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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Afrika

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Afrika (Forschungsreisen im Süden und Osten).

malige Durchquerung Afrikas in seinem südlichern Teil vollendeten 1885 die Portugiesen Capello und Ivens, indem sie von Mossamedes auszogen und nach Durchwanderung der Quellgebiete des Congo, Sambesi, Lualaba und Luapula glücklich Mosambik erreichten. Dagegen hatte eine von der Geographischen Gesellschaft zu Amsterdam unter Veth ausgesandte Expedition, welche von Mossamedes aus die Kalahari bis zum Transvaal durchziehen sollte, leider einen unglücklichen Ausgang, indem Veth am Fieber starb und die Resultate unbedeutend blieben.

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Südafrika.

Im Auftrag des Bremer Handlungshauses Lüderitz schloß der Reisende Einwald 13. Nov. 1883 mit dem neuen König der Zulu einen Vertrag, durch welchen die Santa Lucia-Bai nebst einem Gebiet von 405 qkm angekauft wurde. Einem Ansuchen, dies Gebiet unter deutschen Reichsschutz zu stellen, konnte indes nicht Folge gegeben werden, da England ältere Ansprüche auf dasselbe geltend machte. Eine wichtige Reise führte Aurel Schulze aus, indem er längs des Tschobe oder Cuando nach W. bis zum Cubango vordrang, wo Feindseligkeiten ihn zur Umkehr zwangen. Die Einfahrt in den Limpopo wurde zum erstenmal 14. April 1884 durch einen Dampfer erzwungen. Holub, der mit einer großen Expedition in Begleitung seiner Frau von der Kapstadt nach N. aufgebrochen war, wurde 1887 im Gebiet der Maschukulumbe beraubt und mußte zurückkehren. Dennoch konnte er sehr reiche Sammlungen mitbringen. Schinz durchkreuzte 1885-87 das Gebiet der deutschen Interessensphäre von S. nach N. bis zum Cunene und von dort nach O. bis zum Ngamisee und zurück zur Walfischbai. Die Entdeckung von Erzlagern in dem deutschen Gebiet gab Anlaß zu genauern Untersuchungen des Landes (vgl. Deutsch-Südwestafrika, Bd. 17). Paiva d'Andrada, Browne und Donnel machten Reisen in das Gasaland, Selous eine solche in das Matabeleland, wurde aber bei demVersuch, das Gebiet der Maschukulumbe zu durchkreuzen, um Garengaze zu erreichen, überfallen und ausgeplündert. Doch trat er im Mai 1889 eine neue Reise in das Maschonaland an, Lloyd bereiste den untern Cubango, Wookey die Kalahari und Clarke das Basutoland.

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Forschungen in Ostäquatorialafrika.

Im Auftrag der Londoner Geographischen Gesellschaft unternahm Joseph Thomson 1884 eine Reise zum Kilima Ndscharo, Kenia und Victoria Nyanza, entdeckte dabei zwischen dem ostafrikanischen Randgebirge Mau und dem nach N. verschobenen Kenia die 4300 m hohe Lord Aberdare-Kette, stellte fest, daß der Baringo nur ein unbedeutender Süßwassersee ist, und fand am Ostufer eine wilde Alpenlandschaft (Ligongi, 4300 m). Am 12. Dez. l884 zogen die Engländer Gebrüder James mit drei andern Engländern und 60 Somalträgern von Berbera bis nach Bavi am Webi, mußten hier aber umkehren. Während Fischer und Thomson am Kilima Ndscharo ohne längern Aufenthalt vorbeizogen, verweilte H. H. Johnston fast ein halbes Jahr in 3350 m Höhe, konnte aber, da seine Leute ihm nicht folgen wollten, nur bis 4940 m Höhe gelangen. Dagegen gelangte Hans Meyer 1887 bis zu einer nur 40-50 m vom Gipfel entfernten Höhe, wo ihm eine Gletscherwand das weitere Vordringen verbot. Ein 1888 mit Baumann gemachter Versuch, zum Gebirge zu gelangen, scheiterte an dem in Ostafrika ausgebrochenen Aufstand, so daß die Reisenden nur mit Mühe dem Tode durch Bushiris Leute entgingen. Indes zog Meyer 1889 aufs neue aus, diesmal mit dem Alpinisten Purtscheller, um auf anderm Weg das Ziel zu erreichen. Die höchste Spitze des Kibo (6000 m) wurde erstiegen und Kaiser Wilhelm-Spitze getauft, ein großer Krater im Kibo und der erste Gletscher in Afrika entdeckt. Vor Meyer hatte Graf Teleki 1887 den Kilima Ndscharo bis ca. 5000 m, dann auch den Kenia bis zur Schneegrenze erstiegen und entdeckte darauf 1888 nördlich vom Baringosee den größern See Basso Narok und den kleinern bittern Basso Naébor. Eine gründliche Untersuchung des Kilwa- oder Schirwasees durch O'Neill ergab, daß dieser See gar keinen Abfluß hat und salzig ist. Den in den Äquatorialprovinzen abgeschnittenen Forscher Junker, zugleich auch, wenn möglich, Emin, Casati und Lupton zu befreien, gewann Junkers Bruder in Petersburg den Massaiforscher Fischer zur Ausführung einer Expedition von Sansibar nach Lado, Emins Sitz. Fischer brach 1. Aug. 1885 von Pangani auf, konnte aber nicht über den Victoria Nyanza vordringen und kehrte über den Naiwaschasee und Taita zur Küste zurück. Von Mosambik brach 10. März der Portugiese Serpa Pinto mit 350 Trägern auf, um das Gebiet im W. des Nyassa und im S. des Bangweolo bis zum Loangwe zu durchforschen, mußte aber erkrankt zurücktreten und die Führung an Cardozo übergeben. Die ganze Reise von Mosambik nach Ibo und von dort landeinwärts bis Blantyre und zurück an die Sambesimündung wurde durch Triangulation festgelegt. Eine neue Reiseroute verfolgte der zum Bischof von Ostafrika neu ernannte Hannington, welcher die Küste bei Mombasa verließ, um durch das Massailand die Ostküste des Victoria Nyanza bei Kawirondo zu erreichen und eine direktere Verbindung zwischen der Küste und Uganda zu eröffnen, wurde aber 31. Okt. 1885 mit seiner aus 50 Mann bestehenden Begleitung auf Befehl des Königs Mwanga hingerichtet. Als letztes der großen zentralafrikanischen Seenbecken erhielt 1885 auch der Tanganjika einen Dampfer, der bei Kisiki am Südufer vom Stapel gelassen wurde. Der Dampfer gehört der Londoner Missionsgesellschaft. Nicht unwesentliche Bereicherung erfuhr unsre Kenntnis von Ostafrika durch die Gründer und Beamten der Deutschen Ostafrikanischen Gesellschaft, welche mit einer großen Zahl einheimischer Häuptlinge Verträge abschlossen, wodurch diese ihr Land an die deutsche Gesellschaft abtraten (vgl. Deutsch-Ostafrika, Bd. 17). Einen höchst unglücklichen Ausgang hatte eine 26. Jan. 1886 unter Graf Porro von Italien ausgegangene Expedition, welche die Somal- und Gallaländer für Italien erschließen wollte. Porro brach mit acht Italienern in Begleitung einer indisch-britischen Bedeckung von Zeila auf, alle wurden aber schon bei Artu, kurz vor Dschaldessa, durch den erst 1885 von den Engländern eingesetzten Sultan von Harar überfallen und niedergemetzelt. Reichard, der 1880 unter Führung des Hauptmanns Schöler mit Kaiser und Böhm von Bagamoyo westwärts zum Tanganjika und dann mit Böhm, der auf dieser Reise starb, die Landschaften südwestlich dieses Sees unter großen Gefahren erforscht hatte, kehrte 1884 nach 5½jähriger Abwesenheit nach Deutschland zurück. Einen unermüdlichen Pionier für die Ausbreitung seines Handels in Afrika verlor Frankreich 10. Sept. 1886 in P. Soleillet, der Veranlassung zur Gründung der Kolonie Obok gegeben hatte und über Schoa bis Kassa vorgedrungen war. In den Monaten Juni bis September untersuchte der französische Ingenieur Angelvy die schon 1881 von J. Thomson im Auftrag des Sultans von Sansibar untersuchten Kohlenlager am Rovuma und Bujende und