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Italienisch-Ostafrika (Kolonien und Schutzgebiete)
sunde Gebirgsland zu bringen. Anderseits hat es aber dadurch auch wichtige Handelsposten auf der Straße von Abessinien nach der Küste gewonnen. Beide Orte sind befestigt und militärisch besetzt worden. Es wird beabsichtigt, die Eisenbahn, welche jetzt in einer Länge von 26,9 km von Massaua über Mokullu nach Saati führt, hierher zu verlängern. Außer jenen beiden Plätzen und Massaua befinden sich noch militärische Besatzungen in Emberemi, das nördlich von Massaua am äußersten Rande des Hochlandes liegt und 1000 Einw. (Hirten) zählt, in den nahe bei Massaua gelegenen Taulud, Gherar, Abd el Kader, Hotumlu und der jetzigen Gesundheitsstation Monkullu; ferner in dem 12 km südlich von Massaua gelegenen großen Dorf Arkiko all der gleichnamigen Bucht, Residenz der Naib, der ehemals hier herrschenden, aber von den Türken depossedierten Dynastie, wo schon die Ägypter zur Abwehr gegen die Einfälle der Abessinier ein kleines Fort errichteten, dann in Arafali am Südende der Bai von Adulis und in Makalille (Maka Niljah) auf der Halbinsel Buri, wo die Italiener für die Baschi-Bozuks ein befestigtes Lager errichtet haben.
Seit der Okkupation durch die Italiener hat sich Massaua außerordentlich zu seinem Vorteil verändert; eine Feuersbrunst, welche ein ganzes Quartier elender Hütten niederlegte, hat dabei mitgewirkt. Die 1885 auf 5000 ermittelte Bevölkerungsziffer, worunter 45 Italiener, 51 Griechen, 11 Franzosen, 30 Inder, 62 Banianen, 235 Abessinier, 275 Sudanesen u. a., ist seitdem sehr bedeutend gestiegen, angezogen durch die reichlich sich bietende, hoch bezahlte Arbeit. Dazu kommen noch die Truppen, welche die verschiedenen Forts besetzt halten. Ein Fort, Ras Mudur, auf der Nordostspitze der Insel beschützt den Eingang zum Hafen, ein andres auf der Insel Taulud verteidigt den Zugang von der Landseite, ein drittes ist auf der Halbinsel Gerar errichtet, welche den Hafen von W. begrenzt. Die Insel Taulud enthält außer dem Palast des kommandierenden Generals, der auch an der Spitze der Zivilverwaltung steht, und dem ein Sekretär für die Eingebornen beigegeben ist, außer der Kommandantur, meteorologischen Station und dem Lager der regulären Truppen und der Baschi-Bozuks nur wenige Gebäude; es wird hier aber eine italienische Stadt angelegt. Massaua enthält das Zollhaus, die Post, das Hafenkapitanat, eine katholische Kirche der französischen Mission, 13 Moscheen, ein Zivil-, Handels- und Strafgericht, mehrere italienische Elementarschulen u. a.
Die Dahlakgruppe besteht aus 5 großen und mehr als 100 kleinern Inseln und Klippen. Ständig bewohnt sind nur drei: Nura, Dohul und die Hauptinsel Dahlak el Kebir, d. h. die Große, und zwar von etwa 2000 friedlichen und arbeitsamen Bewohnern, die ausschließlich vom Handel mit Meeresprodukten (Perlen und Korallen) und Viehzucht leben, welche auf den Weiden betrieben wird, mit denen sich der Madreporenkalk der Oberfläche, die durch eine sich noch in Erdbeben äußernde vulkanische Thätigkeit gehoben wurde, genügend bedeckt hat. Auf Dahlak el Kebir züchtet man Kamele und Esel zur Ausfuhr, Ziegen und Hühner; auch gibt es hier Hyänen, Schakale und Antilopen. Zur Perlenfischerei verwendet man Neger als Taucher; der Ertrag derselben beträgt noch immer an 6-8 Mill. Mk. jährlich.
Zur Kolonie Assab gehört der in einer Länge von 130 km von der Behetabai im N. bis Ras Sinthiar im S. sich hinziehende Küstenstrich. Dies nach dem Gesetz vom 5. Juli 1882 eine italienische Kolonie bildende Territorium mißt auf dem Festland 579 qkm, mit den in der Bai von Assab befindlichen Inseln 632 qkm und hat gegenwärtig mit Einschluß von 266 Mann Besatzung auf den im Hafen liegenden Schiffen 5400 Einw. Der Ort Assab liegt in einer trostlosen Gegend. Die Ufer bestehen aus nackten, beweglichen Dünen und verworrenen Lavatrümmern, zwischen denen auf durch Regengüsse angeschwemmter Dammerde Palmen und Büsche gedeihen. Assab hat einige europäische Bauten; der Hafen liegt 1 km südlich vor dem Dorf Buia und ist wohlgeschützt, tief und geräumig genug, um den größten Schiffen das Einlaufen zu gestatten. Die Bevölkerung (25 Italiener, 500 Araber, Afar und Somal) beschäftigt sich mit der Gewinnung von Salz, mehr noch mit Handel. Ein regelmäßiger Verkehr besteht mit Hodeida und Aden, vermittelt durch die kleinen Fahrzeuge der Eingebornen, und außer mit diesen Häfen auch mit Massaua, Suakin, Dschidda und Suez durch ägyptische und italienische Dampfer, von welchen die letztern dann weiter nach Italien gehen. Ein Kabel verbindet Assab mit Massaua und Perim und gewinnt dadurch Anschluß an Europa, Ostasien und Ostafrika. Die seitens Italiens durch die Reisenden Bianchi, Antonelli u. a. gemachten Anstrengungen, eine dauernde Verbindung mit Schoa zu gewinnen (Ankober kann in 22-35 Tagen erreicht werden), haben bisher noch zu keinen nennenswerten Resultaten geführt, wiewohl einige Karawanen mit Kaffee, Häuten u. a. zur Küste gelangt sind. Der Verkehr kann nur unter dem Schutz eingeborner Häuptlinge der Samhara vor sich gehen; Giuletti, welcher 1881 ohne solches Geleit von Beilul ausging, wurde schon 8 Tagereisen von der Küste mit allen seinen Gefährten ermordet. Assab ist völlig wasserlos, alles Trinkwasser muß durch Destillation von Seewasser gewonnen werden; dagegen gibt es etwas weiter südlich bei dem großen Dorf Margableh einige Süßwasserlachen mit Gruppen von Palmen und andern von Schlingpflanzen überzogenen, aber dürftigen Laubgewächsen. Zu Assab gehören noch im N. das Gebiet von Beilul auf dem schmalen, ziemlich fruchtbaren Ufersaum zwischen dem Abfall des Askalgebirges und der nach N. offenen Bai von Beilul mit dem 1 km weiter östlich gelegenen Dorf Gubbi, besetzt von italienischem Militär in einer Seriba und einem kleinem Fort. Ersteres hat 800, letzterem 500 Einw., ohne 400 Beduinen, welche des Tauschhandels wegen sich einfinden. Ausfuhrartikel nach Aden sind: Elfenbein, Straußfedern, Gummi, Honig, Felle, Kaffee, Matten; Einfuhrartikel: Durra, Reis, Tabak, indische Baumwollwaren. Von Beilul führen die besten Wege ins Herz Abessiniens, es hat daher eine große Zukunft.
Schutzgebiete. Das südöstlich von Assab liegende Territorium von Naheita wurde 20. Sept. 1880 unter italienischen Schutz gestellt auf Ansuchen des Sultans, welcher dagegen versprach, keinen Teil seines Gebiets an eine fremde Macht zu veräußern. Der Sultan betreibt einen gewinnbringenden Handel mit Perlmutter, Straußfedern und wohlriechenden Harzen, welche er an die Aschemara und Woeito um den Badasee und Hawaschfluß absetzt. Das Sultanat Obbi im Somalland nördlich der Dschubamündung von Warscheich bis Ras Awad wurde auf Ansuchen des Sultans Anfang 1889 unter italienischen Schutz gestellt; Italien beabsichtigt, dort eine Kohlenstation anzulegen. In dem nördlich folgenden Gebiet von Garad und Wadi Nogal bis 8° nördl. Br. wurde 1889 die italienische Flagge geheißt. Endlich steht noch