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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ziegenpeter; Ziegenrück; Zieger; Ziegler

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Ziegenpeter - Ziegler.

mit zwei dunkeln Längsstreifen, auf den Flügeldeckfedern mit rostgelber Querbinde, in der schwarzen, braun punktierten Zügel- und Ohrgegend mit gelblichweißen Längsstreifen, an Kinn, Kehle und Halsseiten rostfahl mit schwärzlichen Querlinien, welche auf der übrigen Unterseite breiter werden, auf der Brust schwarzbraun, grau bespritzt. Die Schwingen sind schwarzbraun, rostgelb gefleckt, die Schwanzfedern bräunlichgrau, schwarz und weiß gefleckt, Auge und Fuß ist braun, der Schnabel schwarz. Der Z. findet sich im größten Teil von Europa und Nordwestasien, weilt bei uns von Ende April bis September und geht im Winter bis Südafrika. Er bewohnt Nadelwälder, sitzt am Tag meist schlafend auf dem Boden, einem Stein oder Ast, wo man ihn seines düster gefärbten Gefieders wegen schwer bemerkt. In der Dämmerung streift er raschen, gleitenden Flugs umher, ruht dann eine Weile und wiederholt seine Jagdzüge mehrere Male. Das Weibchen legt zwei rötlichweiße, grau und braun gefleckte Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 11) an einer sehr versteckten Stelle unter Gebüsch, auf einen bemoosten Baumstrunk etc. und, wie es scheint, brüten beide Geschlechter. In Südeuropa erlegt man ihn für die Küche. Über die Familie der Z. s. Segler.

Ziegenpeter, provinzielle Bezeichnung für Ohrspeicheldrüsenentzündung (s. d.).

Ziegenrück, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Erfurt, in romantischer Gegend, an der Saale und der Eisenbahn Triptis-Blankenstein, hat eine evang. Kirche, ein Schloß, ein Amtsgericht, Holzstoff-, Pappe-, Schachtel- und Kartonagenfabrikation, Wollspinnerei, Flanellweberei, Mahl- und Schneidemühlen und (1885, 1072 Einw.

Zieger (Schabzieger), s. Käse, S. 584.

Ziegler, 1) Friedrich Wilhelm, Schauspieler und Theaterdichter, geb. 1761 zu Braunschweig, wurde 1778 in Hamm Schauspieler bei Neuheil, mit dem er nach Wien ging, erregte hier die Aufmerksamkeit Kaiser Josephs II., der ihn 1781 am Hoftheater anzustellen befahl, und gehörte dieser Bühne, ein Tagesengagement in Mainz ausgenommen, bis zu seiner Pensionierung (1822), zuletzt als Theaterkonsulent, an. Er starb 21. Sept. 1827 in Preßburg. Als Bühnendichter wetteiferte Z. mit Iffland und Kotzebue. Besondern Beifall fanden das rührende, viel gegebene Schauspiel »Parteiwut« (1817) und die Lustspiele: »Der Hausdoktor« (1798), »Liebhaber und Nebenbuhler in Einer Person« und »Die vier Temperamente« (1823), die ebenso geschickt angelegt wie gewandt ausgeführt sind. Seine »Sämtlichen dramatischen Werke« erschienen Wien 1824, 13 Bde.; 2. Ausg. 1838.

2) Jakob Melchior, schweizer. Geograph, geb. 27. Nov. 1801 zu Winterthur, studierte in Genf und Paris Mathematik und Naturwissenschaften, leitete dann das väterliche Baumwollengeschäft und war gleichzeitig 1828-34 Lehrer der Mathematik in seiner Vaterstadt, deren Schulwesen ebenso wie die schweizerischen Eisenbahnen und Kunstbestrebungen er zeitlebens förderte. Seit 1834 Forstinspektor, vermaß er mit seinem Schüler Wurster zusammen die großen Winterthurer Waldungen und gründete dann 1842 die berühmt gewordene lithographische Anstalt von Wurster u. Komp. (seit 1863 Wurster, Randegger u. Komp.), der er bis 1873 angehörte. Unter den zahlreichen wertvollen und technisch, namentlich in der Gebirgszeichnung, vollendeten Karten Zieglers, welche aus derselben hervorgegangen sind und zum Teil auf dessen eignen Aufnahmen beruhen, sind zu nennen: »Topographische Karte der Kantone St. Gallen und Appenzell« (16 Bl., 1849-52); »Atlas über alle Teile der Erde nach Karl Ritters Lehre« (2. Aufl. 1864); »Hypsometrischer Atlas mit Erläuterungen und Höhenverzeichnissen« (1856); »Topographische Karte der Insel Madeira« (1856); »Topographische Karte des Kantons Glarus« (1:50,000, 2 Bl.; 2. Aufl. 1869); »Hypsometrische Karte der Schweiz« (1866); »Topographische Karte des Unterengadin etc.« (1:50,000, 2 Bl., 1867); »Topographische Karte des Oberengadin etc.« (1:50,000, 4 Bl., 1873); ferner einige Schriften »Über das Verhältnis der Topographie zur Geologie« (1869 u. 1876). Z., der lange mit Karl Ritter im engsten Verkehr gestanden, starb 1. April 1883 in Basel. Vgl. Geilfuß, Leben des Geographen J. M. Z. (Winterthur 1884).

3) Franz Wilhelm, Politiker, geb. 3. Febr. 1803 zu Warchau bei Brandenburg a. H., studierte die Rechte in Halle, wurde Rechtsanwalt, 1840 Oberbürgermeister in Brandenburg, 1848 Mitglied der preußischen Nationalversammlung und 1849 wegen Teilnahme am Steuerverweigerungsbeschluß seines Amtes entsetzt und zu einem Jahr Festung verurteilt. Er ließ sich nach Verbüßung der Strafe in Berlin nieder, ward 1864 Mitglied des Abgeordnetenhauses und 1867 des Reichstags. Er gehörte zur Fortschrittspartei, von deren Parteipolitik er sich nur 1866 vor Beginn des Kriegs einmal trennte, indem er sich in einer Rede in Breslau mit Entschiedenheit für die Wahrung von Preußens Macht und Ehre auch durch einen Krieg erklärte. Er starb 1. Okt. 1876. Z. schrieb: »Wie ist dem Handwerkerstand zu helfen?« (Leipz. 1850); »Zur sozialen Reform des preußischen Abgabenwesens« (Berl. 1850) und die Erzählungen: »Nondum« (das. 1860, 2 Bde.), »Landwehrmann Krille« (das. 1865), »Bettler vom Kapitol« (das. 1869), »Gesammelte Novellen und Briefe aus Italien« (das. 1872, 3 Bde.). Zieglers »Gesammelte Reden« erschienen Berlin 1879.

4) Karl, unter dem Namen Carlopago bekannter Dichter, geb. 12. April 1812 zu St. Martin in Oberösterreich, wuchs in Mödling und Wien auf, erhielt nach Erledigung der philosophischen Studien an der Wiener Universität 1838 eine Kanzleianstellung und zwar bei der Schulbücherverlagsdirektion und verblieb in diesem Amt bis zu seiner Pensionierung 1857. Er starb 20. Mai 1877 in Wien. Z. gehört zu den formfeinsten und bedeutendsten österreichischen Dichtern der neuesten Zeit. Seine Sprache und Darstellung sind, abweichend von den meisten seiner dichterischen Landsleute, meist sehr einfach und nur selten mit Bildern geschmückt; dafür aber weiß er durch Wahrheit der Empfindung, originelle Behandlung, Mannigfaltigkeit der Stoffe und idealen Schwung der Gedanken zu fesseln. Er veröffentlichte: »Gedichte« (Leipz. 1843); »Himmel und Erde«, Gedichte (Wien 1856); »Oden« (Salzb. 1866) und »Vom Kothurn der Lyrik« (das. 1869), letzteres Werk eine Sammlung von Hymnen, Dithyramben, Rhapsodien etc., oft von großer Schönheit und hinreißender Wirkung.

5) Alexander, Reiseschriftsteller, geb. 20. Jan. 1822 zu Ruhla, begann seine Laufbahn als Forschungsreisender mit einer Reise durch Nordamerika und Westindien (1846-47), deren Ergebnisse er in den Werken: »Skizzen einer Reise durch Nordamerika etc.« (Leipz. 1848, 2 Bde.), »Republikanische Licht- und Schattenseiten« (das. 1848) u. a. niederlegte. 1850-51 besuchte er Spanien, 1854-55 Marokko, Algerien, Ägypten und Nubien, von wo er über Jerusalem, Smyrna und Griechenland zurückkehrte. 1857-58 führte er eine neue größere Reise nach dem