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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Blayc; Blaye; Blaze de Bury; Blechgeschirr; Blei

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Blaye - Blei

von welchen nach der französischen Pharmakopöe 200 Stück aus 30 g wasserfreiem Eisenvitriol, 30 g trocknem Kaliumearbonat, 5 g Gummiarabikum, 15 g weißem Sirup und 30 g Wasser hergestellt werden. Man benutzt sie gegen Blutarmut und Bleichsucht.

Blaye, (188l) 3376 Einw.

Blaze de Bury, Ange Henri, franz. Schriftsteller, Sohn des unter dem Namen Castil-Blaze bekannten Schriftstellers und Musikers Francois Henri Joseph Blaze (1784-1857), starb 17. März 1888 in Paris.

Blechgeschirr, aus Blech hergestellte, zu den verschiedensten Gebrauchszwecken dienende, meistens gefäßartige Gegenstände, die entweder aus einzelnen passend geformten Teilen durch Löten, Falzen, Rieten etc. oder aus einem einzigen Blechstück hergestellt werden und vielfach einen Farbenanstrich, eine Verzinnung, Emaillierung etc. erhalten. Da das B., aus einem Stück hergestellt, die größte Haltbarkeit besitzt, so hat sich ein besonderer Industriezweig ausgebildet, welcher die Fabrikation des sogen, nahtlosen Blechgeschirrs betreibt, unter welchem wieder das eiserne emaillierte das wichtigste geworden ist.

Zur Anfertigung desselben wählt man zunächst ein recht zähes, festes Eisenblech aus, welches unbeschadet seiner Haltbarkeit die notwendigen Formänderungen aushalten kann. Die Bearbeitung selbst beginnt mit dem Ausschneiden der je nach der Gefäßform verschieden (rund, oval, vielseitig etc.) gestalteten und verschieden großen Platten aus Scheren, namentlich Kreisscheren und Ovalscheren, oder bei kleinen Abmessungen auf Durchbrüchen. Darauf gelangen die Platten in die Stanzpressen (Ziehpressen), um je nach der verlangten Gefäßhöhe in einer oder mehreren Pressungen (Drucken) mittels Matrizen und Stempel die entsprechende Vertiefung zu erhalten. Bei der gewöhnlichen Presse liegt die Matrize fest auf einer Unterlage; auf dieselbe senkt sich ein Ring abwärts zum Festhalten der aufgelegten Platte; darauf bewegt sich der Stempel innerhalb des Ringes nach unten, um die Platte in die Matrize zu drücken, hierauf kehren Stempel und Ring in die erste Lage zurück, während das gestanzte Gefäß herausgeworfen und sodann auf eine einfache sogen. Planierdrehbank gebracht wild, welche die entstandenen kleinen Falten wegglättet. Nach diesem ersten sogen. Druck erfolgt ein vorsichtiges Ausglühen des Gefäßes, um dasselbe von der angenommenen Härte zu befreien, dann ein zweiter Druck mit nachfolgendem Ausglühen u.s.f., bls die Gestalt desselben vollständig ist. Die allmähliche Überführung in die letztere bedingt oft 5-7 Drucke in Matrizen, welche stufenweise enger werden, während das Gefäß an Höhe zunimmt. Soll ein cylindrischer Topf z. B. 30 cm im Durchmesser bekommen, so sind 5 Drucke erforderlich in Matrizen von je 48, 43, 38, 34 und 30 cm Durchmesser. Nach dem letzten Druck erfolgt die Vollendung sowie das Abstechen und Umbiegen des Randes als auch das Einlegen des Versteifungsdrahts in den Rand auf einer drehbankartigen Maschine und endlich das Annieten von Henkeln, Ausgüssen, Stielen etc., das Ausbiegen der Schnauzen u. dgl. Damit ist das Gefäß für die Emaillierung fertig.

Die zum Emaillieren dienende Masse hat eine sehr verschiedene, stets geheim gehaltene Zusammensetzung aus Feldspat, Quarz, Borax, Soda und Farbmitteln: Zinnoxyd (Weiß), Kobaltoxyd (Blau), Eisenoxyd (Rot), Kupferoxyd (Grün), Braunstein (Violett) etc. Die einzelnen Materialien werden zusammengeschmolzen, dann fein gemahlen und mit Wasser zu einem

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Brei angerührt, der auf die vollkommen blank gescheuerten und gebeizten Gefäße mittels großer Löffel aufgetragen, langsam getrocknet und darauf eingebrannt wird. Hierbei erhalten die Gefäße erst einen Überzug von Grundmasse, darauf noch mindestens zwei Schichten (z. B. Weiß und Blau), so daß jedes Gefäß wenigstens dreimal »eingebrannt« wird.

Zum Einbrennen dienen jetzt wohl ausschließlich »Brennöfen«, welche mit Gas (Generatorgas) geheizt werden und zur Aufnahme der Geschirre horizontale, retortenähnliche Musseln besitzen, in welchen die Gegenstände nur einige Minuten in heller Rotglühhitze zu verweilen haben.

Bei der Konstruktion der Druckpressen geht man immer mehr und mehr zur Benutzung des Wasserdrucks nach Art der hydraulischen Pressen über, weil ein ruhiger, aber stetig vermehrter Druck weniger Ausschuß gibt. Nur für flache Gegenstände (Teller, Löffel u.dgl.) empfehlen sich Schrauben (und Exzenter) oder Kniehebelpressen. Beachtenswert ist die (s. Figur) skizzierte hydraulische Stanzpresse von Fischer, bei welcher statt des Metallstempels Wasser das Druckorgan bildet. Die Matrize liegt, durch die Schraubee s fest angepreßt, auf dem Tisch A und hält mit ihren Rändern das Blech b. In dem Tisch A ist eine Bohrung B zur Aufnahme eines Kolbens C, der von einer hydraulischen Presse in der Pfeilrichtung verschoben wird. Hierdurch gelangt das in B über dem Stempel vorhandene Wasser mit solchem Druck unter das Blech b, daß dieses sich an die Wand der Matrize anlegt. Besonders für geriffelte Gefäße (Kuchenformen u. dgl.) lassen sich durch diese Anordnung die kostspieligen Stempel umgeben. Vgl. Japing, Blech und Blechwaren (Wien 1886).

^[Abb.: Fischers hydraulische Stanzpresse]

Blei. Zur Nachweisung der Verunreinigungen des Bleies löst man ca. 10 g Werkblei ooer 40 g Weichblei nach sorgfältiger Säuberung und Zerkleinerung unter vorsichtigem Erwärmen in möglichst wenig verdünnter Salpetersäure vom spez. Gew. 1,12. Bei mehr als 0,03 Proz. Antimon scheidet sich hierbei weißes antimonsaures B. aus. Der abfiltrierte Niederschlag gibt nach dem Auswaschen und beim Digerieren mit gelbem Schwefelammonium an dieses Antimonsulfid ab, welches aus der Lösung durch Salzsäure als orangeroter Niederschlag gefällt wird. Aus der Bleilösung fällt man das B. durch überschüssige Schwefelsäure, das Filtrat wird verdampft und mit einigen Tropfen Salzsäure versetzt; etwa vorhandenes Silber wird als weißer käsiger Niederschlag gefällt. Man filtriert, übersättigt mit Ammoniak und löst den abfiltrierten Niederschlag in möglichst wenig Salzsäure; entsteht in der Lösung durch viel Wasser eine Trübung, so ist Wismut zugegen; in einem andern Teil der Lösung zeigen einige Tropfen Ferrocyankaliumlösung durch Bläuung die Gegenwart von Eisen an. Das Filtrat von dem durch Ammoniak hervorgerufenen Niederschlag ist blau, wenn Kupfer zugegen ist; den größern Teil desselben säuert man mit Salzsäure schwach an und behandelt mit Schwefelwasserstoff, wodurch Kupfer und Arsen gefällt wird. Das Filtrat wird erwärmt, bis der Geruch nach Schwefelwasserstoff verschwunden ist, mit Ammoniak bis