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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Afrika

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Afrika (Forschungsreisen im Norden und Nordwesten).

QKilom. QMeil. Bevölkerung Auf 1 qkm

Presidios in Marokko 35 0,6 12170 72

Territorium von Ifni 40 0,7 1000 25

Territorium des Rio de Oro und von Adras 700000 12713 100000 0,14

Kanarische Inseln 7273 132 311030 38,6

Guineainseln etc. 2105 38 45106 21

Spanien: 709453 12884,3 446004 0,6

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Italien besitzt an der Küste von Nordostafrika die Insel Massaua mit den Nachbarinseln, auf dem Festland die Küste von Ras Kasar (18° 2' nördl. Br.) bis zur Halbinsel Buri, die Dahlakinseln und Assab nebst einem 60 km langen Territorium von Ras Dermah im N. bis Ras Sinthiar im S. sowie im Protektoratsverhältnis stehend die Küste zwischen der Halbinsel Buri und der Nordgrenze von Assab, das Territorium von Rahaita südlich von Assab und das Territorium von Obbia von Warschekh bis Ras Awad und das nördlich folgende Gebiet von Garad und Wadi Nogal bis 8° nördl. Br. Die Ausdehnung dieser Gebiete nach dem Innern ist unbekannt. Weiteres s. in folgenden Artikeln: Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika, Italienisch-Ostafrika und Kolonien (Bd. 17).

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Forschungsreisen in Afrika.

In diesem Erdteil ist die Forschungsthätigkeit infolge der endlichen Verteilung desselben unter eine Anzahl europäischer Mächte eine außerordentlich rege gewesen; die deutsche Thätigkeit, vordem ohne nationale Ziele der Erforschung Afrikas ganz allgemein dienend, beschränkte sich nach eignem Erwerb afrikanischen Besitzes auf die Erschließung dieses engern Gebiets, überhaupt nahmen die Forschungen der letzten Jahre einen immer mehr ausgesprochen politischen Zwecken dienenden Charakter an, wenngleich auch einige der ausgerüsteten Expeditionen, wie mehrere der zum Entsatz Emin Paschas unternommenen, einen humanitären Charakter hatten oder, wie die zur Ersteigung des Massivs des Kilima Ndscharo, rein wissenschaftliche Zwecke verfolgten. Leider wurde das Forschungswerk dieser Periode gleich von vornherein im Nordosten durch den das ganze südliche ägyptische Reich ergreifenden Aufstand des Mahdi gehemmt, in neuester Zeit verschloß auch der Aufstand der Araber an der Ostküste längere Zeit ein großes Gebiet jedem Eindringen von Europäern.

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Forschungen im Norden.

Die Landschaften des ägyptischen Sudân waren unter der Herrschaft des Chedive ein vielbesuchtes und emsig gepflegtes Forschungsgebiet gewesen, und als der Aufstand der Mahdisten diese Provinzen ergriff, befanden sich mehrere Europäer in denselben, welche der Kenntnis dieser Gebiete wichtige Dienste geleistet hatten und sich noch mit dessen Durchforschung beschäftigten. Junker, Schnitzer, Casati, Lupton, Slatin wurden plötzlich von allem Verkehr mit der Außenwelt abgeschlossen und die beiden letzten sogar in Gefangenschaft gehalten. Indes konnte Bohndorff glücklich nach Ägypten zurückkehren, dagegen fand das im Gebiet des Blauen Nils von dem Holländer Schuver erfolgreich begonnene Forschungswerk durch den Tod dieses Reisenden einen vorzeitigen Abschluß.

An der atlantischen Küste von Marokko hatte eine englische Gesellschaft bereits 1878 ein Gebiet bei Kap Juby, Tarfaja genannt, von den dortigen maurischen Stämmen erworben und daselbst eine Faktorei angelegt, die aber auf Anstiften des Sultans von Marokko von jenen zerstört wurde. Erst 1882 vermochte die englische Regierung, nachdem inzwischen auf dem dem Hafen vorliegenden Riff ein Fort errichtet worden war, der Gesellschaft den Besitz und den freien Handelsverkehr nach dem Innern zu sichern. Von Algerien wanderte als Jude verkleidet ohne Gepäck, Lasttiere und Begleitung der französische Vicomte de Foucauld 1883-84 über den Atlas bis Südmarokko, und eine Kommission spanischer Generalstabsoffiziere nahm Vermessungen von Tetuan aus vor. Die Reise Foucaulds muß als bahnbrechend für die Erforschung Marokkos bezeichnet werden, das von ihm später veröffentlichte Werk ist umgestaltend und grundlegend für die Kenntnis des Landes. Premierleutnant Quedenfeld machte im Auftrag der Berliner Akademie 1881 und 1885 zoologische Forschungen in Marokko und 1886 zwischen der Hauptstadt Marokko und Casablanca. Duveyrier konnte 1885 die Höhe von Fes bestimmen, wurde aber von den Bewohnern der Landschaft Er Rif an der Durchforschung ihres Gebiets gehindert. Teisserenc de Bort ging vom Thal des Iharrar südlich von Tuggurt bis zur Oase Beressof und erreichte von da bei Gabes das Mittelmeer. Dem Fanatismus der Tuareg fiel im Oktober 1885 ein neues Opfer in dem Leutnant Palat, der auf seinem Weg von Algier nach Timbuktu in der Oase Tidikelt bei Ainsalah ermordet wurde. Doult, welcher von der Garnetbai zwischen Kap Bojador und Rio Oro an der Küste landete, durchstreifte als Gefangener der Uled Delim die westliche Sahara bis zum Dschuf, gelangte bis zum Wadi Draa und konnte endlich unter Lebensgefahr von seinen Begleitern loskommen. Jannasch, der auf einer handelsgeographischen Expedition 24. März 1886 bei Kap Nun mit sechs Begleitern an die Küste geworfen wurde, machte eine gefahrvolle Wanderung zum Wadi Draa, von wo er zum Wadi Nun gelangte und schließlich nach Überstehung mannigfacher Beschwerden die Rückreise antreten konnte. Soller bereiste 1887 größere Strecken von Marokko zum Teil im Anschluß an eine militärische Expedition des Sultans. In Algerien und Tunis machten zahlreiche Franzosen (Lanessan, Leroy, Rivière, Fallot, Baraban, Campon, Mayet etc.) nationalökonomische Forschungen und Beobachtungen; hier forschte auch der Deutsche Th. Fischer. Im O. führte der Italiener Robechi eine orientierende Reise in der Libyschen Wüste aus, indem er von Alexandria nach der Oase Siwah zog, Schweinfurth und Ascherson forschten auf dem ägyptisch-arabischen Wüstenplateau, in Mittelägypten und in der Gegend des Suezkanals; Schweinfurth machte auch eingehende Aufnahmen im Fayûm und dem angrenzenden Depressionsgebiet.

Foucaulds Fußstapfen folgend, hat Joseph Thompson im Sommer 1888 den Atlas im Teluetpaß überschritten und das Quellgebiet der Draatributäre erreicht, konnte aber wegen der feindseligen Haltung der Bewohner nicht weiter vordringen, wie er auch daran verhindert wurde, den Atlas zu überschreiten, bis er sich ganz westlich wandte, wo das Gebirge zu einem 1070-1370 m hohen Plateau sich verflacht.

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Forschungen im Nordwesten.

Trotz der noch immer nicht erzielten Beruhigung der Eingebornenstämme Senegambiens hat die französische Regierung unentwegt ihre Bemühungen fortgesetzt, sich den Weg in den westlichen Sudân zu erschließen und das Übergewicht Frankreichs in diesem weiten Gebiet zu sichern. Ein Anfang 1884 nach Bamako geschafftes zerlegbares Dampfboot wurde dort wieder zusammengesetzt und der Niger 70 km strom-^[folgende Seite]