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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Dierauer - Dingelstad

Dierauer, Johannes, schweizer. Historiker, geb. 20. März 1842 zu Berneck (St. Gallen), studierte in Zürich unter Büdinger und v. Wyß, dann in Bonn unter v. Sybel und Schäfer und in Paris unter Renier historische Wissenschaften und promovierte in Zürich mit »Beiträge zu einer kritischen Geschichte Trajans« (in den »Untersuchungen zur römischen Kaisergeschichte«, hrsg. von Büdinger, Bd. 1, Leipz. 1868). 1868 wurde er Professor der Geschichte an der Kantonschule in St. Gallen, 1874 auch Bibliothekar der Stadtbibliothek (Vadiana). Von seinen weitern Arbeiten sind hervorzuheben: »St. Gallens Anteil an den Burgunderkriegen« (St. Gallen 1876); »Müller-Friedberg, Lebensbild eines schweizerischen Staatsmannes« (das. 1884); »Geschichte der schweizerischen Eidgenossenschaft« (Gotha 1887, Bd. 1). Auch gab er den »Briefwechsel zwischen Joh. Rudolf Steinmüller und Hans Konrad Escher v. d. Linth« (St. Gallen 1889) heraus.

Diesfau, Karl Wilhelm von, preuß. General, geb. 1701 zu Dieskau bei Halle, trat 1721 bei der Artillerie ein und zeichnete sich in dieser Waffe durch zahlreiche erfolgreiche Thaten in zwölf Feldzügen aus. 1757 wurde er zum Obersten und Generalinspekteur der Artillerie, 1762 zum Generalmajor und 1768 zum Generalleutnant ernannt. Er erwarb sich um die Verbesserung der Artillerie große Verdienste und ließ leichtere Geschütze gießen, welche die Dieskauschen genannt wurden. Er starb 14. Aug. 1777 in Berlin. 1889 wurde ihm zu Ehren das schlesische Fußartillerieregiment Nr. 6 Fußartillerieregiment von D. benannt.

Dießenhofen, (1888) 1841 Einw.

Dietfurt, (1885) 1146 Einw.

Dietz, (1885) 4173 Einw.

Dieulasoy (spr. diölasöá), Auguste Marcel, franz. Architekt und Ingenieur, geb. 3. Aug. 1843 zu Toulouse, studierte seit 1863 auf der polytechnischen Schule zu Paris und wurde später Ingenieur für Brücken- und Chausseebauten, in welcher Stellung er sich 1875 bei den Überschwemmungen der Garonne durch persönlichen Mut den Orden der Ehrenlegion erwarb. 1881 unternahm er, von seiner Gattin Jeanne Paule Rachel Maare (geb. 29. Juli 1851 zu Toulouse) begleitet, im Auftrag der Regierung eine archäologische Forschungsreise nach Persien, deren Ergebnisse er in dem fünfteiligen Werk »L'art amique de la Perse« (Par. 1882-88) niederlegte. 1885 unternahm er, ebenfalls mit seiner Gattin, eine Reise nach Susa, wo er die Paläste der Könige Dareios I. und Artaxerxes II. untersuchte und unter anderm eine Reihe von farbig glasierten Backsteinreliefs fand, welche uns mit einer neuen bildnerischen Technik bekannt machten. Seine Funde (Friese, Architekturfragmente, Siegelcylinder, Glas- u. Thongefäße u.a.) wurden in einem besondern nach ihm benannten Saal des Louvre aufgestellt. Seine Gattin erhielt den Orden der Ehrenlegion. Sie schrieb: »La Perse, La Chaldée et la Susiane« (Par. 1886); »A Suse. Journal des fouilles« (das. 1888).

Dieulesit, (1886) 3217 Einw.

Dieuze, (1885) 2767 Einw.

Diez, 3) Sophie, Bühnensängerin, starb 3. Mai 1887 in München.

Digne, (1886) 5414 (Gemeinde 7083) Einw.

Digoin, (1886) 3949 Einw.

Dijon, (1886) 56,119 (Gemeinde 60,855) Einw.

Dilke, 3) Sir Charles Wentworth, brit. Politiker, ward wegen des gegen ihn schwebenden Ehebruchsprozesses in das neue Ministerium Gladstone im Januar 1886 nicht aufgenommen. Der Prozeß

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kam im Februar d. J. zur gerichtlichen Verhandlung, und wenn D. auch formell freigesprochen wurde und seine Unschuld beteuerte, sprach ihn die öffentliche Meinung doch schuldig. Als er durch einen zweiten Prozeß seine Schuldlosigkeit feststellen lassen wollte, ward er im Juli d. J. auch gerichtlich verurteilt. D. ward bei den Neuwahlen für das Parlament in Chelsea im Juli d. J. nicht wieder gewählt, und seine politische Rolle war einstweilen ausgespielt. Er veröffentlichte noch: »The present position of European politics« (Lond. 1887), »The British army« (das. 1888) und »Problems of greater Britain« (1696).

Dillenburg, (1885) 2823 Einw.

Dillenburger, Wilhelm, Schulmann und Philolog, geb. 7. Juli 1810 zu Essen, studierte in Bonn klassische Philologie, wurde 1835 Lehrer am Gymnasium zu Münsteseifel, 1841 Oberlehrer in Aachen, 1814 Direktor des Gymnasiums zu Emmerich, 1849 katholischer Schulrat in Königsberg, 1866 in Breslau und starb 23. April 1882 daselbst. Von seinen Schriften erwähnen wir die vielbenutzte Ausgabe des Horaz (Bonn 1843, 7. Aufl. 1881).

Dillenius, Johann Jakob, Botaniker. Sein Leben beschrieb Schilling (Hamb. 1889).

Dillingen, 1) Bayern, (1885) 5862 Einw.

Dillon, John, irischer Politiker, wurde, nach Wiederherstellung seiner Gesundheit aus Amerika zurückgekehrt, im November 1885 und im Juli 1886 wieder für den Wahlbezirk Ost-Mayo ins Unterhaus gewählt. Nach wie vor einer der eifrigsten Mitglieder der irischen Partei, wurde er Anfang 1887 wegen seiner Beteiligung an dem irischen Feldzugsplan in Anklagezustand versetzt, aber, da die Geschwornen sich nicht einigen konnten, 24. Febr. d. J. außer Verfolgung gesetzt. Im Juni 1888 wurde er wegen Vergehen gegen das irische Zwangsgesetz zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, aber schon im September wegen seines Gesundheitszustandes wieder entlassen.

Dinan, (1886) 9704 Einw.

Dinder, Julius, Erzbischof von Posen-Gnesen, geb. 9 März 1830 zu Rössel in Ermeland, besuchte das Gymnasium und 1852-56 das Lyceum Hosianum und das Priesterseminar in Braunsberg, war 1856-66 Kaplan in Bischofsburg, 1866-68 Pfarrer in Grieslinen und wurde 1868 Propst und Militärpfarrer in Königsberg. Nachdem Ledochowski Anfang 1886 auf Wunsch des Papstes auf das Erzbistum Posen-Gnesen verzichtet hatte, wurde D. von der preußischen Regierung im Einverständnis mit dem Papst 26. März d. J. zum Erzbischof ernannt und 8. Juni in Posen inthronisiert. Die Regierung rechnete darauf, daß D. der nationalpolnischen Wühlerei des katholischen Klerus in Posen Einhalt thun werde, und D. entsprach auch dieser Erwartung; er verbot den Geistlichen, Wahlkandidaturen anzunehmen, und einigte sich mit der Regierung über die Sprache des Religionsunterrichts. Er mußte freilich sehr vorsichtig auftreten, da die Polen die Ernennung eines Deutschen (D. spricht allerdings auch polnisch) höchst ungern sahen und ihm mit Mißtrauen begegneten, und konnte daher nicht so viel für die Versöhnung der nationalen Gegensätze und die Kräftigung des Deutschen, als man erwartet hatte, thun.

Dingelstad, Hermann, römisch kath. Bischof, geb. 2. März 1835 zu Alst bei Bracht in der Rheinprovinz (Kreis Kempen) als Sohn einfacher Landleute, besuchte die bischöfliche Lehranstalt zu Gaesdonk, machte das Abirurientenexamen in Münster und studierte daselbst katholische Theologie. 1859 wurde er zum Priester geweiht und als Lehrer in Gaesdonk angestellt, stu-