Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

384

Gironde - Glas

enthält vorzugsweise Riesentiere, die man früher als Übergangsglieder zwischen Dickhäutern und G. anzusehen geneigt war. Allein Rütimeyer zeigte, daß sie außer dem starken Schädelbau, der bei Sivatherium giganteum allerdings einem Elefantenschädel nahekommt und zwei mächtige hintere, zwei kleinere vordere Hörner trug, nichts mit Dickhäutern zu thun haben, vielmehr im Körperbau der Kuhantilope und im Gebiß am meisten den G. glichen. Das Urmiatherium nähert sich am meisten dem Hydaspitherium, welches nur zwei eigentliche Hörner, wie die lebende Giraffe, besaß, weicht aber in mehreren Punkten des Schädelbaues beträchtlich ab, so daß die früher nur in der einen lebenden Art bekannte Familie jetzt formenreicher vor uns steht als manche reichlich in der heutigen Lebewelt vertretene. Denn neben der schlanken, kurz u. abschüssig gebauten, langhalsigen Form, die wir früher allein kannten, müssen wir jetzt in den Familienbegriff auch längere, kurzbeinige und kurzhalsige Tiere aufnehmen, deren Kopf teils ganz hornlos, teils mit 2-4 Hörnern versehen war, die sich manchmal von einem ungemein großen und schweren Schädel erhoben und wahrscheinlich sehr breit und schaufelartig verzweigt waren, wie beim Elentier. Bei einigen Sivatheriden scheint auch ein kleiner Rüssel vorhanden gewesen zu sein.

Man muß der Familie der G. eine Art Mittelstellung, nicht zwischen Antilopen und Dickhäutern, sondern zwischen Hirschen und Hohlhörnern, einräumen. Die beiden unverzweigten Stirnhörner der G. sind nämlich in vieler Beziehung den Hirschgeweihen ähnlicher als den hohlen, auf Knochenzapfen aufsitzenden Hörnern der Rinder, Schafe, Ziegen und Antilopen, denn sie entstehen wie die erstern als Hautverknöcherungen, die erst später mit dem Schädel verwachsen. Bei dem der Grundform noch näherstehenden Hellastier waren vermutlich, wenn überhaupt, nur lose Hautverknöcherungen, wie sie die Giraffe in beiden Geschlechtern schon bei der Geburt aufweist, vorhanden, die nicht mit dem Schädel verwuchsen und darum auf demselben keine Spuren zurückließen. Aber während das in ähnlicher Weise durch Hautverknöcherung entstehende Geweih der Hirsche nur kurze Zeit mit der behaarten Haut bedeckt bleibt und sich dann fegt, abstirbt und abgeworfen wird, behält das Gehörn der Giraffe seine Haarhaut lebenslänglich und wird daher auch nicht abgeworfen und erneuert. In dieser letztern Beziehung gleicht es wieder mehr dem Gehörn der Rinder und Antilopen und stellt gewissermaßen eine Verknöcherung des Urzustandes dar, aus dem sich nach zwei verschiedenen Richtungen hin die Kopfzierden der Hirsche und Hohlhörner entwickelt haben. Die Verkleinerung des Kopfes und Gehörns der lebenden G., den ältern Verwandten gegenüber, läßt sich leicht als Wechselwirkung mit der Verlängerung des Halses verstehen, die es dem Tier erlaubte, seine Nahrung in Erdabständen zu finden, zu denen kein andrer Wiederkäuer hinaufreicht.

Gironde, Departement, (1886) 775,845 Einw.

*Gishiga (Ishiga), Fluß im Küstengebiet Ostsibiriens, entspringt auf dem Stanowoigebirge und mündet nach 150 km langem Lauf in den Gishigabusen, einer nördlichen Ausbuchtung des Ochotskischen Meers. Links an der Mündung in der Tiefe des Busens liegt der Bezirksort G. mit (1882) 399 Einw.

Gisors, (1886) 3960 Einw.

*Giulietti (spr. dschu-), G. M., ital. Afrikaforscher, geb. 1848 zu Casteggio bei Pavia, besuchte 1868 mit Antinori die Assabbai, schloß sich 1879 der wissenschaftlichen Kommission zur Erforschung der Umgebung dieser inzwischen von Italien besetzten Bucht an, machte 1879 einen Ausflug von Zeila nach Harar und kehrte dann nach Europa zurück. Im Mai 1881 übernahm er die Führung einer Expedition, welche, von der Assabbai ausgehend, den Lauf der Flüsse Hawasch und Gualima erforschen sollte. Am 2. Mai brach G. mit einer Eskorte von italienischen Marinesoldaten von Beilul auf, wurde aber schon Ende Mai mit seinen Begleitern wahrscheinlich bei Didhav in der Landschaft Maska Giah ermordet.

Givet, (1886) 7370 Einw.

Givors, (1886) 10,110 Einw.

Givry, (1886) 1932 Einw.

Glarus, Kanton, (1888) 33,800 Einw.; Stadt,(1888) 5401 Einw.

Glas. Zur Herstellung achromatischer Linsen haben Hall (1733) und Dollond (1757) Kombinationen von Crown- und Flintglas angewandt (vgl. Achromatismus, Bd. 1). Es gelang ihnen auf diese Weise, das primäre Spektrum zu beseitigen, und noch heute benutzt man Kombinationen von Crown- und Flintglaslinsen, um für gewöhnliche optische Zwecke die roten und blauen Strahlen, für photographische die grünen und violetten oder auch ultravioletten zu vereinigen. Blair und Hastings haben dann auch drei Farben vereinigt, indem sie ein drittes Medium (eine Flüssigkeit oder G.) der achromatischen Linse hinzufügten. Dabei erhält man aber infolge der Absorption ein so viel schwächeres Bild, daß man sich in der Regel auf Kombination von zwei Linsen beschränkt. Die Strahlen, welche durch eine gewöhnliche achromatische Linse nicht vereinigt werden und die Deutlichkeit des Bildes beeinträchtigen, bilden das sogen. sekundäre Spektrum, welches verschwinden würde, wenn man Kombinationen von zwei Gläsern anwendete, deren Zerstreuungsvermögen (wenn auch nicht für das ganze Spektrum, so doch für gewisse Teile desselben) proportional sind. Solche Gläser aufzufinden und zugleich eine größere Mannigfaltigkeit in der Abstufung des Brechungsindex und der mittlern Dispersion zu erzielen, haben sich Fraunhofer, Harcourt und Stokes bemüht; aber erst Schott, welcher sich auf Anregung von Abbe mit der Sache beschäftigte, gelangte 1881 zu praktischen Erfolgen, welche 1884 die Gründung des glastechnischen Laboratoriums in Jena veranlaßten. Die neuen Gläser sind nicht ausschließlich Silikate, wie alle bisherigen Gläser, sondern zum Teil Phosphate und Borate von eigentümlicher Zusammensetzung. Die Phosphate enthalten als Basen Kali, Thonerde, Baryt, Magnesia, die Borate Kali, Natron, Zinkoxyd, Bleioxyd, Lithiumoxyd, Thonerde, auch Kieselsäure, die Silikate außer Bleioxyd, Kalk, Kali, Natron noch Zinkoxyd, Thonerde, Magnesia, Baryt. Während bisher das optische G. von Feil in Paris und Chance in Birmingham für die Optiker nahezu aller Länder geliefert wurde und nur Merz in München vorherrschend für den eignen Gebrauch Flintglas erzeugte, hat das Laboratorium in Jena diese Verhältnisse vollständig geändert und Deutschland nicht nur vom Ausland unabhängig gemacht, sondern auch optisches G. exportiert. Das optische Institut von Zeiß in Jena benutzte zuerst das neue G. zu apochromatischen Linsen für Mikroskope, deren Bilder wegen ihrer größern Reinheit eine stärkere Vergrößerung durch das Okular ertragen. Handelt es sich nicht um eine solche, so kann man bei stärker vergrößerndem Okular ein Objektiv von größerer Brennweite benutzen, um die Übelstände zu beseitigen, welche Objektive von sehr kurzer Brennweite haben. Bei den bisherigen Silikatgläsern ist die