Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wien

604

Wien (Kirchen, Profanbauten).

Kuppel von 28 m Höhe und 19 m Durchmesser, schönem, auf sechs korinthischen Säulen ruhen dem, im Giebel mit einem Marmorrelief geziertem Portal, Glockentürmen und zwei 47 m hohen Säulen mit Szenen aus dem Leben des heil. Karl Borromeus darstellenden Reliefs von Mader, Fresken von Rothmayr, schönen Altarblättern und dem Grab des Dichters Collin (gest. 1811); die Kirche zu St. Johann von Nepomuk in der Praterstraße (1846 von Rösner erbaut), mit schlank zulaufendem Turm über der Vorhalle, Basreliefs am Portal von Klieber, Hauptaltarblatt von Kupelwieser, Fresken von Führich, Schulz u. a.; die Servitenkirche in der Roßau, eine Stiftung des Fürsten Octavio Piccolomini, mit der Kapelle des heil. Peregrinus; die Pfarrkirche zu den 14 Nothelfern in der Lichtenthaler Gasse (1770 vollendet) mit guten Altarblättern und Fresken von Kupelwieser, Zoller u. a., Skulpturen von Loy und schönem marmornen Hochaltar; die Pfarrkirche zur heiligen Dreifaltigkeit in der Alserstraße (1723 vollendet), mit guten Gemälden von Rothmayr und Altomonte; die Pfarrkirche zu Maria Treu in der Josephstadt (1698-1716 im Zopfstil erbaut), mit mächtiger Kuppelwölbung, zwei 1860 ausgebauten Türmen und Altarblättern von Maulbertsch, Brand, Rahl u. a.; die Pfarrkirche zu St. Lorenz am Neubau, Westbahnstraße (1787 vollendet), mit Hochaltar von Marmor, einer in Blei gegossenen Grablegung Christi von Prokop und schönem Hochaltarblatt von Strudel. Eine der bedeutendsten neuen Kirchenbauten Wiens ist die Pfarrkirche zu den sieben Zufluchten in der Lerchenfelder Straße (1848 nach Müllers Plan begonnen, 1861 vollendet). Sie ist dreischiffig, hat ein Querschiff, eine achteckige Kuppel, zwei vierseitige Türme, welche über dem Mittelschiff durch eine offene Galerie miteinander verbunden sind. Über dem Hauptportal und in dessen vertieften Flächen stehen Statuen von Preleuthner und Gasser. Das Innere ist mit einem von Führich angeordneten Cyklus von Bildern, ausgeführt von Kupelwieser, Engerth, Blaas u. a., ausgestattet. Unweit davon befindet sich die 1860-62 nach dem Entwurf von Fr. Schmidt im gotischen Stil ausgeführte Lazaristenkirche mit einem über der Vierung aufsteigenden Turm, schönem, in durchbrochenes Pfeilerwerk aufgelöstem Hochaltar etc. Von den Vorstadtkirchen sind weiter zu erwähnen: die Mechitaristenkirche in der Neustiftgasse (1684 vollendet), mit Schnorrs ausgezeichnetem Wandgemälde, die Speisung der Fünftausend darstellend, im Refektorium; die Stiftskirche auf der Mariahilfer Straße (1736 erbaut), mit schönem Turm; die Pfarrkirche zu Mariahilf in der gleichnamigen Vorstadt (1730 vollendet), mit einem vielverehrten Gnadenbild der Maria; die Pfarrkirche zu St. Joseph in der Vorstadt Margarethen (1768 von der Kaiserin Maria Theresia gegründet), mit vorzüglichen Gemälden von Altomonte, Auerbach und Maulbertsch; die Pfarrkirche zu den heiligen Schutzengeln auf der Wieden (1651 vollendet), mit einem verehrten Madonnenbild und guten Gemälden; die Salesianerinnenkirche am Rennweg (1719 vollendet), mit großer Kuppel, Gold- und Marmorschmuck, Kuppelfresken von Pellegrini, Altarblättern von van Schuppen, Altomonte u. a. In die neueste Epoche der Wiener Baukunst gehören endlich nachfolgende, durchweg gotische Kirchen: die Votivkirche, vom Erzherzog Ferdinand Maximilian, spätern Kaiser von Mexiko, zum Andenken an die Rettung des Kaisers beim Attentat vom 18. Febr. 1853 gegründet, wurde nach dem Plan von Ferstel 1856-79 gebaut und ist eins der schönsten modernen gotischen Bauwerke. Sie ist ein dreischiffiger Längsbau mit Chorumgang und sieben Apsidialkapellen, einem Kreuzschiff und vier an dasselbe anstoßenden Eckkapellen. An der Hauptfassade nach der Ringstraße zu erheben sich zwei schlanke, durchbrochene, 99 m hohe Türme; über der Vierung des Kreuzes steigt ein eisernes Zentraltürmchen empor. Über den Chorumgang zieht sich ein Oratorium herum; an der Hauptfassade befinden sich drei, an den Kreuzschifffassaden zusammen zwei Portale. Dem reichen statuarischen Schmuck der Kirche liegt ein typologischer Bildercyklus zu Grunde; an der Hauptfassade findet die Erlösung, an der rechten Fassade die Heiligung, an der linken die Schöpfung plastische Darstellung. Von der stilgemäßen innern Ausstattung sind die prachtvollen Glasgemälde, die polychromierten Gewölbefelder, die Freskomalereien an den Chorwänden (nach Führichs Entwürfen), der schöne Hochaltar, die Kanzel (von ägyptischem Alabaster) und das Grabdenkmal des Grafen Niklas Salm, Verteidigers Wiens gegen die Türken 1529, hervorzuheben. Das Material des Gebäudes ist durchweg harter Sandstein. Die St. Othmarkirche in der Löwengasse wurde auf Kosten der Kommune W. und des Kardinals Rauscher nach dem Entwurf von Fr. Schmidt 1866 bis 1873 im frühgotischen Stil in Ziegelrohbau erbaut. Die Pfarrkirche in der Brigittenau (1867-73 gleichfalls nach dem Entwurf von Schmidt ausgeführt) ist ein frühgotischer Ziegelrohbau, im Innern polychrom bemalt, mit Fresken, figuralem Altarschmuck und Glasmalereien. Die Kirche in Fünfhaus (1867-75 nach dem Entwurf von Fr. Schmidt erbaut) ist ein im gotischen Stil gehaltener achtseitiger Kuppelbau mit Kapellenkranz und vorgelegten Ausbauten. Endlich sind noch die Elisabethkirche auf der Wieden (1860-66 nach dem Entwurf Bergmanns im gotischen Stil in Ziegelrohbau ausgeführt) und die gleichfalls von Bergmann erbaute Pfarrkirche im 10. Bezirk, eine dreischiffige Pfeilerbasilika von vorwiegend italienischem Renaissancecharakter, zu erwähnen. Die hervorragendsten Kultusgebäude andrer Konfessionen sind in der innern Stadt: die Kirche der griechisch-orientalischen Gemeinde am Fleischmarkt (1804 erbaut, 1852-58 in reichem byzantinischen Stil von Hansen umgebaut), im Innern Fresken von Rahl und Thiersch sowie Bilder von Bitterlich und Eisenmenger enthaltend; die Kirchen der evangelischen Gemeinden Augsburger u. Helvetischer Konfession in der Dorotheengasse und die 1846-49 von Förster und Hansen erbaute evangelische Kirche in Mariahilf; die Synagoge in der Seitenstettengasse (1826 von Kornhäusel erbaut), im Innern reich im Barockstil ausgeschmückt; der israelitische Tempel in der Leopoldstadt (1853-58 von Förster im maurischen Stil in Ziegelrohbau ausgeführt), mit einer durch Mosaikornamente effektvoll verzierten Vorhalle, einem durch zwei Säulenpaare in drei Schiffe geteilten Langhaus und dem Raum für das Allerheiligste; endlich der neue, 1888 im maurischen Stil ausgeführte Tempel der türkischen Juden, gleichfalls in der Leopoldstadt.

Profanbauten.

(Hierzu Tafel »Wiener Bauten«.)

Die Zahl der Wohnhäuser in W. betrug Ende 1888: 12,883, während sie sich Ende 1857 erst auf 8806 belief. Unter den einzelnen Gebäuden sind vor allen diejenigen für den kaiserlichen Hof und zwar zunächst die kaiserliche Hofburg zu nennen, ein Komplex von Gebäuden, welche zu verschiedenen Zeiten im verschiedenartigsten Stil aufgeführt, um- und ange-^[folgende Seite]