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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Beelitz; Beer; Beerfelden; Beernaert; Beeskow; Beethoven; Beetz; Befruchtung der Pflanzen

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Beelitz - Befruchtung der Pflanzen.

Beelitz, (1885) 3065 Einw.

Beer *, 5) Max Joseph, Komponist, geb. 1851 zu Wien, Schüler von Dessoff in Wien, wo er als Komponist lebt. Er schrieb viele lyrische Klavierstücke zu 2 und 4 Händen (»Eichendorffiana«, »Spielmannsweisen«, »Abendfeier«, »Heidebilder«, »Was sich der Wald erzählt«) und Lieder, auch eine Suite für Klavier (Op. 9): »Der wilde Jäger« (Soli, Chor und Orchester), eine parodistische Operette: »Das Stelldichein auf der Pfahlbrücke« (preisgekrönt und gedruckt), und im Manuskript die Opern: »Otto der Schütz« und »Der Pfeiferkönig«.

Beerfelden, (1885) 2487 Einw.

Beernaert *, Auguste Marie François, belg. Staatsmann, geb. 26. Juli 1829 zu Ostende als der Sohn kleinbürgerlicher Eltern, studierte die Rechte und ließ sich in Brüssel als Advokat beim Appellhof nieder. Er begründete seinen Ruf frühzeitig durch eine ungewöhnliche Rednergabe, die ihn auch beim Gebrauch der niederländischen Sprache nicht verläßt. Da er in den Streitfällen des Wahlrechts einzelner als Sachwalter der Liberalen auftrat und Mitverwalter der liberalen Zeitung »Étoile belge« war, wurde er allgemein zu den Liberalen gerechnet, obschon er der eigentlichen Parteipolitik stets fern geblieben. Seine Berufung in das Ministerium Malou erregte daher 1872 nicht geringe Überraschung. Als Minister der öffentlichen Arbeiten aber beschränkte B. seine Thätigkeit streng auf die Angelegenheiten seines Ressorts, auch nachdem er 1874 für Thielt in die Zweite Kammer gewählt war; die bedeutendste Leistung Beernaerts aus dieser Zeit ist die Verstaatlichung größerer Eisenbahnen. Nach dem Sturz des Ministeriums Malou im Juni 1878 nahm B. seine Rechtspraxis wieder auf; in der Kammer stand er mit Malou, Jacobs und Woeste an der Spitze der Opposition gegen das Ministerium Frère-Orban, dessen Steuerpläne er 1883 mit Nachdruck bekämpfte. Er nahm sehr regen Anteil an der Gründung einer Mittelpartei, deren Vertreter 1884 in Brüssel als Unabhängige gewählt wurden, bald darauf aber in der klerikalen Partei gänzlich aufgingen. Im zweiten Ministerium Malou (16. Juni 1884) erhielt B. das an Stelle des Unterrichtsministeriums geschaffene Ministerium für Landwirtschaft, Gewerbe und Kunst. Als infolge der Entlassung der Minister Jacobs und Woeste auch Malou 24. Okt. 1884 zurücktrat, übernahm B. an des letztern Stelle den Vorsitz im Kabinett und das Finanzministerium. B. führte die Umwandlung der 4proz. Staatsschuld in 3proz. und mehrere Steuerreformen durch; 1889 brachte er die Kammern dazu, fast ohne Widerspruch zu genehmigen, daß der Staatsschatz sich für 10 Mill. Frank an dem Unternehmen der Congoeisenbahn beteiligen dürfte. In der Leitung der allgemeinen Politik war B. bestrebt, seine Partei zur Mäßigung anzuhalten, was ihm jedoch meist nur durch Verschiebung der brennenden Angelegenheiten gelang. 1887 bekämpfte er ohne Erfolg die aus der parlamentarischen Anregung vorgeschlagenen Fleischzölle; ebenso bekannte er sich im Gegensatz zu der Kammermehrheit als Anhänger der persönlichen Wehrpflicht. Durch die Ungeschicklichkeit des Ministers De Volder kam es im Mai und November 1889 dazu, daß B. mit diesem von der Opposition beschuldigt wurde, die Arbeiterwirren im Hennegau teilweise durch Lockspitzel hervorgerufen zu haben, eine unbewiesene Behauptung, welcher einstimmige Vertrauenszeugnisse der Rechten die Spitze abbrachen. In der vlämischen Frage trat B. als Kabinettschef für die Forderungen der Vlämen ein.

Beeskow, (1885) 4177 Einw.

Beethoven, Ludwig van. Als Supplement zu der Gesamtausgabe seiner Werke erschien ein Band, 46 bisher ungedruckte Werke enthaltend (Leipz. 1888). Vgl. ferner Nottebohm, Zweite Beethoveniana (Leipz. 1887); v. Wasielewski, Ludw. van B. (Berl. 1887, 2 Bde.).

Beetz, Wilhelm von, Physiker, starb 22. Jan. 1886 in München.

Befruchtung der Pflanzen *. Nach der Annahme Nägelis beruhen die erblichen Eigentümlichkeiten der Pflanzenarten wie überhaupt aller organischen Wesen auf einer Verschiedenheit ihrer bei der Befruchtung aufeinander wirkender Plasmamassen, des sogen. Idioplasmas, welches er in Gegensatz zu dem die vegetativen Vorgänge bedingenden Ernährungsplasma stellt. Besonders die Spermatozoiden bestehen vorwiegend aus Idioplasma, während dem letztern in den Eizellen größere Mengen von Ernährungsplasma beigemengt sind. Der Befruchtungsakt besteht in der Vereinigung fester Idioplasmakörper, weshalb die frühere Annahme einer Befruchtung der höhern Pflanzen auf diosmotischem Weg unmöglich erscheint. Nach Strasburger findet bei der B. eine Verschmelzung von Zellkernen ohne Beteiligung des übrigen Plasmas statt, weshalb er in den Kernen selbst die Träger spezifischer, von Nägeli dem Idioplasma zugeschriebener Eigenschaften vermutet. Die Kernfäden verschmelzen bei der Befruchtung nicht, sondern legen sich nur aneinander; bei der Teilung des Keimkerns erhalten die beiden Tochterkerne zu gleichen Teilen je eine Hälfte der väterlichen und mütterlichen Kernfadenstücke, und dasselbe wiederholt sich beständig bei jeder darauf folgenden Teilung. Jeder Kern besteht daher aus Stücken, die von vorausgehenden Generationen sowohl väterlicher als mütterlicher Art auf ihn direkt übergegangen sind, wodurch sich die bekannten Rückschlagserscheinungen erklären lassen, bei welchen ein Organismus mit den Merkmalen der Voreltern auftritt (Atavismus). Jedoch hört die Vererbung auf, wenn die den frühern Generationen ungehörigen Kernfadenstücke zu klein werden, um noch einen Einfluß auszuüben. Da allgemein bei der Ausbildung der geschlechtlichen Fortpflanzungskörper oder auch während der Befruchtung gewisse, zum Eintritt in das neu zu zeugende Individuum untaugliche Substanzen ausgeschieden werden, so ist nach Dodel-Port zu vermuten, daß alle geschlechtlichen Vorgänge darauf hinauslaufen, aus dem Idioplasma jene schädlichen Molekülgruppen hinauszuschaffen und durch fremde Idioplasmastränge zu ersetzen. Für die Befruchtung der Gymnospermen hat Strasburger festgestellt, daß der Zellkern der generativen Zelle des Pollenkorns in den Pollenschlauch einwandert und sich daselbst teilt. Bei den Angiospermen wandern sowohl der vegetative als der generative Zellkern unter Vortritt des erstern in den Pollenschlauch ein, worauf der generative eine einmalige Teilung erfährt, aber die beiden Tochterkerne niemals aufgelöst werden, während der vegetative Kern (wenigstens bei den Dikotylen) schwindet. Bei einer Gruppe der Koniferen dringen die generativen Zellkerne zu je einem in die Archegonien ein, um mit dem Eikern derselben zu kopulieren. Bei den Orchideen und andern Angiospermen dringt durch die sehr weiche Haut der Pollenschlauchspitze Protoplasma zwischen die Synergiden und von da in die Eizelle ein; der vorausgehende der beiden in diesem Fall vorhandenen generativen Zellkerne kopuliert auch hier mit dem Eitern, während der andre in dem Pollenschlauch-^[folgende Seite]