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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bleibtreu; Bleicherei; Bleicherode; Bleioxyd

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Bleibtreu - Bleioxyd

zur alkalischen Reaktion versetzt, dann mit Essigsäure stark übersättigt und mit Schwefelwasserstoff behandelt; bei Gegenwart von Zink entsteht ein weißer Niederschlag; das Filtrat gibt, wenn Nickel oder Kobalt zugegen ist, bei Zusatz von Ammoniak und Schwefelammonium einen schwarzen Niederschlag. Den Rest des ammoniakalischen Filtrats (von Eisen- und Wismuthydroxyd)prüft man mit Magnesiummischung auf Aren. Die quantitative Bestimmung der Verunreinigungen geschieht in ähnlicher Weise.

Da alle Bleiverbindungen je nach ihrer Löslichkeit im Magensaft mehr oder minder starke Gifte sind, deren Wirkung besonders in den Formen der chronischen Vergiftung verhängnisvoll zu werden pflegt, so erfordert die Bletindustrie vielfach ganz besonders weitgehende Vorsichtsmaßregeln. Schon auf Bleihütten haben die Arbeiter von den Bleidämpfen zu leiden, die um so schädlicher sind, je heißer sie auf den Arbeiter treffen. Besonders die Absticharbeiter unterliegen schnell der Bleivergiftung. Abhilfe schaffen gut ziehende Abzugsvorrichtungen für die Dämpfe, welche auch im Interesse der Nachbarschaft in Flugstaubkammern zur Verdichtung gebracht werden. Diese hygienischen Maßregeln sind gewinnbringend, denn die Emser Hütte entleerte in einem Jahr aus den Flugstaubkammern 652,000 kg Masse im Wert von 92,000 Mk. Aus den Apparaten entweichende Gase, wie Kohlenoxyd, schweflige und Schwefelsäure, Schwefelwasserstoff, schädigen die Gichtarbeiter und die Umgebung. Aus den Halden entführen die meteorischen Niederschlage oder Überschwemmungen Bleisalze, und wenn diese auf Wiesen gelangen, kann das Weidevieh erkranken. Alle Abwässer müssen daher durch Absetzen, eventuell durch Eisen entbleit werden. Die Arbeiten mit dem metallischen B. sind bei weitem weniger, zum Teil so gut wie gar nicht gefährlich, dasselbe gilt für Bleilegierungen, so daß bei Zinngießern, Klempnern etc. Bleivergiftungen ziemlich selten sind. Nur die Schriftsetzer, Buchdrucker und Schrotgießer sind mehr gefährdet. Große Gefahren birgt dagegen die Darstellung der Bleioxyde, bei welcher Bleistaub und Bleirauch unvermeidlich auftreten, Abzugs- und Kondensationsvorrichtungen sind hier unentbehrlich, und für manche Operationen hat man staubdichte Apparate konstruiert oder das trockne Verfahren durch ein nasses ersetzt. Wo trotzdem die Arbeiter dem Bleistaub ausgesetzt siud, müssen sie Schwämme tragen; die Sohle der Werkstätten ist wasserdicht herzustellen, damit sie abgespült werden kann: Abwässer sind wie oben angegeben zu behandeln. Am gefährlichsten ist die Bleiweißfabrikation, bei welcher zu gunsten der Arbeiter die Gesetzgebung eingetreten ist. Auch sind die Methoden vielfach in hygienischer Hinsicht verbessert worden. Wo Staub unvermeidlich ist, tragen die Arbeiter statt des Schwammes einen Helm, in welchen von obenher durch einen Schlauch reine kühle Luft eingeleitet wird. Bei den nassen Arbeiten benutzt man lange, wasserdichte Lederhandschuhe. Im übrigen sind staubsichere Abdichtungen an Zerkleinerungsapparaten, Absaugevorrichtungen, gute Ventilation, größte Reinlichkeit, regelmäßige ärztliche Überwachung, Beschäftigung Erkrankter bei Feldarbeit, gute Ernährung in erster Reihe geboten. Für das Deutsche Reich hat der Bundesrat unterm 12. April 1886 Vorschriften über Einrichtung uud Betrieb der Bleifarben- und Bleizuckerfabriken erlassen.

Bleibtreu, 2) Karl, Dichter und Schriftsteller, geb. 13. Jan. 1859 als Sohn des Schlachtenmalers Georg B., verließ das Gymnasium, um sich auf Studienreisen zu begeben, und widmete sich der Littera-

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tur, in der er mit Gedichten, Dramen, Novellen und Romanen die auch in einer besondern Schrift proklamierte »Revolution der Litteratur« (3.Aufl., Leipz. 1887) in naturalistischem Sinn zu fördern suchte. Als die besten seiner bisherigen Anläufe und Versuche müssen die lebendigen Schlachtenbilder: »Dies irae« (3. Aufl., Stuttg. 1883), »Napoleon bei Leipzig« (Berl. 1885), »Deutsche Waffen in Spanien« (das. 1885), »Friedrich d. Gr. bei Kolin« (das. 1888), »Cromwell bei Marston Moor« (Leipz. 1889) gelten. In seinem »Lyrischen Tagebuch« (Berl. 1884), dem Drama »Lord Byron«, den Novellensammlungen: »Schlechte Gesellschaft« (Leipz. 1885), »Kraftkuren« (das. 1885), im Roman «Größenwahn« (das.

1888) gärt es wie in den kritischen Auslassungen Bleibtreus so heftig und leidenschaftlich, daß ein Urteil zur Zeit noch ausgeschlossen erscheint. Seine »Dramatischen Werke« erschienen gesammelt in 3 Bänden (Leipz. 1889). Sonst veröffentlichte er: »Welt und Wille«, Gedichte (Dessau 1886); » Geschichte der englischen Litteratur« (Leipz. 1887, 2 Bde.; Bd. 2, 2. Aufl., 1888); »Napoleon I.« (Dresd. 1888); »Die Entscheidungsschlachten des europäischen Kriegs 18??« (Leipz. 1888, 3 Bde.); »Schlachtenbilder« (das. 1889) u. a.

Bleicherei. Der Betrieb der Bleichereien birgt verhältnismäßig wenig eigentümliche Gefahren. An die mancherlei Übeln Gerüche gewöhnen sich die Arbeiter bald, und die verdünnten Chlorkalkbäder kommen kaum in Betracht. Größer ist die Belästigung der Umgegend. Schmutzige Abwässer bedürfen einer gründlichen Behandlung mit Kalk, und Pappenheim verlangt, daß die Bleichereien unterhalb der Ortschaften an den betreffenden Fluß gelegt werden. Üble Gerüche müssen durch gute Ventilation beseitigt werden, in den neuern Betrieben machen sich solche übrigens kaum noch bemerkbar.

Bleicherode, (1885) 3417 Einw.

Bleioxyd. Zur Prüfung der Bleiglätte löst man dieselbe in verdünnter Salpetersäure, ein Rückstand! kann aus Bleiantimoniat, Bleisuperoxyd (von zersetzter Mennige), Kieselsäure, Ziegelmehl, Thon bestehen. Man wäscht den Rückstand aus, erwärmt einen Teil mit Salzsäure und Weinäure, übersättigt mit Ammoniak, digeriert mit Schwefelammomum, filtriert uud versetzt das Filtrat mit verdünnter Salzsäure: ein orangeroter Niederschlag zeigt Antimon an. Behandelt man den letzten Filtrationsrückstand mit konzentrierter Salzsäure, so bleiben Kieselsäure, Ziegelmehl, Thon ungelöst zurück. Wird der ursprüngliche Lösungsrückstand mit etwas Zucker und Salpetersäure erwärmt, dann filtriert und das Filtrat mit Schwefelwasserstoff behandelt, so zeigt ein schwarzer Niederschlag Mennigegehalt der Glätte an. Aus dem größern Teil des ersten Filtrats fällt man alles Blei durch verdünnte Schwefelsäure und prüft das Filtrat auf Kupfer, Eisen, Wismut, Zink, wie, beim Blei angegeben. Einen andern Teil des ersten Filtrats übersättigt man mit Ammoniak, fügt Schwefelammonium im Überschuß zu, filtriert und verhetzt das Filtrat mit oxalsaurem Ammoniak: ein weißer Niederschlag zeigt Kalk an. Zur Bestimmung des Kohlensäuregehalts der Bleiglätte trocknet man 3-4 g im Porzellantiegel bei 100°, glüht vorsichtig und bestimmt den Verlust, welcher dem Kohlensäuregehalt' entspricht. Zur Bestimmung des Kupfergehalts digeriert mau die Glätte wiederholt mit einer Lösung von kohlensaurem Ammoniak, die sich bei Gegenwart von Kupfer blau färbt. Man vrdampft die vereinigten Flüssigteiien, glüht den Rückstand im Porzellantiegel und wägt das Kupferoxyd.