte seit 1845 zu Marburg orientalische und klassische Sprachen, dann Mathematik und Chemie, habilitierte sich 1852 in Tübingen für klassische Philologie und war 1858-62 außerordentlicher Professor in Breslau. Seitdem privatisierte er daselbst, lebte dann einige Jahre meist in Jena, ging 1873 nach Rußland, erhielt 1875 eine Stelle als Professor am Katkowschen Lyceum zu Moskau und lebt jetzt in Bückeburg. Sein Hauptwerk ist: »Metrik der griechischen Dramatiker und Lyriker nebst den begleitenden musischen Künsten« (mit Roßbach, Leipz. 1854-65, 3 Bde.; 2. Aufl. 1867 bis 1868, 2 Bde.; 3. Aufl. u. d. T.: »Theorie der musischen Künste der Hellenen«, 1885 ff., 3 Bde.). Daran schlossen sich über Metrik, Rhythmik und Musik: »Geschichte der alten und mittelalterlichen Musik« (Abt. 1, Bresl. 1864, und Abt. 3: »Plutarch über die Musik«, das. 1865); »System der antiken Rhythmik« (das. 1865); »Scriptores metrici graeci« (Bd. 1: »Hephaestionis de metris enchiridion et de poëmate libellus«, Leipz. 1866); »Elemente des musikalischen Rhythmus mit Rücksicht auf unsre Opernmusik« (Bd. 1, Jena 1872); »Allgemeine Theorie der musikalischen Rhythmik seit J. Sebastian Bach« (Leipz. 1880); »Aristoxenus von Tarent« (das. 1883); »Die Musik des griechischen Altertums« (das. 1883); endlich »Theorie der neuhochdeutschen Metrik« (Jena 1870, 2. Aufl. 1877). Auf Grammatik beziehen sich: »Philosophisch-historische Grammatik der deutschen Sprache« (Jena 1869); »Methodische Grammatik der griechischen Sprache« (Bd. 1 u. 2, das. 1870-72); »Die Verbalflexion der lateinischen Sprache« (das. 1873); »Vergleichende Grammatik der indogermanischen Sprachen« (Bd. 1, das. 1873). Sonst erwähnen wir: »Prolegomena zu Äschylos' Tragödien« (Leipz. 1869) und die Übersetzungen von Catull (Bresl. 1867), Aristophanes' »Acharnern« (Halle 1869) und der »Humoristischen Lyrik des klassischen Altertums« (das. 1869).

3) Karl Friedrich Otto, Mediziner, geb. 23. März 1833 zu Berlin, studierte seit 1851 daselbst, in Heidelberg, Zürich und dann wieder in Berlin und ward nach einer wissenschaftlichen Reise nach Wien und Paris 1857 Assistenzarzt an der Pockenstation der königlichen Charitee in Berlin und 1858 an der von Ideler geleiteten Irrenabteilung dieses Krankenhauses. 1861 habilitierte er sich als Privatdozent an der Universität und hielt von da ab Vorträge und klinische Demonstrationen über Geisteskrankheiten. 1869 erhielt er unter Ernennung zum außerordentlichen Professor als Nachfolger Griesingers die Stellung eines dirigierenden Arztes der klinischen Abteilung für Geistes- und Nervenkranke. 1873 wurde er Mitglied der wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen, und 1874 erhielt er die ordentliche Professur. Von seinen Arbeiten sind namentlich die hervorzuheben, welche den Nachweis einer Beziehung von Erkrankungen des Rückenmarks zur allgemeinen progressiven Paralyse der Irren führen; Untersuchungen über sekundäre Degeneration des Rückenmarks, über einige Formen spinaler Lähmungen und deren anatomische Begründung, über gewisse durch Klopfen auf Sehnen hervorzubringende Bewegungserscheinungen; der Nachweis einer Methode zur künstlichen Erzeugung von Epilepsie bei Meerschweinchen, die Darstellung gewisser seltener und wenig bekannter Formen von Neurosen und Psychosen (konträre Sexualempfindung, Platzfurcht, Zwangsvorstellung). W. begründete außerdem zuerst den klinischen Begriff der »primären Verrücktheit«, die für die Psychiatrie von der allergrößten Bedeutung wurde. Seit Griesingers Tod redigiert er das »Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten«.

West Point (spr. peunt), Dorf im nordamerikan. Staat New York, am Hudson, Sitz der 1802 gegründeten Militärakademie, mit (1880) 1412 Einw. Dabei ein Denkmal Kosciuszkos und die Ruinen mehrerer aus dem Revolutionskrieg bekannter Forts.

Westport, Stadt in der irischen Grafschaft Mayo, an der Clewbai des Atlantischen Ozeans, hat etwas Handel, ein Seebad und (1881) 4469 Einw. Zum Hafengebiet gehören (1887) 9 Seeschiffe von 4690 Ton. Gehalt und 481 Fischerboote.

Westpreußen, preuß. Provinz (1824-78 mit Ostpreußen zur Provinz Preußen verbunden), umfaßt mit Ausnahme der beiden südwestlichen Kreise Deutsch-Krone und Flatow, die zu der polnischen Landschaft Kujavien gehörten, nur Gebiete, die längere oder kürzere Zeit dem Deutschen Ritterorden unterworfen waren, nämlich: Pomerellen (das Kassubenland) auf der linken, Kulmer Land und Pomesanien (nördlich von der Ossa) auf der rechten Seite der Weichsel. W. grenzt im N. an die Ostsee, im O. an Ostpreußen, im S. an Rußland (Polen) und die Provinz Posen, im Westen an Brandenburg und Pommern und umfaßt 25,508,74 qkm (463,26 QM.).

[Bodenbeschaffenheit. Klima.] Die Provinz liegt im Norddeutschen Tiefland und wird von Westen nach O. von dem Norddeutschen Landrücken durchzogen, den die Weichsel in einem tiefen Thal durchbricht, das von der südlichen Grenze bis zur Montauer Spitze, wo Weichsel und Nogat sich trennen, fast durchgehend 7-8 km breit ist, unterhalb aber sich zu dem Mündungsdelta der Weichsel, den Weichselwerdern, erweitert. Letztere haben einen außerordentlich fruchtbaren Boden; sie liegen sehr tief, an einigen Punkten im O. sogar unter dem Meeresspiegel, und werden gegen die Stromfluten durch große Dämme, gegen den Andrang des Meers aber durch die Dünen der Nehrung (der nördlichsten Niederung, welche von der Elbinger und Danziger Weichsel im S. begrenzt wird) geschützt. Im Westen von der Weichsel nähert sich der Landrücken der Ostsee. Den höchsten Teil desselben bildet hier die Platte von Karthaus (s. d.) mit dem 335 m hohen Turmberg, die sich im S. zu einer wei-^[folgende Seite]