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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Ivry - Jacobs.

unter italienischem Protektorat die Küste zwischen der Nordgrenze von Assab im S. und der Halbinsel Buri im N.; 1885 wurde die italienische Flagge in den wichtigsten Häfen Hauakil, Mader und Ed geheißt.

An Militär hat Italien jetzt in Ostafrika zur Verfügung: 7800 italienische Soldaten und 1460 eingeborne Irreguläre (Baschi-Bozuks), wozu noch einige im italienischen Sold stehende abessinische Banden zu rechnen sind. Die jährlichen Ausgaben Italiens für Militär und Verwaltung betragen rund 20 Mill. Lire. Die Einkünfte sind dagegen unbedeutend, denn italienische Waren gehen zollfrei ein, während die vom Ausland kommenden 8 Proz. vom Wert zahlen. Eingeführt werden: Baumwollwaren aus Indien und England, wovon der größte Teil in den Sudan, wenig nach Abessinien geht, ferner Durra, Mehl, Konserven, Kolonialwaren, geistige Getränke. Ausgeführt werden: Felle, Zibet, Elfenbein, Kaffee, Gummi, Wachs, Gold, Korallen und Perlen und Perlenschalen. Der Gesamthandel betrug 1887 zu Land 158,920, zu Wasser 12,614,447 Lire, der Schiffsverkehr 2376 Fahrzeuge, davon 793 unter italienischer Flagge. Da der Handel mit Abessinien wegen Mangels an Straßen und Unsicherheit erschwert ist, so geht derselbe nach Kassala, bez. dem Sudân. Seit 1890 führt die Kolonie den Namen Eritrea u. steht unter einem Gouverneur und drei Räten für Aeußeres u. Inneres, Finanzen und Bauten, Ackerbau und Handel.

Ivry, 2) I. sur Seine, (1886) 21,076 Einw.

*Iwakura Tomomi, javan. Staatsmann, geb. 1815 zu Kioto als Sohn eines Kuge (Hofadligen), wurde vortrefflich erzogen und in chinesischer Philosophie ausgebildet, weswegen er entschiedener Feind der Fremden war und 1858 als Ratgeber des Mikado Komei Tennô diesen bewog, 1858 den Vertrag des Shôgun von Tokio mit Amerika nicht zu genehmigen. Nicht lange darauf beim Mikado in Ungnade gefallen, verband er sich mit Kido, Saigô, Ôkubo und andern hervorragenden Japanern zum Sturz des Shôgunats, der 1868 gelang. I., der inzwischen die Notwendigkeit freundlicher Beziehungen zu den Fremden und den Wert der europäischen Kultur erkannt hatte, wurde vom Mikado 1868 zum Minister ernannt, empfing 1870 den Titel Dainagon (»großer Ratgeber«) und übernahm 1871 das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten; auch wurde er U-Daijin oder Vizepräsident des Ministeriums. 1872 erhielt er die Führung der großen Gesandtschaft, welche Japan nach den Vereinigten Staaten und Europa schickte. 1873 zurückgekehrt, widersetzte er sich mit Erfolg dem von den Samurai verlangten Krieg mit Korea, weswegen 14. Jan. 1874 ein Mordanfall gegen ihn verübt wurde. Die durchgreifenden Reformen, welche in Japan die europäische Kultur zur Herrschaft brachten, beförderte er mit allen Kräften bis an seinen Tod (1887).

*Ixelles (spr. ißä´l^[Zeichen nicht vorhanden]), Vorstadt im SO. von Brüssel, hat mehrere schöne Kirchen, ein Rathaus, Denkmäler von Leopold I. und Cockerill, eine Kriegsschule (in der ehemaligen Abtei La Cambre), ein Athenäum, das kartographische Institut, bedeutende Industrie in Porzellan, Glas, Orgeln und (1883) 43,486 Einw. Im S. das parkartig angelegte, vielbesuchte Bois de la Cambre (s. den Plan von Brüssel in Bd. 3).

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J (Jot).

Jachmann, 1) Eduard Karl Emanuel, deutscher Admiral, starb 23. Okt. 1887 in Oldenburg.

Jacobi, 5) Justus Ludwig, Theolog, starb 31. Mai 1888 in Halle. Vgl. J.^[Justus - 1850-1937] Jacobi, Just. Ludw. J. und die Vermittelungstheologie (Gotha 1889).

*7) Karl Rudolf, Staatssekretär des deutschen Reichsschatzamtes, geb. 8. Sept. 1828 zu Jeggau bei Gardelegen, studierte in Halle und Berlin die Rechte, trat in den Staatsverwaltungsdienst, ward 1856 Hilfsarbeiter im preußischen Handelsministerium, 1862 im Ministerium des Innern, 1864 wieder im Handelsministerium und 1866 zum Regierungsrat, 1867 zum Geheimen Regierungsrat befördert. Nachdem er 1870 Geheimer Oberregierungsrat und 1873 stellvertretender Bundesratsbevollmächtigter geworden war, trat er als Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat und erster vortragender Rat in das Staatsministerium über, ward 1874 Ministerialdirektor im Handelsministerium, 1877 Präsident des deutschen Reichspatentamtes und 1879 Unterstaatssekretär im Handelsministerium. Nachdem er 1881-86 Präsident der Preußischen Zentralbodenkreditgesellschaft gewesen, trat er 1886 in sein Amt als Unterstaatssekretär zurück und ward im November 1886 Staatssekretär des deutschen Reichsschatzamtes. Doch nahm er schon im Juli 1888 wegen Kränklichkeit seine Entlassung.

*Jacobs, 4) Marie Victor Philippe, belg. Staatsmann, geb. 1838 zu Antwerpen, wurde in dem Jesuitenkloster Vaugirard in Paris erzogen u. studierte die Rechte in Brüssel. Als junger Advokat lernte er Niederländisch und nahm in seiner Vaterstadt regen Anteil an der meetinguistischen Bewegung; 1863 wurde er daselbst zum erstenmal in die Kammer gewählt, wo seine Begabung ihm bald Einfluß verschaffte, so daß er bereits 2. Juli 1870 in dem klerikalen Kabinett d’Anethan mit dem Ministerium der öffentliche Arbeiten betraut wurde, um wenige Wochen später die Finanzen zu übernehmen. In das gemäßigtere Kabinett, das infolge der Straßenauftritte in Brüssel im November d. J. unter Malou zu stande kam, trat J. nicht mehr ein. Er nahm als Mitglied der Mehrheit und nach 1878 der Opposition einen hervorragenden Anteil an den parlamentarischen Arbeiten und trat im Juni 1884 als Minister des Innern und des Unterrichts in das Kabinett Malou ein. Es fiel ihm die Ausarbeitung und die Vertretung der neuen Schulordnung zu, die Ende August von den Kammern in Beratung und nach dreiwöchentlicher heftiger Beratung angenommen wurde. Die rücksichtslose Art, womit J. das Gesetz verteidigte und das Lehrerpersonal behandelte, rief mehrere öffentliche Kundgebungen und Straßenauftritte hervor. Als im Oktober die Gemeindewahlen zu gunsten der liberalen ausgefallen waren, fand sich der König veranlaßt, den Rücktritt J.’ und Woestes zu fordern. Von nun an war J. als einer der Führer der Mehrheit parlamentarisch> weniger thätig als früher, dagegen erwarb er sich als Advokat am Kassationshof in Brüssel eine hervorragende Stellung. Er leitete 1885 in Antwerpen und 1888 in Brüssel die Verhandlungen der Abteilung für Seerecht in dem von der belgischen Regierung berufenen Internationalen Kongreß für