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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Charcot - Chauvin

bedeutenden Güter seines Oheims Charles C. von Blankney-Hall in Lincolnshire und vermählte sich 1876 mit Florence, Tochter des dritten Herzogs von Sutherland (gest. 1881). Seit 1868 Mitglied des Unterhauses für Lincolnshire und Mitglied der konservativen Partei, wurde er 1885 in Lord Salisburys erstem Ministerium zum Kanzler des Herzogtums Lancaster ernannt, lehnte 1886, als Salisbury wieder zur Regierung gelangte, das ihm angebotene Amt eines Präsidenten des Lokalverwaltungsamtes ab, weil mit demselben kein Sitz im Kabinett verbunden sein sollte, nahm aber 1889 nach Schluß der Parlamentssession das neugeschaffene Ackerbauministerium an. C. ist seit langer Zeit der erste englische Minister von entschieden schutzzollnerischen Neigungen.

Charcot (spr. scharko), Jean Martin, Mediziner, geb.29.Nov. 1825 zu Paris, studierte an der dortigen Universität, war Schüler von Piorry, Claude Bernard u.a, promovierte 1853, wurde 1860 Professeur agregé, 1862 Arzt an der Salpetriere, die er namentlich auch seit 1866 durch seine Vorlesungen zu neuer Berühmtheit brachte; 1873 wurde C. Professor der pathologischen Anatomie an der medizinischen Fakultät von Paris, und 1882 erhielt er den für ihn errichteten Lehrstuhl für Klinik der Nervenkrankheiten. Die wesentlichen Verdienste Charcots liegen in erster Linie auf dem Gebiet der pathologischen Anatomie des Nervensystems; wir verdanken ihm für eine Reihe von Nervenkrankheiten, z. B. der multiplen Sklerose, der Seitenstrangsklerose, die genauere Kenntnis der anatomischen Grundlage. Ebenso hat C. die Diagnostik der Nervenkrankheiten wesentlich gefördert. In neuerer Zeit, wo er sich dem Studium der Hysterie eifrig widmete, zeigte er, daß es sich bei ihr keineswegs immer, wie man wohl früher annahm, um ein wirres Durcheinander von Symptomen handelt; er wies nach, daß man hier ebenso wie bei organischen Krankheiten oft ganz festgeschlossene Krankheitsbilder antrifft. Von den sonstigen zahlreichen Arbeiten Charcots seien noch seine Untersuchungen über Krankheiten im Greisenalter, über Leberkrankheiten und über Hypnotismus erwähnt. Gesammelt erschienen die »Œvres completes« Charcots in Paris 1886.

Charente, Departement, (1886) 366,408 Einw., das Departement Niedercharente 462,803 Einw.

Charenton le Pont, (1886) 13,535 Einw.

Charité, La, (1886) 5099 Einw.

Charlemont (spr. scharl'móng), Hugo, österreich. Maler, geb. 18. März 1850 zu Jameritz in Mähren, war anfangs Beamter, widmete sich aber seit 1873 der Kunst auf der Wiener Akademie, wo er besonders den Unterricht des Landschaftsmalers E. v. Lichtefels genoß, und bildete sich dann weiter bei seinem Bruder, dem Porträt- und Genremaler Eduard C.(geb. 1848), und unter dem Einfluß Makarts. Eine Reise nach Holland bestärkte ihn in seiner Richtung auf rein koloristische Wirkung, welche er seit der Mitte der 70er Jahre in Landschaften, Interieurs, Stillleben und Tierstücken erprobt hat. In der Wiedergabe der Einzelheiten ein Kleinmaler von großer Genauigkeit, verbindet er damit ein Streben nach kräftiger, tiefer Stimmung des Kolorits. Unter seinen Werken sind das Innere einer Hammerschmiede, die Stillleben: Markteinkauf, zum Dessert und Antiquitäten, die Genrebilder: in der Rosenlaube und Erwartung hervorzuheben. Er hat auch Porträte gemalt und radiert.

Charleville, (1886) 16,856 Einw.

Charlieu, (1886) 4962 Einw.

Charlottenburg, Stadt, (1885) 42,371 Einw.

Charnay (spr. scharnäh), Desiré, franz. Reisender,

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geb. 2. Mai 1828 zu Fleurio (Rhône), hat sich besonders um die archäologische Erforschung Mittelamerikas Verdienste erworben. Nachdem er schon in jungern Jahren eine Studienreise nach Nordamerika gemacht, bereiste er 1857-61 im Auftrag des französischen Unterrichtsministers Mexiko, 1863 Madagaskar, einige Jahre später Südamerika, die Vereinigten Staaten und Kanada, 1878 Java und Australien. 1880 übernahm er die Leitung einer unter dem gemeinschaftlichen Schutz der nordamerikanischen Union und der französischen Regierung gebildeten Expedition, deren Kosten der reiche Amerikaner Lorillard trug. Die Ergebnisse dieser Expedition, die zwei Jahre in Anspruch nahm, waren sehr bedeutsam und gestatteten ganz neue Schlüsse über Abstammung und Kulturentwickelung der Bewohner Mittelamerikas in der vorspanischen Zeit. 1886 unternahm er eine neue Reise nach Mexiko. C. schrieb: »Le Mexique, souvenirs et impressions dee voyage« (Par. 1863); »Cités et ruines américaines: Mitla, Palenqué,, Izamal, Uxamal« (mit Viollet le Duc, das. 1863); »Les anciennes villes du nouveau monde, voyages d'explorations au Mexique et dans l'Amérique central 1857-82e« (das. 1884), »La civilisation toltéque« (1886); »La Toltéques au Tabasco et dans le Yucatan« (das. 1886); »Une princesse indienne avant la conquéte«, Roman (1888).

Charolles, (1886) 2976 Einw.

Charter (engl., spr. tschárter), Gnadenbrief, Urkunde; teh Great C., s. Magna Charta (Bd. 11).

Chartres, (1886) 21,523 Einw.

Châteaubriant, (1886) 5150 Einw.

Château-Chinon, (1886) 2668 Einw.

Château d'Ör, (1888) 2691 Einw.

Château du Loir, (1886) 3010 Einw.

Châteaudun, (1886) 6709 Einw.

Château-Gontier, (1886) 7334 Einw.

Châteaulin, (1886) 2598 Einw.

Châteauneuf, 1) Departement Charente, (1886) 2211 Einw. - 2) Depart. Loiret, (1886) 2934 Einw.

Châteaurenard, 1) Departement Rhônemündungen, (1886) 2199 (Gemeinde 5934) Einw. - 2) Departement Loiret, (1886) 1475 (Gemeinde 2636) Einw.

Châteaurenault, (1886) 3772 Einw.

Châteauroux, (1886) 21,795 Einw.

Château-Salins, (1885) 2091 Einw. ,

Château-Thierry, (1886) 6405 Einw.

Châtellerault, (1886) 14,498 Einw.

Châtillon, 1) C. sur Seine. (1886) 5120 Einw.-2) C. sur Indre, (1886) 2198 Sinw. - 3) C. sur Loire, (1886) 2227 (Gemeinde 3260) Einw.

Châtre, La, (1886) 4565 Einw.

Chaumont, (1886) 12,337 Einw.

Chauny, (1886) 8847 Einw.

Chauvin (spr. schowang), Marie von, Naturforscherin, Tochter des preußischen Generaltelegraphendirektors v. C., geb. 21. Dez. 1848 zu Berlin, widmete sich unter Führung von Gerstäcker und v. Siebold zoologischen Forschungen und lebt gegenwärtig in Freiburg i. Br. Sie studierte die Metamorphose der Köcherfliegen und entdeckte eine große Anzahl bis dahin für Deutschland nicht nachgewiesener Arten. Namentlich aber beschäftigte sie sich mit der Züchtung von Amphibien, speziell mit der Metamorphose des Axolotl, über welche sie zuerst helleres Licht verbreitete. Die hierbei gewonnenen Resultate ließen ein großes Anpassungsvermögen der Amphibien an äußere Verhältnisse erkennen und gewährten neue Einblicke in die Lebensbedingungen der Tiere. Ebenso gelang es ihr, die Fortpflanzung des Olm zu ergründen und fest-