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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bayeux; Bayly; Baynes; Bayonne; Bayrhoffer; Bazaine; Bazas

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Bayeux - Bazas.

nig 12. Juni zur Übersiedelung nach Schloß Berg am Starnberger See zu bewegen, wo er fast allein die Bewachung übernahm. Auf einem Spaziergang am Abend des 13. Juni stürzte sich aber der König in den See, und Gudden, der ihn retten wollte, fand gleichfalls den Tod. Nun war dem Namen nach Prinz Otto als Otto I. König, und es wurde ihm auch von Truppen und Beamten der Eid der Treue geleistet. Die Reichsverweserschaft behielt aber Prinz Luitpold auch für den neuen König und berief zum 15. Juni den Landtag ein, um demselben die Notwendigkeit der Regentschaft durch Vorlegung der Aktenstücke darzuthun. Beide Kammern sprachen einstimmig die Gutheißung der Einsetzung der Regentschaft aus und genehmigten die Dotation derselben mit 343,000 Mk., worauf der Prinz-Regent 28. Juni vor dem Landtag den Eid der Verfassung leistete. Prinz Luitpold hatte bisher für streng kirchlich und, mit Unrecht, für einen Gegner der neuen Verhältnisse in Deutschland gegolten. Daher hatte die ultramontane Partei, nachdem ein Versuch Franckensteins, an den sich der König noch 10. Juni gewendet hatte, nach Hohenschwangau zu reisen und das Ministerium von Ludwig II. sich übertragen zu lassen, gescheitert war, sicher auf die Entlassung des verhaßten Ministeriums Lutz gerechnet, sah sich aber bald bitter getäuscht. Die Minister reichten 5. Juli dem Regenten ihr Entlassungsgesuch ein, das aber 6. Juli mit voller Anerkennung ihres bisherigen Wirkens und mit dem Ersuchen abgelehnt wurde, auch ferner im Amt zu bleiben, da er "des Rates so diensterfahrener, erprobter Männer nicht entbehren möchte". Die "Patrioten" in der Zweiten Kammer rächten sich, indem sie eine Änderung der Verfassung in dem Sinn, daß dem Regenten nicht bloß die provisorische, sondern die definitive Ernennung der Beamten zustehen solle, vorläufig ablehnten. Im oberbayrischen Landvolk aber erhielt sich der Glaube, daß die Verhaftung und der Tod des Königs Ludwig, ein zwischen den Ministern und Bismarck abgekartetes Spiel gewesen sei. Die Abzahlung der Schulden der königlichen Kabinettskasse wurde vom Finanzminister v. Riedel mit den Gläubigern geregelt und sehr schnell durchgeführt.

Der Prinz-Regent stellte sich sofort zum Kaiserhaus und zur Reichsregierung auf einen freundschaftlichen Fuß. Mit Kaiser Wilhelm I. hatte er auf dessen Reise nach Gastein 19. Juli in München eine Zusammenkunft, empfing 31. Juli den Besuch Bismarcks und reiste im Dezember nach Berlin, wo er die bayrischen Reichstagsabgeordneten zur Annahme der Septennatsvorlage ermähnte. 1888 wohnte er nicht nur dem Leichenbegängnis des Kaisers Wilhelm 16. März bei, sondern auch der Eröffnung des Reichstags nach der Thronbesteigung Wilhelms II., um die Einheit aller deutschen Fürsten kundzuthun. In B. selbst unternahm der Prinz-Regent Reisen zum Besuch der bedeutendsten Städte und Landesteile und wurde überall mit Begeisterung aufgenommen. Die neuen Landtagswahlen 1887 fielen weniger günstig für die ultramontane Patriotenpartei aus, welche die Mehrheit in der Zweiten Kammer verlor; Ultramontane und Liberale zählten fast gleichviel Mitglieder, und die Entscheidung lag in der Hand der wenigen Konservativen und gemäßigten Patrioten. Der am 15. Sept. eröffnete Landtag genehmigte die vom Reich beschlossene Branntweinsteuer auch für B. und gab sein Reservatrecht in dieser Beziehung auf, da die neue Steuer für B. zu vorteilhaft war, und bewilligte auch den Malzaufschlag noch für die Finanzperiode 1888-89 (erst 1889 wurde der Malzaufschlag in veränderter Abstufung definitiv bewilligt); die dadurch gewonnenen Mehreinnahmen wurden für die Erhöhung der Gehalte der Geistlichen, Lehrer und Beamten und für die Gründung einer Kasse für die Invaliden- und Reliktenversorgung der Arbeiter bei der Staatseisenbahn verwendet. Das Ministerium erlitt nur durch den Rücktritt des Kriegsministers v. Maillinger, an dessen Stalle General v. Heinleth trat, und den Tod des Justizministers Fäustle, der durch Leonrod ersetzt wurde, Veränderungen. Mit der katholischen Kirche lebte die Regierung in Frieden; 1886 erklärte der Papst ausdrücklich die kirchlichen Zustände in B. für befriedigend. Allerdings stellten die bayrischen Bischöfe 1887, dem Drängen der Ultramontanen folgend, in einer Eingabe an den Prinz Regenten eine Reihe von Forderungen hinsichtlich des höhern und mittlern Unterrichts, welche jedoch auf Befehl des Prinzen 1889 durch eine Denkschrift des Ministeriums als teils schon erfüllt, teils unzulässig nachgewiesen wurden. Die Bischöfe schwiegen darauf. Die Ultramontanen aber beschlossen, nachdem sie 1889 einen Katholikentag in München abgehalten hatten, bei Beginn der Kammersession im Oktober 1889 noch einen Ansturm gegen das Ministerium Lutz. Sie beantragten daher an den Regenten die Bitte zu stellen, das Ministerium anzuweisen: 1) auszusprechen, daß das königliche Placet auf die Glaubens- und Sittenlehre sich nicht erstrecke; 2) die Altkatholiken nicht als Katholiken zu behandeln; 3) beim Bundesrat die Zurückberufung der Redemptoristen zu beantragen. Die Anträge wurden im November, da die gemäßigten Patrioten dafür stimmten, mit 81 gegen 79 Stimmen angenommen, und das siegreiche Zentrum kündigte Lutz für die Budgetdebatte seine Feindschaft an. Doch gab die Reichsratskammer den Anträgen ihre Zustimmung nicht, und sie waren damit gegenstandslos.

Bayeux, (1866) 7771 Einw.

Bayly * (spr. behlĭ), Ada Ellen, unter dem Namen Edna Lyall bekannte engl. Romanschriftstellerin, trat 1879 mit der Erzählung "Won by waiting" vor die Öffentlichkeit und ließ dann eine Reihe andrer folgen, die, ohne ein hervorragendes Talent zu bekunden, durch Natürlichkeit und gesunde, nicht aufdringliche Moral rasch zu großer Beliebtheit gelangten. Wir nennen davon: "Donovan" (1882, ihr bekanntestes Buch); "We two" (1884); "In the golden days" (1885, aus der Zeit Karls II.); "Knight errant" (1887); "Derrick Vaughan, novelist" (1889); "A hardy Norseman" (1889).

Baynes, Thomas Spencer, engl. Philosoph, starb 30. Mai 1887 in St. Andrews.

Bayonne, (1886) 25,145 Einw.

Bayrhoffer, Karl Theodor, philosoph. Schriftsteller, starb 3. Febr. 1888 in Town Jordan (Wisconsin).

Bazaine, François Achille, franz. Marschall, starb 23. Sept. 1888 zu Madrid in ärmlichen Verhältnissen, von seiner Gattin, die nach Mexiko zurückkehrte, verlassen. Eine Verteidigung seines Verhaltens im J. 1870 unternahm Graf d'Hérisson (s. d., Bd. 17) in "La légende de Metz" (1888); mit Recht machte aber dieser unparteiische Beurteiler B. seine Flucht zum Vorwurf, zu der er sich von seiner Gattin bereden ließ, die hoffte, B. werde noch eine politische Rolle spielen können, und, als sie sich in dieser Erwartung getäuscht sah, sich von ihm abwandte. Bazaines Name wurde nach seinem Tod in der Morierschen Angelegenheit (s. Morier, Bd. 17) noch einmal öffentlich erwähnt; sonst war er so gut wie vergessen.

Bazas, (1886) 2888 (Gemeinde 5034) Einw.