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Wiedergang - Wiedersicht.
nisgrundes, bei dem betreffenden Gericht angebracht werden. Mit dem Gesuch muß zugleich die versäumte Handlung nachgeholt werden. Vgl. Deutsche Strafprozeßordnung, § 44 ff.
Wiedergang, das Zurückgehen des Wildes auf derselben Fährte.
Wiedergeburt verhält sich nach reformatorischer Lehre zur Rechtfertigung (s. d.) wie die ethische zur religiösen Kehrseite desselben Verhältnisses. Dort subjektive Gewißheit der Gotteskindschaft, hier deren in Verlegung des Schwerpunktes aus der sinnlich-selbstsüchtig bedingten Sphäre des Seelenlebens in den religiös beurteilten Gewissenstrieb, in »neuem Gehorsam und in wahrhaft guten Werken« sich bethätigende Verwirklichung. Eine ganz andre, unbestimmtere Stellung nimmt die W. in der rechtgläubigen Dogmatik ein, wo z. B. insonderheit die Taufe als das W. bedeutende und bewirkende Sakrament erscheint.
Wiederholungszeichen (Repetitionszeichen, :||:), durch welches angezeigt wird, daß ein oder mehrere Verse eines Liedes noch einmal gesungen werden sollen; ein von der Notenschrift übernommenes Zeichen, welches anzeigt, daß ein Teil des Musikstücks unverändert wiederholt werden soll. Eine besondere Art von W. ist das Dal Segno (s. »S«, S. 110).
Wiederkäuer (Ruminantia), früher eine besondere Ordnung der Säugetiere, jetzt eine Gruppe der paarzehigen Huftiere (s. d.) oder überhaupt nicht mehr als einheitlich anerkannt, sondern in kleinere selbständige Familien zerlegt. Die sie auszeichnenden Merkmale sind folgende: Die obern Schneidezähne und die Eckzähne werden zwar bei den Embryonen noch ausgebildet, fallen jedoch später aus; im Unterkiefer bleiben sie zeitlebens bestehen. Die Zahl der Backenzähne beträgt 20-28; sie sind durch eine weite Lücke von den Eckzähnen getrennt und haben platte Kronen mit daraufstehenden halbmondförmigen Schmelzleisten; beim Kauen werden sie übereinander hin- und hergeschoben. Zehen und Hufe sind bei den lebenden Arten immer nur zu zwei vorhanden (daher Zweihufer), und zwar entsprechen sie der dritten und vierten Zehe; die zweite und fünfte sitzen meist als kleine Afterzehen daneben, ohne jedoch den Boden zu berühren; die erste ist gänzlich verschwunden. Der Magen (s. Abbild.) zerfällt in vier Abteilungen, nämlich den Pansen oder Wanst (rumen, A), den Netzmagen oder die Haube (reticulum oder ollula, B), den Blättermagen oder Psalter (omasus oder psalterium, C) und den Labmagen (abomasus, D). Beim Fressen gelangt das Futter zunächst in den Pansen, von dort in den nach innen zu mit netzartigen Vorsprüngen versehenen Netzmagen, wird hier erweicht und mittels einer Art Erbrechen durch die Speiseröhre in den Mund zurückgeschafft; hier wird es nun gründlich gekaut und geht dann nach Verschluß der Verbindung der Speiseröhre mit dem Pansen direkt in den Blättermagen oder, wo dieser fehlt (wie bei den Kamelen, Moschushirschen etc.), in den Labmagen. In letzterm findet die Absonderung des verdauenden Magensaftes statt. Bei jungen, noch säugenden Tieren ist der Pansen sehr klein, übertrifft aber später den Labmagen wohl um das Zehnfache. Der Blättermagen hat seinen Namen von den wie die Blätter eines Buches reihenweise nebeneinander stehenden Falten der Schleimhaut. Der Darmkanal ist wie bei allen Pflanzenfressern ungemein lang und erreicht z. B. beim Schafe fast die 30fache Länge des Körpers; auch der Blinddarm ist lang und geräumig. - Fast alle W. sind mittelgroße oder große Tiere. Ihre Haut ist mit glattem oder gekräuseltem Haar dicht bedeckt. Die Kiefer sind langgestreckt. Auf der breiten Stirn finden sich oft Hörner oder Geweihe vor. Die Ohren sind aufgerichtet und groß, die Lippen zum Erfassen des Futters sehr beweglich. Die Beine sind hoch und bei manchen Arten von äußerster Schlankheit. Oberarm, resp. Oberschenkel sind kürzer als der folgende Abschnitt des Beins; die sehr rückgebildete Elle ist mit der Speiche fest verwachsen; dasselbe gilt von dem Waden- und Schienbein. Die beiden Knochen des Mittelfußes verschmelzen gleichfalls miteinander. Die lebenden W. trennt man in die Familien der Kamele, Zwergmoschustiere, Moschustiere, Hirsche, Giraffen u. Horntiere (s. d. und Huftiere); zu ihnen kommen dann noch einige ausgestorbene Formen aus der Familie der Selenodonten (s. Huftiere) hinzu. Im übrigen stammen diese von andern Gattungen ab, die, soweit man aus dem Bau des Gebisses schließen kann, noch nicht wiederkäuten. Anderseits kennt man eine besondere, gleichfalls ausgestorbene Gruppe, die Oreodontiden aus Amerika, welche gegenwärtig als wiederkäuende Schweine aufgefaßt werden.
^[Abb.: Magen des Rindes (aufgeschnitten). A Wanst, a starke Züge der Muskelhaut (Pfeiler), b Papillen, c Schlundöffnung. BB Haube, aa Zellen, b Schlundrinne. CC Blättermagen, a Papillen, b Falte an der Laböffnung, cdef Blätter. D Labmagen, aa Blätter, b Pförtner, c Zwölffingerdarm.]
Wiederkauf, s. Rückkauf.
Wiederkunft Christi, s. Chiliasmus.
Wiedernahme (Rekaptur) der Seebeute, s. Reprise.
Wiederschlag (Repercussio), in der Fuge (s. d.) die Reihenfolge, in der die Stimmen innerhalb einer Durchführung mit dem Thema auftreten.
Wiedersheim, Robert, Anatom, geb. 21. April 1848 zu Nürtingen in Württemberg, studierte in Tübingen und Würzburg, ging 1876 als Prosektor nach Freiburg und wurde daselbst noch in demselben Jahr außerordentlicher, 1881 ordentlicher Professor der Anatomie und Direktor der anatomischen Anstalt. Er schrieb: »Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der Wirbeltiere« (2. Aufl., Jena 1886); »Der Bau des Menschen als Zeugnis für seine Vergangenheit« (Freiburg 1887); »Grundriß der vergleichenden Anatomie der Wirbeltiere« (2. Aufl., das. 1888).
Wiedersicht, Wechsel auf W., ist ein auf Sicht gestellter Eigenwechsel, den der Aussteller zu zahlen hat, wenn er ihn wieder sieht.