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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Jarnac - Jemeppe
nur ans der Zahl derer ernannt werden, welchedengesetzlich bestimmten Nachweis der Befähigung erbracht liaben, u. können ihrer Stellen nur durch richterlichen Spruch oder Disziplinarstrafe beraubt werden. Die Verhandlungen der Gerichte sollen öffentlich sein, ! außer wenn das Staatsinteresse oder die Moral dies > «erbietet. Den Unterthanen ist die persönliche Frei-! heit garantiert, ferner Rede- und Preßfreiheit sowie ^ Religionsfreiheit zugestanden. !
Demnächst schritt'die Regierung dazu, ihre Ge-! richtshoheit über die Fremden einzuführen. Eine l888 mit den fremden Mächten vereinbarte Revision der bisherigen Verhältnisse, die das ganze Land den Fremden öffnen, aber unter gewissen Sicherheitsvorkehrungen dem Kaiser auch über die Fremden in seinen Landen die Gerichtshoheit geben sollte, mußte aufgegeben werden, da sich im Land ein Sturm der Entrüstung über die von der Regierung gemachten Zugeständnisse erhob. Es wurden nun mit den einzelnen Mächten, zunächst mit den Vereinigten Staaten, mit Deutschland, Rußland und Frankreich, Han-, delsverträge abgeschlossen, in welchendie Abschaffung ! der Konsulargerichtsbarkeit binnen einer bestimmten ! Frist (5 Jahren) bestimmt wurde, worauf japanische ^ Gerichtshöfe, aber durch europäische Richter verstärkt, die Gerichtsbarkeit auch über die Fremden ausüben sollten; gleichzeitig wurden den letztern volle Rechtsgleichheit, Freiheit der Bewegung und Besitzerwerbung2c. zugestanden. Hiergegen erhob sich von neuem in allen Klassen der Bevölkerung eine heftige Opposition, weil man eine Überschwemmung des Landes ^' durch die Ausländer befürchtete; auch die nach frem-! den Mustern ausgearbeiteten Gesetzbücher erregten > große Unzufriedenheit. Ein fanatisches Mitglied der ! alten Kriegerkaste griff 18. Okt. 1889 den Minister' des Äußern, Grafen Otuma Shigenofu, den man für ! den Urheber der Neuerungen hielt, mit einer Dyna- ^ mitbombe an und verwundete ihn so schwer, daß ihn: > ein Bein abgenommen werden mußte; der Verbrecher tötete sich sofort selbst. Sogar einige Minister, unter ihnen Ito, der Urheber der Verfassung, wichen vor der öffentlichen Meinung zurück und forderten ihre Entlassung. Doch waren auch der neue Ministerpräsident, Graf Mamapata Aritomo, und der neue Minister des Auswärtigen, Vikomte Aoki Shinzo, welche im Dezember 1889 ernannt wurden, Anhänger der Verträge, deren Ausführung allerdings verschoben wurde. - Biographische Notizen über den Kaiser und die leitenden Staatsmänner der letzten Entwickelungsperiode Japans geben die betreffenden Artikel: ^Mutsuhito- (der Kaiser), »Iwakura Tomomi<-', »Kido Takayoshi ,, »Okubo Toshimitsu^, »Saigo Takamori ,, »Shimadzu Saburo« (sämtlich Bd. 17).
Iarnac, (i5W) 3793 Einw.
Iarochowsti, Kasimir von, poln. Geschichtsforscher, starb 24. März 1888 in Posen.
Iarotschin ist seit 1887 Kreisstadt.
Iassatjchnije, in Sibirien getaufte Buräten, die mit russischen, zum Teil aber auch mit getauften burätischen Frauen verheiratet sind und abgeschieden von den burätischen Ulussen in gesonderten Höfen und Dörfern, am zahlreichsten in Transbaikalien, wohnen, aber auch in russischen Niederlassungen und sogar in Städten zu finden sind. Diese I. werden von Jahr zu Jahr durch neue Geschlechter vermehrt, welche sich ihnen von den Buräten und Tungusen zugesellen. Bei allen erhält sich die schwärzenden Buräten eigentümliche Farbe des Haupthaars, eine bedeutendere oder geringere Verengerung der Augensvalten, <dervortretenund Massivität der^obern Vacken tnochen und der Kiefer. Der Bart ist meist t'urz und spärlich, fehlt auch ganz, die Beine sind mehr oder weniger gekrümmt. Vgl. Jadrinzew, Sibirien (deutsch, Jena 1886).
Iaureguiberry, Jean Vernarb, franz. Admiral, starb 21. Okt. 1887 in Paris.
Iaures, Constant, franz. Admiral und Diplomat, übernahm in: Ministerium Tirard 21. Febr.
1889 das Portefeuille der Marine, starb aöer lttl', > darauf 13. März 1889 und ward auf Staatskosten
bestattet.
Iefferieslspr.dschcfferis), Richard, engl.Schriftsteller, geb. 6. Nov. 1848 zu Coate in Wilts'hire. Von der dürftigsten Erziehung ausgehend, aber von hellem Blick und von großer Strebsamkeit, trat er schon sehr früh in die Tagesschriftstellerei ein, und nachdem di^ »^im65« eine seiner Flugschriften zum Gegenstand eines Leitartikels über oie'Lage des ländlichen Tage, löhners benutzt hatte, fand er sich zu erweiterter Thätigkeit ermuntert. Seine Romane waren ziemlich wertlos und stehen weit zurück hinter seinen andern Schriften, welche genaue Kenntnis der sozialen ländlichen Verhältnisse verraten und sich durch lebhafte, oft tief gefühlte Naturschilderungen in der Weise der Amerikaner Thoreau und John Burroughs auszeichnen.
1878 erschien sein »6am6k66p6l'atti0M6 , mitdemer großen Eindruck machte, und gleicher Erfolg wurde den darauf folgenden Werken: »>Vi1ä litt in a ^omkkrn oount/« (1879), »Hoäg'6 and Iu8 Mk8t6i'8« (1880), »I^uuncl ndout a Freut 68tkt6« (1880), »6i'k6N lsrn»lärm« (1880), »1!i6amat6urp0^1i6r< (1881), >^Vo0<l ml^io« (1881) zu teil. Abgesehen von einigen weitern Versuchenim3tomanveröffentlichteernoch:»1'nsi8t0i'v
ot mv Iißart (1883) u. die beiden im Geiste der Andersenschen Märchen gehaltenen Schriften: >"lii? litd c»> lli6 Ü6i<i8« (1884) und »1^1 ll('6r<- (1884); ferner: »^.ftßrl^omlon' (1885), ein düster prophetischer Blict in die Zukunft; >^!l6 opon nii- c (1885) und ».^mni-.v1li8 l U, 5ll6 flni'- (1887), sein letztes Werk. Er starb 14. Aug. 1887. Erst nach seinem Tod wurde der Wer! des eigenartigen Schriftstellers völlig anerkannt. Vgl.
W. Besant/IIi6 enw^ ofNicimrä.I.(Lond.1888>.
^Iellinet, 3) Georg, Publizist, Sohn des juo.
Gelehrten Adolf I., geb. 16. Juni 1851 zu Leipzig, vollendete nach Übersiedelung seines Vaters nach Wien dort seine Gymnasialstudien, besuchte die Uni' versitäten Wien, Heidelberg und Leipzig, betrieb während dieser Zeit neben juristischen auch philosophische, nationalökonomische und litterarhistorisäx Studien, promovierte 1872 in Leipzig zum Or. pnii..
1874 in Wien zum l^'. , jm'., trat in demselben Jahr in den österreichischen Verwaltungsdienst, den er aber nach einiger Zeit wieder verließ, um ganz wissenschaftlichen Arbeiten zu leben. Er habilitierte sich
1879 in der Wiener Juristenfakultät und wurde 188.'i in derselben zum Professor des Staatsrechts ernannt, nahm jedoch im September 1889 seine Entlassung und folgte bald darauf einem Ruf an die Universität Basel.
Seine Hauptschriften sind: »Die sozial-ethische Bedeutung von Recht, Unrecht und Strafe« (Wien 1878); »Die rechtliche Natur der Staatenverträge« (das.
1880); »Die Lehre von den Staatenverbindungen (das. 1882); »Österreich-Ungarn und Rumänien in der Donaufrage« (das. 1884); »Ein Verfassungsge richtshof für Österreichs (das. 1885); »Gesetz und Verordnung/- (Freiburg i. Br. 1887).
^Iemeppe (spr. schomevp), Gemeinde in der belg.
Provinz und Arrondissement Lüttich, am Unken Maasufer, mit dem gegenüberliegenden Seraing durch eine schöne Hängebrücke verbunden, an der belgischen