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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Zell; Zell.; Zella; Zellbildung; Zelle

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Zell - Zelle.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Zell'

Anmerkung: Fortsetzung von Nummer 8)

im Pinzgau und an der Staatsbahnlinie Salzburg-Wörgl gelegen, 754 m ü. M., beliebter Sommeraufenthalt und Ausgangspunkt von Bergtouren, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft u. eines Bezirksgerichts, hat eine gotische Pfarrkirche, ein Schloß, Villen, mehrere Hotels, darunter das der Staatsbahnen mit Parkanlagen, Badeanstalten u. (1880) 1045 Einw. Der Zeller See ist 4 km lang, 1½ km breit, 73 m tief, hat warmes Wasser und wird von einem Dampfboot befahren. Von verschiedenen Punkten desselben bietet sich eine prächtige Aussicht auf die Tauernkette dar. Westlich von Z. erhebt sich die Schmittenhöhe (1956 m) mit berühmtem Alpenpanorama und einem Gasthaus. Am Südende des Sees liegt das stilgemäß restaurierte Liechtensteinsche Schloß Fischhorn. -

9) (Z. am Ziller) Marktflecken in Tirol, Bezirkshauptmannschaft Schwaz, in reizender Lage zu beiden Seiten des Ziller, Hauptort des obern Zillerthals, hat ein Bezirksgericht, starke Viehzucht, Käsebereitung, Sensen- und Sichelfabrikation und (1880) 810 Einw. Östlich davon öffnet sich das Gerlosthal (s. Gerlos).

Zell, 1) Ulrich, der älteste Buchdrucker Kölns, aus Hanau gebürtig, ein Kleriker der Mainzer Diözese und jedenfalls in der Fust und Schöfferschen Offizin zu Mainz gebildet, kam vermutlich 1462 nach Köln und druckte hier, soweit es sich durch ein datiertes Buch nachweisen läßt, 1466; eine Anzahl vorhandener undatierter Drucke läßt jedoch schließen, daß er mindestens schon 2-3 Jahre vorher als Drucker thätig war. Z. soll erst nach 1507 gestorben sein; jedenfalls lebte er noch 1499, denn die »Kölnische Chronik« von diesem Jahr sagt in der berühmten Erwähnung der Erfindung der Buchdruckerkunst, daß er in jenem Jahr noch seinem Beruf oblag. Außer andern größern von ihm gedruckten Werken ist namentlich seine (wahrscheinlich 1470 erschienene) »Biblia latina« (2 Bde.) hervorzuheben.

2) Matthäus, erster protest. Prediger Straßburgs, geb. 1477 zu Kaisersberg, wurde 1505 Magister der freien Künste in Freiburg, 1518 Leutpriester an der Münstergemeinde in Straßburg. Schon 1522 war der »Meister Matthes« so sehr als Neuerer verdächtig, daß ihm die Domherren die einst für seinen Landsmann Geiler erbaute Doktorkanzel verschlossen, worauf ihm die Schreiner freiwillig eine hölzerne Kanzel errichteten. Seit 1523 trat er hinter Bucer, Capito, Hedio u. a. zurück und starb 9. Jan. 1548. Vgl. Erichson, M. Zell (Straßb. 1878).

3) Karl, Philolog, geb. 8. April 1793 zu Mannheim, daselbst gebildet, studierte seit 1810 in Heidelberg, Göttingen und Breslau, ward 1814 Professor am Lyceum in Rastatt, 1821 ordentlicher Professor zu Freiburg, wo er 1830 das philologische Seminar gründete, 1836 Ministerialrat und Mitglied des Oberstudienrats in Karlsruhe und 1847 Geheimer Hofrat und Professor in Heidelberg, wo er, seit 1855 quiesziert, 24. Jan. 1874 starb. Er war 1848-53 Mitglied der Zweiten Kammer und wirkte in dem badischen Kirchen- und Schulstreit für die katholische Partei. Seine Hauptwerke sind: »Ferienschriften« (Freiburg 1826-33, 3 Bde.; neue Folge, Heidelb. 1857) und »Handbuch der römischen Epigraphik« (das. 1850-57, 3 Bde.). Sonst nennen wir seine Sammlung lateinischer Klassiker (Stuttg. 1827-30, 16 Bdchn.), in der er selbst Ciceros »De republica«, Horaz, Phädrus, Eutropius und Publilius Syrus besorgte, die Ausgabe von Aristoteles' Nikomachischer Ethik (Heidelb. 1820, 2 Bde.), die Übersetzung von dessen »Organon« (Stuttg. 1836-62, 8 Bdchn.), »Über die Iliade und das Nibelungenlied« (Karlsr. 1843) und ↔ »Lioba und die frommen angelsächsischen Frauen« (Freiburg 1860). Gesammelt erschienen seine »Opuscula academica« (Freiburg 1857).

Zell., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für P. C. Zeller, Professor in Glogau. Mikrolepidopterolog.

Zella (Z. St. Blasii), Stadt im Herzogtum Gotha, Landratsamt Ohrdruf, im Thüringer Wald, am Lubenbach, Knotenpunkt der Linien Plaue-Ritschenhausen und Z.-Schmalkalden der Preußischen Staatsbahn, 490 m ü. M., hat eine evang. Kirche ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Eisengießerei, Maschinen-, Luxusgewehr-, Revolver- und Kurzwarenfabrikation, Sägemühlen und (1885) 3023 evang. Einwohner.

Zellbildung, s. Zelle.

Zelle (Cellula), die einfachste Form, in welcher tierische oder pflanzliche Organismen (lebende Wesen) auftreten können. Fast immer ist sie nur mikroskopisch sichtbar und besteht im wesentlichen aus einem Klümpchen zähflüssiger, eiweißartiger Substanz, die mit Leben begabt ist, d. h. sich von der Stelle bewegen kann, für äußere Reize empfänglich ist, durch Nahrungsaufnahme sich vergrößert und unter gewissen Umständen sich vervielfältigt (fortpflanzt). Man nennt diese uns in ihrem innersten Wesen noch völlig rätselhafte Materie Plasma oder Protoplasma, auch wohl Sarkode. Außer ihr finden sich in den meisten Zellen noch allerlei Substanzen, die aber durch die Thätigkeit des Plasmas dahin gelangen, z. B. Fetttröpfchen, auch kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen (Vakuolen); ferner umgibt sich das Plasma der Z. gewöhnlich zum Schutz gegen die Einwirkung der Außenwelt mit einer Haut (Membran, Zellmembran, Zellhaut, Zellwandung), und endlich ist fast immer im Innern des Plasmas noch ein besonderer runder Körper, der sogen. Zellkern oder schlechtweg Kern (s. unten), vorhanden. Man trennt dem entsprechend die Zellen in kernlose Zellen oder Cytoden (s. d.) und kernhaltige Zellen oder Zellen im engern Sinn. - Die Gestalt der Z. ist im einfachsten Fall, d. h. bei frei lebenden, ruhenden Zellen, die kugelige, wird jedoch bei jeder Bewegung eine andre. Überhaupt kommt eine Ortsveränderung einer solchen membranlosen oder nackten Z. nur dadurch zu stande, daß sie nach einer Seite hin einen oder mehrere Fortsätze ausstreckt und sich mit ihrem ganzen Leib in dieselben nach ergießt (sogen. amöboide Bewegung). Ist sie dagegen von einer Membran umgeben, so streckt sie ihre alsdann gewöhnlich feinern, fadenförmigen Fortsätze durch besondere Löcher in derselben heraus, heftet sich damit an irgend einen Gegenstand an und zieht sich nach. Auch ihre Nahrung erlangt sie, indem sie mit diesen Fortsätzen (Scheinfüßen, Pseudopodien), welche sie beliebig ausstrecken und wieder in ihren Leib einziehen kann, die ihr zusagende Beute umspinnt und diese entweder ganz in ihr Inneres befördert, oder an Ort und Stelle verzehrt. Bei Reizen von außen zieht sie gewöhnlich die Pseudopodien ganz ein, rundet sich ab und umgibt sich auch wohl mit einer durch Ausschwitzung entstehenden dickern u. widerstandsfähigen Haut (Cyste). - Eine besondere, übrigens noch keineswegs völlig aufgeklärte Rolle im Leben der Z. spielt der Kern. Er besteht meist aus einem Bläschen, das manchmal von einer besondern Haut umschlossen wird, liegt gewöhnlich in der Mitte der Z. und ist mitunter während des Lebens nicht sichtbar, indem sein Lichtbrechungsvermögen alsdann dem des Zellleibes gleichkommt. Da manche Zellen zeitlebens ohne ihn bestehen können, so ist er offenbar nicht

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 856.