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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wilhelm

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Wilhelm (England).

bis 1877); Derselbe, William the Conqueror (Lond. 1888); Cobbe, History of the Norman kings of England (das. 1869); Planché, The Conqueror and his companions (das. 1874, 2 Bde).

9) W. II., Rufus (der Rote), König von England, zweiter Sohn des vorigen und der Prinzessin Mathilde von Flandern, geb. 1056, folgte seinem Vater 1087 als König von England und ward 25. Sept. d. J. gekrönt. 1090 machte er den Versuch, die seinem Bruder Robert zugefallene Normandie zu erobern, und erhielt durch den Frieden von 1091 die Grafschaft Eu, Fécamp, Cherbourg u. a. 1093 fiel König Malcolm von Schottland abermals in England ein, geriet aber in einen Hinterhalt und fiel nebst seinem Sohn Eduard; auch Malcolms Bruder und Nachfolger Donald unterlag W., ebenso der König der Walliser, die einen Teil ihres Landes an England abtreten mußten. 1095 empörte sich Robert Mowbray, Graf von Northumberland, fiel aber in Wilhelms Hände. Um die Kosten eines Kreuzzugs zu bestreiten, verpfändete Robert von der Normandie 1096 W. sein Herzogtum. Als dieser aber auch das französische Vexin als zur Normandie gehörig beanspruchte, kam es 1097 zu einem Krieg mit Frankreich, der aber schon 1098 durch einen Waffenstillstand endete. W. ward 2. Aug. 1100 von einem Edelmann, William Styrrel, zufällig auf der Jagd getötet. Er war nicht vermählt, sein Bruder Heinrich I. folgte ihm in der Regierung. Vgl. Freeman, The reign of William Rufus and the accession of Henry I. (Oxf. 1882, 2 Bde.).

10) W. III., König von England, der Sohn Wilhelms II. von Oranien und der Henriette Maria Stuart, Tochter Karls I. von England, ward 14. Nov. 1650, acht Tage nach dem Tod seines Vaters, im Haag geboren und nach dem 1661 erfolgten Tod seiner Mutter von der Großmutter Amalia von Solms erzogen. In seiner Jugend durch die Handelsaristokratie der Niederlande, an deren Spitze die Brüder de Witt (s. d.) standen, von den seiner Familie bis dahin zugestandenen wichtigsten Ämtern und Würden ausgeschlossen, ward er im Frühjahr 1672 durch eine beim Beginn des Kriegs mit Ludwig XIV. ausgebrochene Volksbewegung als Erbstatthalter an die Spitze des Staats gestellt und von den Generalstaaten zum Generalkapitän und Großadmiral der Vereinigten Provinzen ernannt. Seine Energie und Thatkraft sowie die Unterstützung der fremden Mächte, die er zu erwirken wußte, retteten die Niederlande vor dem Verderben. Er trat an die Spitze des aus deutschen, spanischen und niederländischen Truppen zusammengesetzten Heers und behauptete in der unentschiedenen Schlacht bei Seneffe (11. Aug. 1674) gegen Condé das Feld. Seine geringen Streitmittel und die wankelmütige Politik der Verbündeten hinderten ihn jedoch, größere Schläge zu versuchen. Er wurde 11. April 1676 vom Marschall von Luxembourg bei Montcassel geschlagen. Um das Zustandekommen des Separatfriedens von Nimwegen zu hindern, griff W. die Franzosen 14. Aug. 1678 nochmals vergeblich bei Mons an und mußte tags danach auf die Nachricht von dem Friedensschluß die errungenen Vorteile aufgeben. Unerschüttert setzte er aber den Widerstand gegen Ludwigs XIV. Eroberungspolitik fort. 1677 hatte er sich mit Maria, Tochter des Königs Jakob II. von England, vermählt. Gegen dessen Versuche, England zu katholisieren und die Rechte des Parlaments zu vernichten, riefen fast alle Parteien Wilhelms bewaffnete Einmischung an. Derselbe landete 15. Nov. 1688 zu Torbay; fast die ganze Nation schloß sich ihm an, Jakob floh nach Frankreich, und W., der am 28. Dez. 1688 in London eingezogen war, übernahm 7. Jan. 1689 die provisorische Regentschaft. Nachdem W. den Vorschlag des Oberhauses, seine Gemahlin als Königin auszurufen, mit der Drohung seiner Rückkehr nach Holland beantwortet hatte, ward 13. Febr. 1689 ihm und seiner Gemahlin zusammen die britische Krone übertragen mit der Bestimmung, daß er allein die Regierung führen und nach beider kinderlosem Tod Marias Schwester, die Prinzessin Anna, den Thron erben sollte. Noch vor der Thronbesteigung aber mußte er die Declaration of rights, in welcher die Rechte der Nation und des Parlaments zusammengefaßt waren, unterzeichnen. Auch die schottische Nationalkonvention sprach ihm 21. Mai 1689, gerade einen Monat nach seiner Krönung in Westminster, die Krone zu. Leicht erlangte W. die Zustimmung des Parlaments zur Teilnahme am Kriege gegen Frankreich und zu einem engen Bündnis mit den Generalstaaten. Noch ehe er jedoch den Krieg erklären konnte, landete Jakob II. mit französischer Hilfe auf Irland, und die ganze Insel fiel ihm zu. W. zog selbst gegen ihn; 10. Juli 1690 erfocht er den glänzenden Sieg am Boynefluß, und 1691 war die Unterwerfung der Insel vollendet. Seitdem konnte er seine Kräfte ungeteilt dem europäischen Krieg widmen. Im Februar 1691 ging er mit 45,000 Mann nach den Niederlanden, focht aber weder in diesem noch in den folgenden Feldzügen glücklich. Während die britische Flotte bei La Hougue im Mai 1692 einen glänzenden Sieg erfocht, behielten die Franzosen zu Lande die Oberhand. Die erneuerten Versuche Jakobs II., in England festen Fuß zu fassen, mißlangen indes ebenso wie ein von den Jakobiten 1696 gegen das Leben des Königs geplantes Attentat; trotzdem machten die mißliche Finanzlage und die heftigen Parteikämpfe in England auch für W. den Frieden wünschenswert, der im September 1697 zu Ryswyk abgeschlossen wurde und W. die Anerkennung seiner Königswürde von seiten Ludwigs XIV. verschaffte. Im Innern hatte W., der seit dem Tod seiner Gemahlin (6. Jan. 1695) allein herrschte, mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Sein verschlossenes Wesen, seine Gleichgültigkeit gegen die Hochkirche und die Geistlichkeit, seine Parteilichkeit für die Whigs hatten ihm schon in den ersten Regierungsjahren das Vertrauen eines großen Teils des Volkes entzogen, während ihn die Zänkereien der Whigs und Tories im Parlament und die Angriffe, die dabei auf seine Person fielen, mit solchem Widerwillen erfüllten, daß er mehr als einmal die Niederlegung der Krone ins Auge faßte. Nur mit großem Widerstreben und nach einjährigem Zögern bestätigte er 1694 das schon im vorigen Jahr beschlossene Gesetz, durch welches die Dauer der Parlamente von sieben auf drei Jahre herabgesetzt wurde. Seine letzten Jahre waren wiederum hauptsächlich von Fragen der auswärtigen Politik erfüllt; abermals hatte er in der Frage der spanischen Erbfolge im Interesse des europäischen Gleichgewichts die Übermacht Ludwigs XIV. zu bekämpfen. Als dieser das Testament Karls II. von Spanien, durch welches der französische Prätendent zum alleinigen Erben der spanischen Monarchie bestimmt war, angenommen hatte, bewog W. 1701 das Parlament zur Absendung eines Korps von 10,000 Mann in die Niederlande, und nachdem er im Juni 1701, infolge des Ablebens des einzigen Sohns der Prinzessin Anna, die protestantische Erbfolge in England gesichert hatte, schloß er 7. Sept. d. J. im Haag die Allianz mit dem Kaiser und den