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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Zimmermann

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Zimmermann.

Freund Exner (s. d. 1) in der damaligen Studienhofkommission, später in dem k. k. Unterrichtsministerium zu Wien für die Reform des österreichischen Gymnasialwesens im Josephinischen Sinn thätig, zog sich 1849, wegen Kränklichkeit in den Ruhestand versetzt, auf seine Besitzung bei Prag zurück, wo er, ausschließlich mit Philosophie, seinem Lieblingsstudium, beschäftigt, 25. April 1869 starb. Seinen Lehrer Bolzano verteidigte Z. gegen den Leipziger Professor Krug in der Schrift »Krug und Bolzano« (Sulzb. 1839). Außer zahlreichen, meist philosophischen Aufsätzen hat er auch dichterische Arbeiten geliefert.

5) Wilhelm, Dichter und Geschichtschreiber, geb. 2. Jan. 1807 zu Stuttgart, studierte in Tübingen Theologie, lebte von 1830 bis 1840 als Privatgelehrter in Stuttgart, wurde 1840 Diakonus zu Urach, 1847 Professor an der polytechnischen Schule zu Stuttgart, aber 1850 wegen politischer Meinungen seiner Stelle enthoben. 1854 erhielt er die Pfarre in Leonbronn, 1872 die Stadtpfarrei in Owen und starb 22. Sept. 1878 in Mergentheim. Von ihm erschienen: »Gedichte« (Stuttg. 1832, 3. Aufl. 1854), das Trauerspiel »Masaniello« (das. 1832); »Geschichte Württembergs« (das. 1835-37, 2 Bde.); »Befreiungskämpfe der Deutschen gegen Napoleon« (das. 1836, 3. Aufl. 1859); »Prinz Eugen von Savoyen und seine Zeit« (das. 1837); »Geschichte der Hohenstaufen« (das. 1838, 3. Aufl. 1865); »Geschichte des großen Bauernkriegs« (das. 1840-44, 3 Bde.; 2. Aufl. 1856), letztere Zimmermanns bestes Werk; »Der deutsche Kaisersaal« (das. 1842, 2. Aufl. 1855); »Die deutsche Revolution« (2. Aufl., Karlsr. 1851); »Die englische Revolution« (2. Aufl., Darmst. 1854); »Weltgeschichte für gebildete Frauen und Jungfrauen« (Stuttg. 1854, 2 Bde); »Geschichte der prosaischen und poetischen deutschen Nationallitteratur« (2. Ausg., das. 1856); »Geschichte der Poesie aller Völker« (2. Ausg., das. 1856); »Lebensgeschichte der Kirche Jesu Christi« (das. 1857-59, 4 Bde.; 2. Aufl. 1869); »Geschichte der Jahre 1840-60« (das. 1862); »Illustrierte Kriegsgeschichte des Jahrs 1866« (das. 1867); »Geschichte der Jahre 1860-71« (das. 1872); »Deutschlands Heldenkampf 1870-71« (das. 1872); »Illustrierte Geschichte des deutschen Volks« (das. 1871-77, 3 Bde.). Auch bearbeitete er die 4. Auflage von Wirths »Deutscher Geschichte« (Stuttg. 1865, 4 Bde.).

6) Johann von, Industrieller, geb. 27. März 1820 zu Papa in Ungarn, arbeitete zuerst praktisch in der Werkstatt seines Vaters, dann in der Fabrik eines Verwandten zu Großwardein im Bau von Turmuhren und landwirtschaftlichen Maschinen, war darauf in verschiedenen Fabriken zu Wien, München und Chemnitz thätig, etablierte sich 1844 mit einem Arbeitsgenossen in Chemnitz und fabrizierte feinere Maschinenteile, hauptsächlich Cylinder für Spinnmaschinen. 1848 trennte er sich von seinem Teilhaber, und seit 1854 betrieb er speziell den Werkzeugmaschinenbau und brachte, trotz des herrschenden Vorurteils für englisches Fabrikat, sein Unternehmen zu gedeihlichem Fortgang. 1858 lieferte die Fabrik mit 150 Arbeitern 4100 Maschinen, 1870 mit 1000 Arbeitern 60,200 Maschinen, welche nach allen Ländern Europas, nach Amerika, Afrika und Asien gingen. Nach dem deutsch-französischen Krieg wurde die Fabrik durch Anlage eines Zweigetablissements (Eisengießerei und Werkzeugmaschinenbau für Holzbearbeitung) erweitert, das allein 250 Arbeiter beschäftigt. Z. hat den deutschen, speziell den sächsischen, Werkzeugmaschinenbau eigentlich ins Leben gerufen und namentlich den Holzbearbeitungsmaschinenbau zu umfangreichem Betrieb entwickelt. Wegen der von ihm eifrig angestrebten Förderung der Industrie Ungarns durch Unterstützung der Schulen und gewerblichen Anstalten wurde er vom Kaiser von Österreich in den erblichen Adelstand erhoben. Am 1. Nov. 1871 ging seine Fabrik unter dem Namen der »Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabrik« an eine Aktiengesellschaft über, in welche Z. als Generaldirektor eintrat.

7) Robert, Ästhetiker und philosoph. Schriftsteller, Sohn von Z. 4), geb. 2. Nov. 1824 zu Prag, studierte daselbst und in Wien Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften, wurde 1847 Assistent an der Sternwarte. 1849 Privatdozent der Philosophie an der Universität zu Wien, 1850 außerordentlicher Professor an der (später aufgehobenen) Universität zu Olmütz, 1852 ordentlicher Professor der Philosophie zu Prag und lebt seit 1861 in gleicher Stellung zu Wien, wo er 1869 auch zum Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften ernannt wurde. Z. hat sich besonders durch seine erfolgreiche Bekämpfung der Hegel-Vischerschen Gehalts- und die vom Standpunkt der Herbartschen Schule, zu deren vornehmsten Vertretern er gehört, aus durchführte Begründung der Formästhetik sowie durch seine (bis dahin einzige) Geschichte der Ästhetik bekannt gemacht. Von seinen Schriften führen wir an: »Leibniz' Monadologie« (Wien 1847); »Leibniz und Herbart« (gekrönte Preisschrift, das. 1849); »Das Rechtsprinzip bei Leibniz« (das. 1852); »Philosophische Propädeutik« (das. 1852, 3. Aufl. 1867; mehrfach in fremde Sprachen übersetzt); »Über das Tragische und die Tragödie« (das. 1856); »Ästhetik« (das. 1858-1865, 2 Bde.; der erste enthält die Geschichte und Kritik, der zweite das System); »Studien und Kritiken zur Philosophie und Ästhetik« (das. 1870, 2 Bde.); »Anthroposophie im Umriß« (das. 1882), welch letzteres Buch sein System der philosophischen Wissenschaften enthält. Außerdem veröffentlichte er zahlreiche Abhandlungen in den Druckschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien.

[Maler.] 8) Klemens von, Maler, geb. 8. Nov. 1789 zu Düsseldorf, besuchte seit 1804 die Akademie daselbst und 1808 die zu München, wurde 1815 Direktor der Kunstschule zu Augsburg, bereiste im folgenden Jahr Italien und nahm seit 1825, wo er ordentlicher Professor an der Münchener Akademie wurde, an allen Schöpfungen, welche durch König Ludwig I. ins Leben gerufen wurden, thätigen Anteil. Unter anderm führte er mit Hiltensperger, Neureuther und Gassen nach Cornelius' Entwürfen innerhalb zehn Jahren die Fresken im Korridor der Alten Pinakothek aus. Von seinen übrigen Arbeiten sind die nach eigner Erfindung ausgeführten Malereien im Speisesaal des Königsbaues (Darstellungen aus den Liedern Anakreons) zu nennen. Auch hat er Ölgemälde und Porträte gemalt. 1846 ward Z. zum Direktor der königl. Zentralgalerie ernannt, welchen Posten er bis 1865 bekleidete. Er starb 24. Jan. 1869 in München.

9) Albert, Maler, geb. 20. Sept. 1808 zu Zittau, wandte sich in seinem 21. Jahr als Autodidakt der Landschaftsmalerei zu und ging zu seiner Ausbildung nach Dresden und 1831 nach München. 1857 erhielt er eine Professur in Mailand, 1859 in Wien, woselbst er in der anregendsten Weise bis 1872 an der Akademie der bildenden Künste wirkte. Dann nahm er seinen Wohnsitz in Salzburg und siedelte von da 1884 nach München über, wo er 18. Okt. 1888 starb. Z. war ein hervorragender Vertreter der heroisch-historischen Landschaftsmalerei. Er wählte die Motive zu seinen großartig aufgefaßten stilisierten