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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Fluß - Flutmesser
scheiden: die gewöhnliche molekulare Reibung findet überall bei müßigen Geschwindigkeiten in regelmäßig geformten Gefäßen allein statt; die zweite Art der Reibung entsteht dadurch, daß infolge gröberer Geschwindigkeiten der molekulare Zusammenhang zwischen den einzelnen Wasserschichten besonders in der Nähe der unebenen Wände zerrissen wird und abgelöste Flüssigkeitsteilchen sich fortwährend wirbelnd von der Begrenzungsfläche weg durch die übrige Flüssigkeit hindurch bewegen. Durch diese Wirbel werden Widerstände hervorgerufen, deren Wirkung auf die Flüssigkeitsteilchen im Innern nicht nur von dem mittlern Werte der Geschwindigkeit an der betreffenden Stelle, sondern auch von der Stärke der Wirbelbewegung daselbst abhängig ist. Innerhalb eines Querschnitts fließen daher nicht alle Wasserteilchen gleich schnell, die Geschwindigkeit nimmt in der Vertikalen vom Boden nach der Oberfläche hin stetig zu, erreicht aber ihren größten Wert ni iit an der Oberfläche, sondern etwas unterhalb derselben, ebenso nimmt sie an der Oberfläche selbst vom Ufer gegen die Mitte zu. Die Linien gleicher Geschwindigkeit innerhalb des Querprofils eines Flusses verlaufen ungefähr in der Weise, wie Fig. 1 sie darstellt. Die
ssig. 1. Linien gleicher Geschwindigkeit.
Geschwindigkeit der einzelnen Stromschichten veranschaulicht Fig. 2. Zieht man eine Tiefenlinie ^^ Z
Fig. 2. Geschwindiakeil der einzelnen Stromschichtcn.
und trägt in deren einzelnen Punkten o, ^, ^, 6,f,?,k,i auf den daselbst errichteten Senkrechten die Strecken ^^i, eo,, l^cl,, 66,, lt,, Aß^, lid,, ii, ab, welche den Geschwindigkeiten an den bezüglichen Stellen proportional sind, so liegen die Endpunkte a? o,, ci,, 6? i,, A? n,, i, auf einer Parabel, welche durch den Fußpunkt L geht. Vollendet man die Parabel über 3,, hinaus, bis sie die Verlängerung von H.L über ^ hinaus in X schneidet, so siebt man, daß die Achse der Kurve unter der Oberfläche liegt undmit der Linie ä<l, zusammenfällt. Diese Achse der Parabel h?ißt Stromstrich, dieselbe liegt in gleicher Vertikalebene mit der Kurve des Thalwegs, längs welchem eine Wasser masse die kürzeste Verbindung ihres augenblicklichen Ortes mit der Horizontalebene herstellt. Die Kuruen, welche die Punkte gleicher Stromgeschwindigkeit verbinden, sogen. Isotachen, liegen selbst in Flüssen, deren Querprofil, eine möglichst günstige, genau recht Fig N. Stromftricl, .
eckige Form hat, ganz unsymmetrisch zur Achse des Profils. Die Wasseroberfläche ist nie ganz horizontal, sondern nimmt eine konvexe Gestalt an, da der Mitte mehr Wasser zugeführt wird als den Rändern und das Wasser dort schneller abfließt als gegen die Ufer hin. Verfolgt man die Bewegung der Stromfäden vom Ufer nach der Strommitte ^^ so findet sie ihre Fortsetzung in der Weise, daß die Wasserteilchen in der Mitte untertauchen u.auf spiralförmigem Weg sich zuerst dem Boden, dann wieder dem Ufer nähern.
In einer geraden Flußstrecke laufen also die Stromfäden beiderseits des Stromstrichs in symmetrisch spiraligen Bahnen. Injeder Biegung dagegen gelangt der Stromstrich durch die Zentrifugalkraft an das konkave Nfer (n. in Fig. 3), die Stromfäden tauchen an diesem in die Tiefe und steigen am konvexen Ufer (b) wieder in die Höhe. Der Stromstrich i> 8 liegt demnach nicht mehr in der Mitte, sondern bewegt sich von einem öohlufer zum andern.
Infolge dieser Bewegung wird das Flußbett am konkaven Ufer vertieft, l tzteres selber unterhöhlt, während am gegenüberliegenden Ufer, wo ruhiges Wasser steht, die Sedimente abgelagert
werden.
Flutmesser. Zur Beobachtung der Gezeiten und Bestimmung des mittlern Wasserstandes dienen Pegel oderselbstschreibenoe F. Letztere, welchejetztimmer mehr in Aufnahme kommen, sind so eingerichtet, daß die Wasserstände entweder direkt oder mittels Übertragung aufgezeichnet werden. Im erstern Fall ist der Registrierapparat über dem Brunnen, einem ausgemauerten Raum, in welchem sich der Schwimmer befindet, aufgestellt. Der Brunnen steht durch eine mehr oder weniger lange Röhrenleitung mit dem Meer in Verbindung, in demselben wechselt daher ver Wasserstand in gleicher Weise wie derjenige 'des Meers. Um zu verhindern, daß die durch Wind und Wellenschlag erzeugten unregelmäßigen Schwankungen des Meeresspiegels sich auf das Wasser im Brunnen übertragen, ist am Ende der Leitung ein Sieb oder eine Verengerung angebracht. De: Schwimmer, ein hohler Metallkörper, liegt auf der Wasseroberfläche des Brunnens und bewegt sich mit dem Steigen oder Sinken des Wassers nach oben oder abwärts. Derselbe ist entweder an einer Kette, einem Metalldraht oder an einer Zahnstange befestigt. Im ersten Falle liegt die Kette über einem mit kegelförmigen Stiften versehenen Rad, in welche die Kettenglieder passen', ist er an einem Draht befestigt, so hat die Peripherie des Rades eine Rinne, in welche der Draht paßt.
An dem andern Ende der Kette, bez. des Drahts hängt ein Gegengewicht. Durch das Steigen und Sinken des Schwimmers wird das Rad nach der einen oder andern Seite gedreht. Ist der Schwimmer an einer Zahnstange befestigt, so ist die Peripherie des Rades mit Zähnen versehen, in welche die der Stange eingreifen und das Rad in Umdrehung versetzen. Die Zahnstange hängt an einer Schnur, welche über eine in der Decke des Pegelhäuschens befestigte Rolle gelegt, und an deren freiem Ende ein Gegengewicht angebracht ist. Die Weiterführung der vertikalen Bewegung des Schwimmers, welche durch Übertragung auf das Rad schon in eine drehende umgesetzt ist, ge-