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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Wittichenau - Wittstock.

1872 zum Kommandeur der 31. Division in Straßburg ernannt, nahm er 1873 seinen Abschied und starb im Oktober 1884 auf seinem Gut Siede. 1889 wurde ihm zu Ehren das 3. hessische Infanterieregiment Nr. 83 Infanterieregiment von W. genannt. Er veröffentlichte: »Aus meinem Tagebuch 1870-1871« (Kassel 1872).

Wittichenau, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis Hoyerswerda, an der Schwarzen Elster, hat 2 kath. Kirchen, lebhaften Viehhandel und (1885) 2184 Einw.; W. gehört dem sächsischen Kloster Marienstern (s. d).

Wittichenīt, s. Kupferwismutglanz.

Wittig, August, Bildhauer, geb. 22. März 1826 zu Meißen, ging 1843 nach Dresden, wo er die Akademie bezog und Schüler Rietschels wurde. Die Gruppe: Siegfrieds Abschied von Chriemhild verschaffte ihm 1848 das sächsische Reisestipendium, welches ihn nach Florenz und 1850 nach Rom führte. Hier entstanden die Gruppe: Charitas, die Reliefs: Ganymed, den Adler Jupiters tränkend, und Hebe, die Pfauen der Juno fütternd, als symbolische Darstellungen für Trank und Speise für einen Speisesaal bestimmt, sowie Lurlei (die alle drei mehrmals in Marmor ausgeführt wurden), die überlebensgroße Idealgestalt eines Jägers (1852), endlich das edel gehaltene Relief: Grablegung Christi (im Schloß Denhofstedt in Ostpreußen). Seit April 1864 wirkt W. als Professor und Lehrer der Skulptur an der Akademie zu Düsseldorf. 1865 erhielt er den Auftrag, für die Nationalgalerie in Berlin seine in Rom entworfene Gruppe: Hagar und Ismael in Marmor auszuführen. Er vollendete dieses Werk 1871 und wurde dafür von der Akademie in Carrara zum Ehrenmitglied ernannt. Außerdem schuf er die Kolossalbüsten von Wilhelm v. Schadow (1869, für den Schadowplatz in Düsseldorf), von Cornelius (1875, für die Nationalgalerie in Berlin) sowie mehrere Bildnisse in Marmor, die sich durch geistvolle Auffassung auszeichnen. Für die Säulenhalle des Alten Museums in Berlin führte er eine Statue von Carstens, für die Kunsthalle in Düsseldorf zwei Karyatiden und für die Basilika in Trier zwei Apostelstatuen aus. W. erstrebt eine rein klassische Formgebung und weiß mit Ernst und Adel der Auffassung eine gewandte Technik zu verbinden.

Wittingau (tschech. Třeboň), Stadt im südlichen Böhmen, in sumpfiger, ein ganzes System von Teichen umfassender Gegend an der Staatsbahnlinie Wien-Gmünd-Prag, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine gotische Dechanteikirche mit schönem Kreuzgang des ehemaligen Augustinerklosters, ein fürstlich Schwarzenbergsches Schloß mit wichtigem Archiv, eine neue fürstliche Gruft, ein Gymnasium, 2 Spitäler, eine Kaserne, große Bierbrauerei, Dampfbrettsäge, bedeutende Teichwirtschaft, Fischhandel und (1880) 5819 Einw.

Wittingen, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Lüneburg, Kreis Isenhagen, hat eine evang. Kirche, Wollspinnerei, Gerberei, 3 Bierbrauereien und (1885) 1740 Einwohner.

Wittlage, Dorf und Hauptort des gleichnamigen Kreises im preuß. Regierungsbezirk Osnabrück, an der Hunte, hat ein Amtsgericht und (1885) 325 Einw.

Wittlich, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Trier, an der Lieser und der Linie Wengerohr-W. der Preußischen Staatsbahn, 171 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein kath. Schullehrerseminar, ein Amtsgericht, 2 Oberförstereien, Wein- und Tabaksbau, Reste römischer Bäder und (1885) 3425 Einw.

Wittling, s. Schellfisch.

Wittmack, Ludewig, geb. 26. Sept. 1839 zu Hamburg, widmete sich zuerst dem Lehrfach, bald aber ausschließlich der Naturwissenschaft und studierte seit 1864 in Jena, Berlin und, nachdem er 1867 in Göttingen promoviert hatte, in Paris. Hier wurde er bei Gelegenheit der Weltausstellung beauftragt, die Erwerbungen für das in Berlin neu zu gründende landwirtschaftliche Museum zu leiten, und mit den 432 Kisten, die er nach Berlin sandte, wurde der Grund zu der gegenwärtig so reichen Sammlung gelegt, als deren Kustos W. noch jetzt thätig ist. 1874 habilitierte er sich als Privatdozent an der Berliner Universität, und 1880 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. Seit 1875 fungierte er auch als Dozent am landwirtschaftlichen Lehrinstitut, als Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues und seit 1879 als Dozent für Botanik an der königlichen Tierarzneischule. Er bearbeitete den »Katalog des landwirtschaftlichen Museums« (2. Aufl., Berl. 1873) und schrieb einen »Führer durch das Museum« (das. 1873). Für die »Flora brasiliensis« bearbeitete er die Marcgraviaceen (Münch. 1879), und 1875-81 redigierte er die »Monatsschrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaus« (später »Gartenzeitung« und »Gartenflora«). Auch veröffentlichte er »Beiträge zur Fischereistatistik des Deutschen Reichs« (Berl. 1875).

Wittmund, Flecken und Kreishauptort im preuß. Regierungsbezirk Aurich, an der Harle und der Linie Emden-Jever der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, Seifen- und Ofenfabrikation, große Pferdemärkte und (1885) 1901 Einwohner.

Wittnebensches Öl, s. Kajeputöl.

Wittstein, Georg Christoph, Pharmazeut, geb. 25. Jan. 1810 zu Münden in Hannover, studierte nach Absolvierung des Staatsexamens seit 1835 in München Naturwissenschaft, war dann 16 Jahre Präparator des pharmazeutischen Instituts und leitete zugleich eine chemische Fabrik. 1851 erhielt er die Professur für Chemie, Technologie u. Naturgeschichte an dem landwirtschaftlichen und Gewerbeinstitut in Ansbach; 1853 errichtete er in München ein mit theoretisch-praktischer Unterrichtsanstalt verbundenes chemisches Laboratorium, welchem er 26 Jahre lang vorstand. Er starb 1. Juni 1887 in München. W. erwarb sich große Verdienste um die Verbesserung der Darstellung von Präparaten. Seine »Anleitung zur Darstellung und Prüfung chemischer und pharmazeutischer Präparate« (4. Aufl., Münch. 1869) galt als das vorzüglichste Werk seiner Art und wurde mehrfach übersetzt. Nächstdem war er sehr thätig in der Bekämpfung des Geheimmittelschwindels, er lieferte zahlreiche Analysen und schrieb: »Taschenbuch der Geheimmittellehre« (4. Aufl., Nördling. 1876). Außerdem schrieb er: »Etymologisch-chemisches Handwörterbuch« (Münch. 1847, 2 Bde. mit 3 Supplementen); »Etymologisch-botanisches Handwörterbuch« (Erlang. 1852); »Anleitung zur chemischen Analyse von Pflanzen und Pflanzenteilen auf ihre organischen Bestandteile« (Nördling. 1868); »Taschenbuch der Nahrungs- und Genußmittellehre« (das 1878); »Taschenbuch der Chemikalienlehre« (das. 1879); eine Übersetzung von Plinius' Naturgeschichte (Leipz. 1880); »Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs« (Bresl. 1882). 1852-73 redigierte er die »Vierteljahrsschrift für praktische Pharmazie«.

Wittstock, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Ostpriegnitz, an der Dosse und der Eisenbahn Perleberg-W., hat Reste der