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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wolkenbank; Wolkenbruch; Wolkenkuckucksheim; Wolkenschnitt; Wolkenstein

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Wolkenbank - Wolkenstein.

Teil aus der großen Leichtigkeit der Wasserbläschen, welche nur mit sehr geringer Geschwindigkeit niedersinken können und hieran außerdem auch durch den aufsteigenden Luftstrom gehindert werden, zum Teil ist es auch nur scheinbar. Senken sich nämlich die W. hernieder, so werden die Wasserbläschen in den untern wärmern Luftschichten wieder in Dampf verwandelt, während sich oben durch einströmenden kalten Wind fortwährend neue Bläschen bilden. Eine Bergspitze erscheint oft tagelang von einer Wolke eingehüllt, welche unbeweglich dieselbe Stelle zu behaupten scheint. In Wirklichkeit ist diese Wolke aber in steter Neubildung begriffen. An dem kalten Berggipfel kühlt sich ein warmer Luftstrom ab und scheidet Wasserbläschen aus, die, indem sie von demselben Luftstrom fortgetrieben werden, herabsinken und sich wieder auflösen, während an dem kalten Berggipfel immer neue Nebelbildungen erfolgen. Wo also Ruhe zu sein scheint, herrscht unaufhörlich Bewegung, und mit Recht sagt daher Dove, die W. sind nicht ein Produkt, sondern ein Prozeß, und vergleicht sie in der Art, wie sie dauernd vergehen und von neuem entstehen, mit einer Schaumstelle eines Gebirgsbachs, die unverändert stehen zu bleiben scheint. Wenn die Verdichtung der Wasserdämpfe längere Zeit anhält und die einzelnen Dunstbläschen größer und schwerer werden, so fließen sie zusammen und bilden wirkliche Wassertropfen, welche als Regen sowie bei hoher Kälte als Schnee und unter besondern umständen als Hagel niederfallen. Die Einteilung der einzelnen Wolkengebilde versuchte zuerst Howard, und zwar unterschied derselbe sieben Formen, nämlich drei Hauptformen: Cirrus, Cumulus und Stratus mit den drei Zwischenformen: Cirrocumulus, Cirrostratus, Stratocumulus oder Cumulostratus und den Nimbus. Die Federwolke (cirrus) besteht aus sehr zarten, bald mehr streifigen, bald mehr locken- oder federartigen Fasern, welche in Höhen von 7-8000 m schweben und wohl immer aus Eisnadeln zusammengesetzt sind. Sie erscheint zuerst nach anhaltend schönem Wetter und ist dann in trockner Luft mehr streifig, in feuchter mehr verwaschen. Oft setzen sich Streifchen an Streifchen, krümmen sich an den Enden und bilden die sogen. Windbäume. Streifen von bedeutender Ausdehnung bilden die federige Schichtwolke (cirrostratus), welche sich wie ein durchsichtiger Schleier über den Himmel zieht. Fließen die Streichen endlich zusammen zu einem weißlichen Überzug des Himmels, so verkünden sie den in der Höhe bereits eindringenden West- oder Südwind, der uns im Sommer Regen, im Winter aber Schnee- und Tauwetter zu bringen pflegt. Da diese W. vorzugsweise Veranlassung zu den Ringen um Sonne und Mond, den Nebensonnen und Nebenmonden, geben, so ist daraus zu schließen, daß sie auch aus Eiskristallen bestehen. Die Schäfchen (federige Haufenwolke, cirrocumulus) sind ein leichtes Gewölk, das aus einer Menge einzelner, abgerundeter, oft in Reihen geordneter Wölkchen besteht. Sie erscheinen nur bei schönem Wetter am Himmel und gelten als Zeichen seiner Beständigkeit. In ihrer Form bilden die Schäfchen den Übergang zur Haufenwolke (cumulus), welche sich mit gewölbten, mehr oder minder kugelförmigen, im Sonnenschein stark glänzenden Gipfeln auftürmt und auf einer horizontalen, ebenen, etwas dunkeln Grundfläche zu ruhen scheint. Diese W. werden durch den aufsteigenden Luftstrom in den tiefern Schichten der Atmosphäre gebildet. Die horizontale Grundfläche bezeichnet die Luftschicht, in welcher der aufsteigende Luftstrom bis zum Taupunkt abgekühlt ist. Beim Nachlassen dieses Stroms senken sich die W. und lösen sich in den untern, wärmern Schichten wieder auf, so daß sie gegen Abend oft vollständig verschwinden. Die Haufenwolke tritt besonders bei hoher Temperatur auf, weshalb sie in den Tropen die gewöhnlichste Wolkenform und bei uns die gewöhnliche Sommerwolke ist. Die Schichtwolke (stratus) besteht aus horizontalen Wolkenstreifen und bildet sich häufig nach Tagen, deren Temperatur gegen die der Nacht stark absticht. Eine besondere Form der Schichtwolken bildet die Wolkenbank, welche sich namentlich zur Zeit des Sonnenuntergangs meistens in westlicher Richtung bildet und sich als schwere, in horizontalen Schichten gelagerte Wolkenmassen darstellt. Die dichter werdenden Haufenwolken gehen in die streifige Haufenwolke (cumulostratus und stratocumulus) über, welche in unsern Breiten die gewöhnlichste Wolkenform bildet und den untern Luftschichten angehört. Ihre Form ist unbestimmt, oft unregelmäßig und zerrissen. Bei zunehmender Wolkenbildung überziehen sie oft den ganzen Himmel mit einem blauschwarzen Farbenton und verwandeln sich dann in die eigentliche Regenwolke (nimbus), aus der das verdichtete Wasser herabstürzt. Daß die von Howard herrührende Einteilung der W. nicht ausreichend ist, weil verschiedene Wolkenformen, die oft auch unter verschiedenen Verhältnissen entstanden sind, unter demselben Namen zusammengefaßt werden, ist allgemein anerkannt. Trotzdem sind diese Namen beibehalten, weil es vorläufig noch nicht gelungen ist, eine zweckmäßigere Bezeichnung aufzustellen, obgleich verschiedene Vorschläge dafür gemacht sind. Eine eigentümliche Wolkenform, welche sich als gleichmäßig unterbrochene Wolkenhäufchen (cirrocumulus) oder Wolkenstreifen (cirrostratus) in paralleler Richtung am Himmel zeigt, sind die von Alexander v. Humboldt mit dem Namen Polarbanden (s. d.) bezeichneten W., welche bei großer Heiterkeit des Himmels entstehen und unter den Tropen häufiger als in der gemäßigten und kalten Zone auftreten. In neuerer Zeit ist die Aufmerksamkeit auch auf sogen. leuchtende W. gelenkt. Etwa 20 Minuten nach Sonnenuntergang zeigen sich an dem vorher ganz klaren Himmel vereinzelte weiße Streifen, ähnlich sehr feinen Cirrusstreifen. Mit zunehmender Dunkelheit verschwindet die Erscheinung auf der der Sonne gegenüberliegenden Himmelsseite und nimmt an Ausdehnung immer mehr und mehr ab, während die Helligkeit des sichtbaren Teils der Erscheinung zunimmt und etwa zwei Stunden anhält.

Wolkenbank, s. Wolken.

Wolkenbruch, das plötzliche Herunterstürzen von bedeutenden Regenmassen, die meistens von Überschwemmungen begleitet zu sein pflegen; vgl. Regen.

Wolkenkuckucksheim (griech. Nephelekokkygia), in Aristoteles' »Vögeln« Name der von den Vögeln in die Luft gebauten Stadt; danach s. v. w. Phantasiegebilde.

Wolkenschnitt, in der Heraldik, s. Heroldsfiguren.

Wolkenstein, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Marienberg, an der Zschopau und der Linie Chemnitz-Annaberg der Sächsischen Staatsbahn, 450 m ü. M., hat eine evang. Kirche, ein altes Felsenschloß, ein Amtsgericht, Baumwollspinnerei. Buntpappe-, Sargverzierungs-, Pappspielwaren-, Posamenten-, Korsett- und Metallwarenfabrikation, starke Schuhmacherei, Bierbrauerei und (1885) 2221 fast nur evang. Einwohner. Dabei das Wolkensteiner Warmbad, eine schon seit dem 14. Jahrh. bekannte Schwefeltherme von 30° C.,