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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dampfkessel; Dampfmaschine

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Dampfkessel - Dampfmaschine.

von äußerster Kleinheit und Gleichartigkeit, wie sie für Ablenkung durch Lichtbeugung notwendig sind, in solcher Höhe vorkommen. Vgl. Kießling, Untersuchungen über Dämmerungserscheinungen (Hamb. 1888); Symons, The eruption of Krakatoa and subsequent phenomena (Lond. 1888).

Dampfkessel. Für die Zwecke des Kleingewerbes sind eine ganze Reihe von kleinen Dampfmaschinen in Verwendung, welche besonders bezüglich ihrer Kessel eigentümliche Konstruktionen zeigen. Mit diesen Kesseln, welche wegen ihrer Kleinheit den Namen Zwergkessel bekommen haben, bezweckt man, außer einer thunlichst guten Ausnutzung des Brennmaterials, eine möglichst große Sicherheit gegen Explosionsgefahr zu erreichen. Der hierher gehörige Lilienthalsche Kessel ist Bd. 4, S. 453 beschrieben. Große Verbreitung hat ferner der Hoffmeister-Altmann-Motor gefunden, dessen Kessel in der Figur abgebildet ist. Auf einem hohlen gußeisernen Sockel sitzt ein niedriger Kessel a, dessen Seitenwände von einem U-Eisen b gebildet werden. Der Boden des Kessels ist etwas ausgebaucht und dient einer Anzahl Siederohre e als Rohrwand. Die geneigt liegenden und beiderseitig im Bogen an den Kessel sich anschließenden Siederohre werden ebenso wie der Boden des Kessels von den Feuergasen bespült, welche alsdann durch das Rauchrohr d abziehen. Über den Mündungen der Rohre ist der Kessel durch je eine schmiedeeiserne Platte e, die auf das U-Eisen aufgeschraubt ist, geschlossen. Nach Entfernung dieser Platten ist

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Kessel des Hoffmeister-Altmannschen Motors.

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eine Reinigung der Siederohre leicht zu bewerkstelligen wie auch das Einsetzen neuer Rohre ausführbar. In der Mitte des Kessels erhebt sich ein kastenförmiger Dampfdom f, der zugleich den Dampfcylinder g aufnimmt. Der Kessel des Friedrich-Motors unterscheidet sich von dem vorigen wesentlich nur durch Fieldsche Rohre statt der geneigten Siederohre. Der Kessel des Simplex-Motors (Patent Goepel) besteht aus zwei übereinanderstehenden gußeisernen Heizkörpern, deren unterer aus im Kreis aneinander gegossenen senkrechten Rohren gebildet wird, welche oben und unten durch ein Ringrohr verbunden sind, während der obere Heizkörper von kleinerm Durchmesser zwei Ringreihen von Rohren enthält, welche durch schmiedeeiserne, nach Art der Field-Rohre in den Heizraum hinabhängende Siederohre verlängert sind. Beide Heizkörper stehen durch Knierohre miteinander in Verbindung. Ferner sind zu nennen die Dampfkessel der Motoren von Elze, Davey (Vakuummotor), Klein (Sparmotor), Monski, Sachs u. Bolte (Viktoria-Dampfmotor), Arndt u. Marichal (Mignon-Motor) u. a. Die Kleindampf-Maschinen sind gegenüber andern Kleinkraftmaschinen (speziell den Gaskraftmaschinen) insofern im Nachteil, als sie mit ihren Kesseln den Dampfkesselgesetzen unterworfen sind und zu ihrer Aufstellung eine polizeiliche Konzession erforderlich ist. Zur Zeit ist eine neue gesetzliche Regelung der Zwergkesselfrage im Deutschen Reich geplant, welche eine Verminderung der bezüglich der Sicherheit an die Bauart und Ausrüstung der Zwergkessel zu stellenden Forderungen und Erleichterungen betreffs der Genehmigung, Untersuchung und Revision derselben bringen soll.

Dampfmaschine. Nachdem die Zweicylinder-Compoundmaschine sich als in hohem Maß der Eincylinder-Expansionsmaschine überlegen erwiesen hat, beginnt jetzt das System der Expansion in drei Cylindern (Dreifach-Expansionsmaschine, Dreicylinder-Compoundmaschine), ja sogar der Expansion in vier Cylindern (Vierfach-Expansionsmaschine, Viercylinder-Compoundmaschine) immer mehr an Boden zu gewinnen. Wie die Zweicylindermaschinen, so sind auch die Drei- und Viercylindermaschinen zuerst als Schiffsmaschinen zu ausgedehnter Verwendung gelangt, bürgern sich aber auch allmählich auf dem festen Land ein. Der Vorteil der Drei- und Vierfach-Expansionsmaschinen liegt wesentlich in der Verwendung und in der durch die Mehrstufigkeit der Expansion herbeigeführten bessern Ausnutzung höher gespannten Dampfes. Die Dreifach-Expansionsmaschinen arbeiten etwa 25-30 Proz. vorteilhafter als die Zweicylinder-Compoundmaschinen, brauchen also entsprechend weniger Kohlen und Speisewasser, während sie anderseits von den bisher gebauten Vierfach-Expansionsmaschinen in ihren Leistungen nicht übertroffen worden sind.

Das Bedürfnis schnell laufender Dampfmaschinen zum Betrieb von Arbeitsmaschinen mit hohen Umdrehungszahlen und besonders von elektrischen (Dynamo-) Maschinen hat eine große Reihe eigentümlicher Konstruktionen hervorgerufen. Hierher gehören die Maschinen von Westinghouse, von Brotherhood u. a.

Viel von sich reden macht in neuerer Zeit die Gräbner-Maschine, deren außerordentlich einfacher Bau sie für schnellen Gang besonders geeignet erscheinen läßt. Sie hat nämlich gar keine besondern Steuerorgane, sondern steuert sich durch den Arbeitskolben selbst. Der Dampf tritt bei D ein (s. Fig. 1 u. 2), geht durch die Schlitze b und b^{1} des hohlen Arbeitskolbens k hindurch auf die linke Seite desselben und treibt den Kolben nach rechts, zunächst mit Volldruck und dann, wenn beim Vorgehen des Kolbens die Schlitze b und b^{1} nach den Räumen a und a^{1} hin abgeschlossen sind, also kein Dampf mehr nach links durchtreten kann, durch Expansion. Zugleich entweicht auf der rechten Seite der Dampf vom vorigen Hub durch die Öffnung c^{1}, welche ebenso wie c gegen die Schlitze bb^{1} des Kolbens um 90° versetzt ist. Sobald jedoch die Öffnung c^{1} von dem Kolben verdeckt wird, kann kein Dampf mehr entweichen, und es tritt nun eine Kompression des zurückgebliebenen Dampfrestes ein, wozu die im Schwungrad aufgespeicherte Arbeit mit herangezogen wird. Ist der Kolben so weit nach rechts gegangen, wie er in der Figur links stehend gezeichnet ist, so geht der frische Dampf durch b und b1 nach a^{2}a^{3} auf die rechte Seite, den Kolben nach links treibend, während die Ausströmung des links wirksam gewesenen Dampfes bei c erfolgt, bis wieder nach Abschluß von c durch den Kolben eine Kompression