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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Duncker; Dünger; Düngerstreumaschinen

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Duncker - Düngerstreumaschinen

entschiedenste bekämpfte; mit genauer Kenntnis der Geschichte und der nationalen und sozialen Verhältnisse in Österreich ausgerüstet, schilderte er in seinen Reden die von der slawenfreundlichen Politik der Regierung drohenden Gefahren für das Deutschtum in Österreich und das Reich selbst (vgl. die von Pröll herausgegebenen Reden »Zur Lage des Deutschtums in Österreich«, Berl. 1888). Er schrieb noch: »Die Verwaltung der österreichischen Universitäten« (Wien 1873), »Der französische Nationalwohlstand als Werk der Erziehung« (das. 1879) und »Die Aufgaben der Unterrichtspolitik im Industriestaat« (das. 1882).

Duncker, 1) Maximilian, Geschichtschreiber, ward 1884 zum brandenburgischen Historiographen ernannt und starb 21. Juli 1886 auf einer Reise in Ansbach. Nach seinem Tod erschienen: »Abhandlungen aus der griechischen Geschichte« (Leipz. 1887); »Abhandlungen aus der neuern Geschichte« (das. 1887). Vgl. Brode, Max D. (Berl. 1887).

2) Franz, Politiker, starb 18. Juni 1888 in Berlin. Vgl. »Franz D. Lebensbild eines Volksfreundes« (Leipz. 1889).

Dünger. Seit dem Bestehen des Handels mit künstlichem D. (käuflicher, Handelsdünger) bot derselbe ein ergiebiges Feld für Verfälschungen und Betrug. Sand, Erde, Thon, Gips, Schwerspat, Sägemehl, Glas, Asche, Torf etc. wurden ganz allgemein den Düngerpräparaten zugesetzt, indem man darauf rechnete, daß die Qualität der letztern weder mit dem Auge noch mit Hilfe leichter Operationen zu entdecken sei. Mit der Entstehung der landwirtschaftlichen Versuchsstationen und namentlich mit der Einrichtung der Düngerkontrolle seitens dieser Anstalten haben sich die Verhältnisse wesentlich gebessert, weil nun bei der Leichtigkeit der Beschaffung einer genauen Untersuchung die Aussichten für die Fälscher sehr viel ungünstiger geworden waren. Der ganze Düngerhandel wurde auf eine solidere Basis gebracht, indem man dazu überging, die Düngerpräparate unter Garantie eines bestimmten Gehalts an den wertvollen Bestandteilen zu verkaufen. Die Untersuchung des Düngers beschränkt sich deshalb auch in der Regel auf die Gehaltsermittelung derjenigen Bestandteile, um derentwillen der betreffende D. gekauft wird. Die größte Aufmerksamkeit bei der Düngeruntersuchung ist den Gemischen zu widmen, welche häufig minderwertige Substanzen enthalten, deren Stickstoff- oder Phosphorsäuregehalt bei weitem nicht den Wert beanspruchen kann wie derjenige von Guano, Knochenmehl, Ammoniaksuperphosphaten etc. Diese Mischungen sind zunächst mit der Lupe zu untersuchen, dann trennt man die schwereren Teile von den leichtern durch Abschlämmen und prüft unter Berücksichtigung der gefundenen Verhältnisse auf Ammoniaksalze, Salpetersäuresalze, in Wasser lösliche Phosphorsäure und lösliche Kalisalze. In der Regel wird nur die Bestimmung der Gesamtmenge von Stickstoff, Phosphorsäure, eventuell auch Kali nötig sein. Zur Bestimmung des organischen Stickstoffs eignet sich die Methode von Kjeldahl, nach welcher man die Substanz einige Zeit mit einer reichlichen Menge konzentrierter Schwefelsäure bis auf eine dem Siedepunkt der Säure naheliegende Temperatur erhitzt, die erhaltene Lösung mit überschüssigem, trocknem, pulverigem Kaliumpermanganat oxydiert und das gebildete schwefelsaure Ammoniak in der gewöhnlichen Weise mit überschüssiger Natronlauge zersetzt. Diese Methode hat mancherlei Vorzüge vor der ältern, nach welcher man die sehr fein gepulverte Substanz im Rohr mit Natronkalk verbrennt, wobei ebenfalls der Stickstoff in der Form von Ammoniak erhalten wird. Letztere Methode ist von Wagner verbessert, welcher ein eisernes Rohr anwendet, dessen Beschickung mit Natronkalk für etwa 100 Verbrennungen ausreicht. Die Substanz wird mit Natronkalk gemengt in einer eisernen Rinne von hinten in das Rohr geschoben, worauf man in gewöhnlicher Weise erhitzt, aber während der Operation Wasserstoff durch das Rohr leitet.

Düngerstreumaschinen, landwirtschaftliche Maschinen, welche künstlichen Dünger in fein zerkleinertem Zustand gleichmäßig, und zwar in der Regel nach Art des breitwürfigen Säens, auf dem Acker verteilen. Die hierbei entstehenden Schwierigkeiten, welche bisher ein nur zu häufiges Versagen der ältern Maschinen zur Folge hatten, lagen an der überaus verschiedenen und namentlich wechselnden Beschaffenheit der Düngerarten. Einige derselben, z. B. fein gemahlenes Knochenmehl, sind locker und beweglich, andre, wie Chilisalpeter, legen sich fest in den Vorratskasten, rutschen nicht nach und bedürfen einer unausgesetzten und sehr energischen Lockerung zum Zweck der Ausstreuung. Viele Düngerarten ziehen die Feuchtigkeit stark an und lassen sich mit den ältern Maschinen alsdann gar nicht ausstreuen; namentlich wird feuchtes Düngpulver durch Rühren zumeist klumpig, in welchem Fall Verstopfungen unvermeidlich sind. Es erscheint daher ganz berechtigt, daß diejenigen Fabrikanten und Erfinder, welche sich die Aufgabe stellen, die Mängel der bisherigen D. zu beseitigen, das ältere System derselben, welches sich fast vollständig an die Anordnung der Säemaschinen anlehnt, verwarfen und neue Konstruktionen einführten, bei welchen die Vermeidung von Verstopfungen in erster Linie berücksichtigt wurde. In der jüngsten Zeit haben nun zwei Systeme von D. Eingang in die Praxis gefunden, bei welchen die Übelstände der ältern Maschinen vermieden oder wenigstens wesentlich vermindert werden. Hierzu gehören zunächst D., deren Aufnahmekasten am Boden mit einem durch die ganze Breite geführten Schlitz versehen sind, dessen Weite in verschiedener Weise, je nach der auszustreuenden Menge und der Düngergattung, verändert werden kann. Wäre das Streumaterial gleichmäßig locker, so würde dasselbe beim Fahren der Maschine auch gleichmäßig aus dem Schlitz austreten. In der Regel ist aber die Beschaffenheit des Düngers eine derartige, daß eine Nachhilfe gegeben werden muß, zu welchem Zweck sich in dem Düngerkasten verschiedene Vorrichtungen, z. B. Walzen mit Abstreichern etc., befinden. Zu dieser Gruppe von D. gehören unter andern diejenigen von Hampel u. Haunold und Schmidt u. Spiegel in Halle a. S., welche allen vorliegenden Berichten nach in neuester Zeit viele Anerkennung gefunden haben. In noch weiterm Maß wurde solche der Düngerstreumaschine von Schlör in Barth a. d. Ostsee zu teil, welche auf einem von den ältern Maschinen gänzlich abweichenden System beruht. Über dem oben offenen und in Führungen vertikal verschiebbaren Düngerkasten befindet sich eine schnell rotierende, mit radialen Zähnen besetzte Walze, welche den Dünger von der Oberfläche abstreicht und nach hinten auswirft. Die Ausstreumenge wird durch die Geschwindigkeit bestimmt, mit welcher der Kasten sich während der Fahrt nach aufwärts bewegt, zu welchem Zweck eine Übertragung von den Fahrrädern mittels Zahnräder und eines Zahnstangenbetriebs angeordnet ist. Nachdem die ersten Versuche mit dieser Maschine den Beweis lieferten, daß das Prinzip derselben ein sachgemäß richtiges ist, wurden auch in