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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Deutschsoziale Partei - Dieppe.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Deutsch-Südwestafrika'

Anmerkung: Fortsetzung von [Kolonisation. Die deutsche Schutzherrschaft.]

angelegenheiten der deutschen Regierung überlasse. Infolgedessen wurde ein Berggesetz für Hereroland vom Bundesrat und Reichstag angenommen, vom Kaiser vollzogen und ein Bergamt im Land errichtet. Leider war dabei auf Maharero gar keine Rücksicht genommen worden. Er zog von den bald darauf gemachten Funden von Wismut, Kupfer, Zinn, Silber und Gold gar keinen Nutzen, alles sollte allein der Deutschen Kolonialgesellschaft zu gute kommen. Es wurde daher dem Engländer Lewis, der seit langen Jahren im Hereroland als Händler thätig und der heftigste Gegner des Eindringens der Deutschen und des deutschen Schutzvertrags gewesen war, jetzt leicht, sich seines alten Einflusses auf Maharero zu bemächtigen, und 31. Okt. 1888 erklärte letzterer auf einer in Okahandja, seinem Wohnplatz, abgehaltenen Versammlung dem Reichskommissar, daß alle mit den Deutschen abgeschlossenen Verträge sowie alle ihnen erteilten Konzessionen null und nichtig seien, da er Lewis schon vor Ankunit der Deutschen alle Minenrechte im Land erteilt habe. Die Einsprache des deutschen Reichskommissars blieb erfolglos, und so zogen sich alle deutschen Beamten samt den Gliedern der goldsuchenden Expeditionen und dem neuerrichteten Berg- und Postamt von Otyimbingue, dem Sitz der deutschen Verwaltung, auf das britische Territorium an der Walfischbai zurück, von wo die meisten sich später nach Deutschland begaben. Nur die Missionäre und einige seit langem im Land angesiedelte deutsche Händler blieben auf ihren Plätzen. Allerdings mußten Lewis und dessen Genossen nach Übernahme der Verwaltung durch Hauptmann v. Francois das Land verlassen; die deutschen Arbeiten wurden aber doch nicht wieder aufgenommen, da die von der Deutschen Kolonisationsgesellschaft für Südwestafrika beabsichtigte Abtretung des nördlichen Teils ihres Gebiets an eine englische Gesellschaft, um Mittel zum weitern Betrieb zu gewinnen, von der Reichsregierung nicht genehmigt wurde.

Die rheinische Mission ist hier bereits seit vielen Jahren thätig. Sie besitzt jetzt in Groß-Namaland sechs Stationen: Warmbald, Keetmannshoop, Bersaba, Bethanien, Gibeon und Hoachanas mit zusammen 2526 Gemeindemitgliedern und in Damaland elf Stationen: Walfischbai, Scheppmannsdorf, Otyimbingue, Otyikango, Okahandya, Otyosazu, Otyizwa, Okozondye, Okombahe, Omburo und Rehoboth mit 1930 Gemeindemitgliedern. Unter den Ovampo wirken finnische Missionäre. Von andern Europäern wohnen besonders Deutsche u. Engländer im Land, welche allenthalben Handelsstationen gegründet haben.

*Deutschsoziale Partei, eine neue Spielart der antisemitischen Bewegung, welche auf einem 1889 in Bochum versammelten Kongreß ihr Programm feststellte, das mit dem der christlich-sozialen Arbeiterpartei Stöckers im wesentlichen übereinstimmt.

Deutsch-Wartenberg, (1885) 897 Einw.

Deutz, Stadt, Regierungsbezirk Köln, seit 1888 mit der Stadt Köln zu Einer Gemeinde vereinigt, hatte 1885: 17,737, 1889: 21,265 Einw.

Devéria, 2) Eugène, franz. Maler. Sein Leben beschrieb Alone (Par. 1887).

Déville lès Rouen, (1886) 5174 Einw.

Devrient, 5) Otto, wurde 1. Okt. 1889 zum Direktor der königlichen Schauspiele in Berlin ernannt.

*Dextrokardie (lat.-griech.), sehr seltene, angeborne Lagerung des Herzens in der rechten Brustseite; meistens mit allgemeinem sogen. situs transversus viscerum verbunden, in der Weise, daß der Magen und die Milz auch rechts liegen, die Leber dagegen links.

*Dhaw (Dow, beides spr. dau, Baggala). arabische, zweimastige Segelfahrzeuge ohne Bugspriet von 100 - 400 Ton. Tragfähigkeit. Dieselben dienen zu Kriegs- und Handelszwecken, zum Sklaventransport und als Seeräuberschiffe. Der Bug einer D. ist scharf geformt, sehr niedrig über Wasser und wird von einem geraden, schräg nach vorn weit ausladenden Steven begrenzt; das mit Verzierungen versehene Heck ist breit und hoch und mit einem kastellartigen Aufbau versehen. Der nur durch wenige Wanten gestützte, aus einem Stück bestehende Großmast steht in der Mitte des Fahrzeugs und trägt an einer einzigen Raa ein trapezförmiges Segel, dessen Hals auf die Nock des Vorstevens gesetzt wird. Der Hintermast ragt aus dem Aufbau des Hecks hervor und führt ein ähnliches kleineres Segel. Als Kriegsschiffe führen die Dhaws selten mehr als 14 Geschütze, indessen hat es auch solche bis zu 50 Geschützen gegeben, welch letztere dann in mehreren Decks übereinander aufgestellt wurden. Vermöge der einfachen Takelage bedarf die D. nur einer geringen Besatzung; sie gehört indessen nicht zu den Schnellseglern und unternimmt weitere Reisen nur zur Zeit der konstant wehenden Monsune. Schon die ältesten Seefahrer haben die Dhaws an den Küsten des Roten Meers, im Golf von Persien und in den indischen Gewässern in ihrer jetzigen Form und Bauart vorgefunden, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß die europäischen Segelschiffe, besonders wenn man die Kriegsschiffe des 16. und 17. Jahrh. mit denselben vergleicht, von der D. abstammen. Dafür spricht unter anderm auch die Form der D. unter Wasser, die Gestalt ihres Querschnittes und die Art und Weise, wie diese Schiffe zusammengesetzt sind, in welchen Beziehungen die D. von einem hölzernen Segelschiff der Gegenwart sich nicht wesentlich unterscheidet. Vgl. Pâris, Constructions navales extra-européennes (Par. 1841).

*Diaceturie, s. Acetonurie (Bd. 17).

*Diaklasen (griech.), s. Lithoklasen (Bd. 17).

*Diamantmühle, s. Mühle (Bd. 17).

*Diano Marina, Seestadt in der ital. Provinz Porto Maurizio, im malerischen Dianothal, an der Eisenbahn Genua-Nizza, mit (1881) 2024 Einw., welche Öl- und Weinbau betreiben. D. hat ebenso wie das benachbarte, auf isoliertem Bergkegel gelegene Diano Castello (744 Einw.) durch das große Erdbeben, welches die Riviera 23. Febr. 1887 heimsuchte, stark gelitten.

Diaz, 2) Porfirio, mexikan. Präsident, wurde 15. Okt. 1888 fast einstimmig vom Kongreß auch für die neue Periode bis 30. Nov. 1892 zum Präsidenten der Republik gewählt.

*Dichlormethān, s. Methylenchlorid (Bd. 17).

Die, (1886) 3392 Einw.

Dieburg, (1885) 4109 Einw.

Diedenhofen, (1885) 8111 Einw.

Diekirch, (1885) 3462 Einw.

Dielmann, 2) Johann, Bildhauer, starb 24. Okt. 1886 in Frankfurt a. M.

*Diels, Hermann, Philolog, geb. 18. Mai 1848 zu Biebrich a. Rh., studierte in Berlin und Bonn, wurde 1873 Lehrer am Johanneum zu Hamburg, 1877 am Königstädtischen Gymnasium zu Berlin, 1882 außerordentlicher Professor der klassischen Philologie an der dortigen Universität und 1886 ordentlicher Professor. Er veröffentlichte: »Doxographi graeci« (Berl. 1879); »Simplicii in Aristotelis physica commentarium« (das. 1882, Bd. 1).

Diepholz, Flecken, (1885) 2850 Einw.

Dieppe, (1886) 22,599 Einw.