909
Zimmermannssprüche - Zimmern.
Landschaften mit Vorliebe aus der Gebirgsnatur, hat daneben aber auch Naturporträte bei poetischer Beleuchtung gemalt. Seine auch durch Kraft der malerischen Darstellung ausgezeichneten Hauptwerke sind: Gebirgslandschaft mit Wasserfall und Felsenlandschaft mit Kampf von Kentauren mit Tigern (beide in der Pinakothek zu München), Faust und Mephistopheles am Hochgericht, Obersee bei Berchtesgaden (Galerie zu Stuttgart), in den Hochalpen (Städelsches Museum zu Frankfurt), Kampf der Kentauren mit Löwen (Museum zu Leipzig), der ertrunkene Hirt (Belvedere in Wien), Sonnenuntergang, Luganer See (beide in der Galerie der Akademie zu Wien), die Pflügung des Ackers (Galerie zu Dresden), Morgendämmerung am Groß-Venediger, Alpenglühen am Lago Piano in der Lombardei, Waldbrand am Hintersee, die verschüttete Alpe, Wassersturz in der Ramsau, ein Bergsturz.
10) Max, Maler, Bruder des vorigen, geb. 7. Juli 1811 zu Zittau, wollte anfangs Musiker werden und widmete sich erst unter Anleitung seines Bruders Albert der Malerei. Seine Landschaften zeichnen sich durch kräftige Färbung und ernste Stimmung aus; besonders geschätzt sind seine Eichenbilder. Er hat auch schöne Waldradierungen ausgeführt. Z. starb 30. Dez. 1878 in München, seinem langjährigen Wohnort.
11) Reinhard Sebastian, Maler, geb. 9. Jan. 1815 zu Hagenau am Bodensee, zeigte schon als Knabe ein großes Zeichentalent, kam mit 13 Jahren nach dem Städtchen Meersburg, um Kaufmann zu werden, und 1836 zu seiner weitern Ausbildung nach Remiremont (Vogesen). Dort erwarb er sich in den Mußestunden durch Anfertigung von Miniaturporträten so viel, um kleine Reisen zu machen, auf denen seine Liebe zur Kunst sich weiter entwickelte. Erst nachdem er noch einige Jahre in Freiburg Kommis gewesen war, konnte er 1840 nach München auf die Akademie gehen, wo sich der Tiermaler Robert Eberle seiner annahm. 1844 und 1845 brachte er wieder in Paris zu, malte Porträte, besuchte von dort aus Belgien und England und ließ sich 1847 in München nieder, wo er mit einem humoristischen Bilde: die heiligen drei Könige, seinen Ruf als Genremaler begründete. Nun folgten zahlreiche Szenen von gesundem, frischem Humor, trefflicher Charakteristik und einer Technik, die sich immer mehr zu Glanz und Kraft ausbildete. Seine Hauptwerke sind: die teure Zeche, die Landleute im Schloß (1853), die Bettelmusikanten (1854), ein Liebesbrief (Galerie in Karlsruhe), die Fischerhütte, der Schrannentag in München (1861, Museum in Köln), Einquartierung französischer Soldaten im Schloß, die Impfstube, die Zeitungsleser, die Leihbibliothek, das unterbrochene Kartenspiel, Dachauer Bauernhochzeit, die Siegesbotschaft (1879), Klosterschule in Ottobeuern, vor der Musikprobe und die Schneiderschule im Kloster. Er schrieb: »Erinnerungen eines alten Malers« (Münch. 1884).
12) Richard, Maler, Bruder von Z. 9) und 10), geb. 2. März 1820 zu Zittau, erhielt von seinem Bruder Albert den ersten Kunstunterricht und folgte diesem 1838 nach München. Hier wollte ihn Albert zum Historienmaler bilden. Doch wandte er sich der Landschaftsmalerei zu und malte seit den 40er Jahren Stimmungsbilder in der Art der französischen Meister des Paysage intime. Besonders beliebt waren seine Winterlandschaften. Seine meisten Arbeiten gingen nach Amerika; vier Bilder Zimmermanns befinden sich in der Neuen Pinakothek zu München. Er starb 4. Okt. 1875 daselbst.
13) Ernst, Maler, Sohn von Z. 11), geb. 24. April 1852 zu München, erhielt 1868 von seinem Vater den ersten Kunstunterricht, besuchte dann die Akademie und wurde daselbst zuletzt Schüler von Wilh. Diez, bei welchem er bis 1874 arbeitete. Nachdem er einige humoristische Genrebilder (alter, seine Geige flickender Mönch, 1871; Seiltänzer in einer Dorfscheune, 1874; junge Prinzessin, spazieren gehend, 1877) gemalt hatte, nahm er 1879 mit dem zwölfjährigen Christus im Tempel einen Aufschwung zur Geschichtsmalerei mit besonderer Betonung des koloristischen Elements, das sich teils an die Venezianer, teils an Correggio anschließt. Seine spätern, auch durch Feinheit und Liebenswürdigkeit der Charakteristik ausgezeichneten Hauptwerke sind: die Anbetung der Hirten (1883), Christus und die Fischer (1886), Christus Konsolator (1888) und die Genrebilder: Musikunterricht, die böse Gans, der Aufschneider, die Geschäftsfreunde. Er ist königlicher Professor.
Zimmermannssprüche. Wie die Grundsteinlegung (s. d.) eines Gebäudes, so wird auch die Vollendung desselben im ersten Umriß durch einen feierlichen Akt begangen, der sich gewöhnlich an die Aufrichtung des hölzernen Dachgerüstes knüpft (daher im Volksmund das Richten des Hauses genannt), wobei eine Verzierung der höchsten Dachfirste mit grünem Schmuck, sei es in Form einer Krone oder eines grünen, mit farbigen Bändern geschmückten Bäumchens oder mit Kränzen, stattfindet und der Bauleiter, sei es der Zimmermann oder Maurerpolier, eine feierliche Rede (daher Kranzrede genannt) zur Weihe des Hauses hält und eine festliche Bewirtung aller beim Bau beschäftigten Personen die Zeremonie schließt. Bei öffentlichen und namentlich kirchlichen Gebäuden werden auch wohl ebenso wie in den Grundstein Dokumente, Münzen, Denkzeichen aller Art in den Turmknopf eingeschlossen. Die Sitte erinnert an den Schmuck der Dachfirste oder des Giebels mit schützenden Emblemen, sei es der gekreuzten Pferdeköpfe in deutschen und wendischen Ländern, welche als seuchenabwehrend galten, des Donnerbesens (s. d.) in den Vierlanden als Wetterbannung, des Hahns auf der Wetterfahne als Symbols der Wachsamkeit, des an den Giebel oder auf die Schwelle genagelten Hufeisens als Schutzmittels. In Siam und Polynesien setzt man im ähnlichen Sinn Firstmasten oder geschnitzte Figuren auf den Hausgiebel, und den Sinn aller dieser Maßregeln, die Beschützung des Hauses und seiner Bewohner vor Blitz-, Feuer-, Seuchen- und andrer Gefahr, faßt der oft in gebundener Rede von oben herab gehaltene Zimmermannsspruch in kurzer, kerniger Form zu einem Segensspruch für das neue Haus und alle seine Bewohner zusammen. Vgl. »Z. und Kranzreden« (8. Aufl., Weim. 1887).
Zimmern, Helen, engl. Schriftstellerin, geb. 25. März 1846 zu Hamburg, kam schon als Kind nach England, wurde 1868 Mitarbeiterin der Wochenschrift »Once a week« und gab gesammelte Erzählungen unter den Titeln: »Stories in precious stones« (1873), »Told by the ways« (1874), »Half-hours with French novelists« (1881, 2 Bde.) und »Stories from foreign novelists« (2. Aufl. 1885) heraus. Ernstere Arbeiten von ihr sind: »Schopenhauer, his life and philosophy« (1876), die erste selbständige Darstellung des deutschen Philosophen in England, ihre Lessing-Biographie: »G. E. Lessing, his life and his works« (1878; deutsch, Celle 1879), die auch in Deutschland Anerkennung fand. Auch hat sie Lessings »Hamburgische Dramaturgie« (1879) und Stücke aus »Firdusi« (1883) übersetzt. Sie ist Mitarbeiterin angesehener Zeitschriften.