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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Zentrifugalpendel - Zentrum.

gesetzt, in welchem ein wagerechter Metalldraht ausgespannt ist; auf diesem sind zwei durchbohrte Metallkugeln, die durch einen Draht oder durch Schnüre miteinander verbunden sind, leicht verschiebbar; befinden sich die beiden Kugeln auf verschiedenen Seiten der Drehungsachse, so werden sie bei der Umdrehung vermöge der Z. auseinander fahren, und diejenige Kugel, deren Z. die größere ist, wird die andre nach sich ziehen; man findet nun leicht eine solche Stellung der Kugeln diesseit und jenseit der Achse, daß bei der Umdrehung die Kugeln in Ruhe bleiben, indem ihre Zentrifugalkräfte sich das Gleichgewicht halten; dies tritt ein, wenn ihre Entfernungen von der Drehungsachse sich umgekehrt verhalten wie ihre Massen, oder wenn die Produkte aus den Massen und den Halbmessern der durchlaufenen Kreise für beide Kugeln gleich sind. Bei gleicher Umlaufszeit verhalten sich also die Zentrifugalkräfte wie die Massen und wie die Halbmesser der Kreisbahnen, wie das oben mitgeteilte Gesetz es verlangt. Wird ferner auf die Achse der Zentrifugalmaschine eine vertikale Welle aufgesteckt, woran zwei Kugeln an Drähten, die sich oben in Scharnieren drehen, pendelartig herabhängen, so entfernen sich die Kugeln mit wachsender Umdrehungsgeschwindigkeit immer mehr von der Achse und heben ein längs der Achse verschiebbares Gewicht; diese Einrichtung findet als Zentrifugalregulator bei Dampfmaschinen praktische Verwertung. Ein kreisförmig gebogener elastischer Metallstreifen, der auf eine lotrechte Welle lose aufgesteckt ist, so daß diese als sein vertikaler Durchmesser erscheint, wird durch die Z., welche an den von der Achse am weitesten entfernten Endpunkten seines horizontalen Durchmessers am stärksten wirkt, zu einer Ellipse auseinander gezogen und versinnlicht dadurch die Entstehung der Abplattung der Erde.

Zentrifugalpendel, s. Pendel, S. 826.

Zentrifugalventilator, s. Gebläse, S. 978.

Zentrifugen (Zentrifugalmaschinen), mechanische Vorrichtungen, welche mit Hilfe der Zentrifugalkraft die Trennung flüssiger Körper von festen bewirken. Sie bestehen im wesentlichen aus einer cylindrischen, 1-1,5 m im Durchmesser haltenden Trommel T (s. Figur) aus Drahtgewebe oder durchlöchertem Blech, welche auf einer gußeisernen Scheibe festgenietet ist, deren Nabe auf der vertikalen Welle d sitzt, so daß diese Welle zugleich die Trommelachse bildet. Die Welle läuft mit einem Stutzzapfen in einem Fußlager und mit einem Kammzapfen in einem entsprechenden Lager bei d in dem kräftigen Gestell G, das zugleich die Antriebsvorrichtung aufnimmt, welche aus den beiden Riemenrollen r r und den Friktionsrädern s s besteht, zwischen welchen die auf der Welle d festsitzende, aus Papier hergestellte Scheibe p gefaßt und so umgedreht wird, daß die Welle und somit die Trommel in der Minute 1000-2000 Umdrehungen macht. Bringt man nun eine breiartige Masse in die Trommel, so wird diese von dem Kegel, auf welchen sie zunächst fällt, abgleiten und durch die Zentrifugalkraft gegen die Wandung der Trommel geschleudert werden, auf welcher sie sich gleichmäßig ausbreitet. Das Sieb hält die festen Bestandteile des Breies zurück, aber die flüssigen werden mit großer Kraft daraus entfernt und dringen durch die Maschen des Siebes. Um sie aufzufangen, ist die ganze Trommel mit einem eisernen Mantel K umgeben, welcher an der Rotation nicht teilnimmt, und an dessen Boden ein Rohr die ausgeschleuderte Flüssigkeit ableitet. Begießt man den in der rotierenden Trommel befindlichen Breirückstand mittels eines Brausenkopfes mit Wasser, so wird er leicht und vollständig ausgewaschen und kann gleichwohl fast trocken aus der Maschine genommen werden. Diese Z. dienen zur Gewinnung des Safts aus zerriebenen Runkelrüben, zur Reinigung von Rohzucker und Zucker aus Nachprodukten, zum Trocknen der Wolle, der Garne und Gewebe (Zentrifugaltrockenmaschine, Hydroextrakteur), in der Paraffinfabrikation zur Reinigung von Kristallmassen, in der Gerberei zur Trennung der Lohe von der Brühe, in der Weinfabrikation zur Gewinnung des Mostes und zur Verbesserung kranker Weine, in der Stärkemehlfabrikation, in der Milchwirtschaft zur Gewinnung des Rahms, zum Auslassen des Honigs, in eigentümlicher Einrichtung auch zum Trocknen appretierter Stoffe etc. Für die Zuckerfabrikation hat man Z. gebaut, welche einen kontinuierlichen Betrieb gestatten. Ebenso sind Z. konstruiert worden, bei denen man die ausgeschleuderte Ware aus der Maschine entfernen kann, ohne diese in Stillstand zu setzen.

^[Abb.: Zentrifuge.]

Zentripetalkraft, s. Zentralbewegung, Zentrifugalkraft.

Zentrisch (lat.), s. v. w. zentral; z. nach den Ecken heißt ein Vieleck, um welches sich ein Kreis beschreiben läßt; z. nach den Seiten ein solches, welches um einen Kreis beschrieben ist.

Zentriwinkel, s. Kreis, S. 184.

Zentrobarische Regel, s. Baryzentrische Regel.

Zentrum (lat.), Mittelpunkt, im mathematischen Sinn derjenige Punkt im Innern einer Linie oder Fläche, der alle durch ihn gehenden Sehnen halbiert. Zu den Linien mit Mittelpunkt gehören Kreis, Ellipse und Hyperbel, zu den Flächen, die ein Z. besitzen, die Kugel und das Ellipsoid. Z. der Schwere, s. v. w. Schwerpunkt (s. d.). - In der Kriegswissenschaft ist Z. die Mitte einer Schlachtordnung im Gegensatz zu den beiden Flügeln. Das Durchbrechen des Zentrums führt in der Regel zu entscheidendem Sieg, da der Geschlagene seine durch das Heer des Siegers getrennten Streitkräfte nur schwer wieder vereinigen kann.

Zentrum (Zentrumspartei), in der Politik diejenige Fraktion einer parlamentarischen Körperschaft, welche zwischen der Rechten (konservativen) und der Linken (liberalen Partei) eine mittlere Parteistellung einnimmt und dies auch äußerlich durch die Wahl der Plätze in der Mitte des Sitzungssaals zu erkennen gibt. Dabei wird zuweilen noch zwischen