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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Windgalle - Windischgrätz.

Windgalle, ein heller Fleck am Himmel, der Sonne gegenüber, gilt in der populären Anschauung als Zeichen eines nahen Sturms.

Windgelle, s. Tödi.

Windgeschwulst, s. Emphysem.

Windgott, s. Äolos.

Windgrotten (Äolshöhlen), Höhlen, aus denen heftige Winde hervorwehen, besonders in Italien häufig.

Windhafer, Windhalm, s. Agrostis.

Windham (spr. uindäm), William, brit. Staatsmann, geb. 3. Mai 1750 zu London, studierte in Oxford und trat 1782 nach längern Reisen auf dem Kontinent ins Parlament. 1783 war er auf kurze Zeit Obersekretär für Irland. Er gehörte anfangs der liberalen Opposition an; doch die Ereignisse der französischen Revolution änderten seine politische Überzeugung, und in den Sitzungen von 1793 und 1794 gehörte er zu den eifrigsten Anhängern Pitts, dessen kriegerische Politik gegen Frankreich und dessen Kampf gegen die demokratischen Bestrebungen in England und Irland er geschickt und beredt verteidigte. Im Juli 1794 nahm ihn Pitt daher als Kriegsminister in sein Kabinett auf. In dieser Stellung veranlaßte W. 1795 die unglückliche Expedition der Emigranten nach Quiberon und betrieb 1799 eine neue Insurrektion in der Vendée, die aber durch Bonapartes Rückkehr von Ägypten vereitelt wurde. Die wachsende Friedensneigung im Parlament nötigte W. mit Pitt im Februar 1801 zum Rücktritt, hinderte ihn aber nicht, den Abschluß der Friedenspräliminarien im Oktober 1802 zu bekämpfen. Als nach dem Sturz Addingtons Pitt 1804 abermals das Staatsruder ergriff, wurde W. von der Verwaltung ausgeschlossen. Er behielt deshalb seine oppositionelle Stellung, übernahm dagegen im Ministerium Fox und Grenville das Departement des Kriegs und setzte eine gänzliche Umgestaltung des britischen Kriegswesens durch. Nach Fox' Tod zog er sich aus dem Ministerium zurück und bekämpfte seitdem unausgesetzt im Unterhaus die Maßregeln der Regierung. Er starb 3. Juni 1810. Seine Parlamentsreden gab Amyot (Lond. 1812, 3 Bde.) heraus. Vgl. »The diary of the Right Hon. W. W.« (hrsg. von Mrs. Baring, Lond. 1866).

Windhandel, im allgemeinen eine Bezeichnung für Differenzgeschäfte (s. d.), insbesondere für verwerfliche Differenzgeschäfte. Vgl. Agiotage.

Windharfe, s. Äolsharfe.

Windharmonika, Physharmonika, s. Harmonium.

Windhetze, Jagd mit Windhunden.

Windhose, s. Trombe.

Windhund, s. Hund, S. 798.

Windhyagebirge (Vindhya), Name des Vorderindien von O. nach Westen durchziehenden Gebirgszugs, wird in der altindischen Litteratur für die ganze Kette von Hügeln gebraucht, welche die breiten Gangesebenen von den gehobenen Teilen der Halbinsel trennen, jetzt aber auf den weniger wichtigen Teil dieser Anschwellung beschränkt, welcher das Thal der Narbada im N. begrenzt. Der Kamm des aus Sandstein mit abgelagertem Schiefer bestehenden Gebirges ist steil; gegen N. breiten sich gewellte Thäler aus, die von den abgeschwemmten Gesteinsstücken teilweise zu kleinen Plateaus ausgefüllt sind. Die Gipfel erreichen 760 m höchste Höhe und ragen kaum 200 m über das im N. sich anschließende Plateau von Malwa, die durchschnittliche Höhe des Gebirgszugs von 600 m setzt den heraufführenden Straßen keine Schwierigkeiten entgegen.

Windisch, s. v. w. Slowenisch.

Windisch, Pfarrdorf im Bezirk Brugg des schweizer. Kantons Aargau, auf der Halbinsel zwischen Aare und Reuß, merkwürdig wegen der Trümmer von Vindonissa, einer wichtigen Römerkolonie in Helvetien. W. ist jetzt Fabrikort mit (1888) 2087 Einw.

Windisch, Ernst, Sprachforscher, geb. 4. Sept. 1844 zu Dresden, studierte 1863-67 in Leipzig, veröffentlichte als Hilfslehrer an der Thomasschule seine Schrift »Der Heliand und seine Quellen« (Leipz. 1868) und habilitierte sich 1869 an der Universität für Sanskrit und vergleichende Sprachwissenschaft, ging aber kurz darauf nach London, um sich dort an der Katalogisierung der Sanskrithandschriften der India Office Library zu beteiligen. Nach seiner Rückkehr nach Leipzig 1871 zum außerordentlichen Professor ernannt, folgte er 1872 einem Ruf als Ordinarius nach Heidelberg, 1875 einem solchen nach Straßburg und bekleidet seit Michaelis 1877 die Professur des Sanskrit zu Leipzig. Außer der schon erwähnten Schrift und kleinern Arbeiten über vergleichende Grammatik, indische Philosophie etc. veröffentlichte er eine Untersuchung »Über den Ursprung des Relativpronomens« (Leipz. 1869, in Curtius' »Studien«, Bd. 2), »Syntaktische Forschungen« (mit Delbrück, Halle 1871), einen Sanskrittext, Hemaçandras »Yogaçâstra«, mit Übersetzung (in der »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«, Bd. 28, 1874), »Irische Grammatik mit Lesestücken« (Leipz. 1879), keltische Beiträge zu Curtius' »Grundzügen der griechischen Etymologie« (5. Aufl., das. 1879); »Irische Texte« (das. 1880; 2. Serie mit Stokes, 1884 ff.); »Georg Curtius« (Berl. 1887).

Windische Mark, ehemalige Markgrafschaft des Reichs Karls d. Gr., nach ihren Bewohnern, den Winden (Slowenen), benannt, ging später in dem Herzogtum Krain auf. Der Kaiser von Österreich führt noch jetzt den Titel eines Herrn der Windischen Mark.

Windischgrätz, uraltes, nach der Stammherrschaft in Steiermark benanntes Dynastengeschlecht, das vom Markgrafen Ulrich von Kärnten abstammen und Weriand, Herrn zu Grätz in der Windischen Mark, zum Stammvater haben soll. Es teilte sich nach Konrads Tode durch Ruprecht und Siegmund in zwei nach diesen benannte Linien. Ein Zweig der letztern wurde 1557 von Kaiser Ferdinand I. zur gräflichen Würde erhoben, erwarb 1565 das Obersterblandstallmeisteramt und die Magnatenwürde in Ungarn, erhielt 1682 die Reichsgrafenwürde, kaufte 1804 die reichsunmittelbaren Herrschaften Eglofs und Siegen in Schwaben (seit der Mediatisierung 1806 unter württembergischer Landeshoheit) und ward hierauf 24. Mai 1804 von Kaiser Franz II. unter dem Namen W. in den Reichsfürstenstand nach dem Rechte der Erstgeburt erhoben und erhielt Sitz und Stimme im schwäbischen Grafenkollegium. Der Kaiser Franz dehnte 1822 den Fürstenstand auf alle Glieder des Hauses aus. Übrigens besitzt das Haus namhafte Herrschaften in Böhmen, Niederösterreich und Steiermark. Es bekennt sich zur katholischen Kirche. Gegenwärtiger Standesherr ist Fürst Alfred zu W., geb. 31. Okt. 1851, Enkel des berühmten Feldmarschalls Alfred zu W., geb. 11. Mai 1787 zu Brüssel. Letzterer trat 1804 als Oberleutnant in das Ulanenregiment Schwarzenberg, focht als Oberstleutnant bei Leipzig und wurde darauf zum Obersten eines Kürassierregiments ernannt. 1814 führte er das Regiment mit Auszeichnung namentlich bei Troyes und bei La Fère Champenoise. 1826 ward er zum Generalmajor und Brigadier in Prag, 1830 zum Ritter