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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Morawski - Moreelse
große Verdienste um die pathologische Histologie des Labyrinths und wies nach, daß bei verschiedenen Infektionskrankheiten Mikroorganismen in das Labyrinth einwandern und kombinierte Gehörs- und Gleichgewichtsstörungen verursachen. Er schrieb: »Klinik der Ohrenkrankheiten« (Wien 1866); Anatomie und Physiologie der Eustachischen Röhre« (Wiesb. 1875); »Über Ußnin Aitis e6i'6di's>-8piiik1i8 ^piäkmiea« (Heidelb. 1881); »Über Pilzinvasion des Labyrinths im Gefolge von einfacher Diphtherie (Wiesb. 1887) und im Gefolge von Masern« (das.
1888). Auch begründete er und redigiert seit 1868 mit Knapp die »Zeitschrift für Ohrenheilkunde«.
Morawski, 1) Franz, poln. Dichter, geb. 1785 im Posenschen, studierte in Frankfurt a. Ö. Rechtswissenschaft, arbeitete am dortigen Gericht, später, während der preußischen Epoche, in Kalisch, nahm 1806 mit dem polnischen Heer an den großen Schlachten Napoleons I. teil und erwarb sich den Rang eines Stabschefs. Seinen Ruhm begründete er durch die Rede, welche er zu Sedan im Dezember 1813 zum Gedächtnis des Fürsten Joseph Poniatowski hielt.
Auch nach dem Frieden verblieb er in der polnischen Armee und wurde 1819 zum Brigadegeneral befördert. Später lebte er auf seinem Landsitz Lubonia im Posenschen, wo er 12. Dez. 1861 starb. Seine gemütvollen Gedichte erschienen gesammelt zu Breslau 1841, Lissa 1851 und Petersburg 1855. Auch gediegene Übersetzungen Byronscher Dichtungen lieferte er.
*2) Teodor, poln. Geschichtsforscher, geb. 1797 zu Piwonice im Kreis Kalisch, studierte in Warschau, diente im Ministerium des Innern, wurde 1831 Minister und ließ sich nach dem Fall des Aufstandes in Paris nieder, wo er 22. Nov. 1879 starb. Er schrieb eine ausgezeichnete Geschichte von Polen (»vxisjk iikloäu polskik^o«, Posen 1871-73, 6 Bde.).
Mörchingen, Flecken im deutschen Bezirk Lothringen, Kreis Forbach, Kanton Großtänchen, an der Eisenbahnlinie Rieding-Remilly (Straßburg-Metz), mit kath. Pfarrkirche und (1885) 1041 Einw.; seit 1890 Garnisonsort der 65. Infanteriebrigade.
Mordtmann, Andreas David, Geschichtsforscher, geb. 11. Febr. 1811 zu Hamburg, lebte seit 1845 in Konstantinopel, erst als Kanzlist bei der spanischen Gesandtschaft, dann vom November 1847 bis Juni 1859 als Geschäftsträger der Hansestädte, seitdem bis zu seinem Tode (30. Dez. 1879) als Mitglied des türkischen Handelstribunals. Er erwarb sich große Verdienste um die Erforschung der alten Geographie und Sprachkunde Kleinasiens, um die Entzisserung der Keilinschriften und die Erklärung der Pehlewimünzen. Die Resultate seiner Untersuchungen legte er teils in der »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«, teils in den Sitzungsberichten der bayrischen Akademie nieder.
Außerdem veröffentlichte er: eine deutsche Üb ersetzung der arabischen Geographie des Isztachri (Hamb.
1845); »Die Belagerung und Eroberung Konstantinopels 1453« (Stuttg. 1858); »Die Amazonen« (Hannov. 1862); »Epigraphik von Byzantion und Konstantinopolis bis 1453« (mit Dethier, Wien 1864, 1. Hälfte) und anonym: »Stambul und das moderne Türkentum« (Leipz. 1877, neue Folge 1878).
"Mordwinow, Nikolai Semonowitsch, russ.
Staatsmann, geb. 1754, wurde zusammen mit dem Großfürsten Paul erzogen u. unternahm große Reisen, wobei der Aufenthalt in England ihm besondere Anregung bot. Nach der Thronbesteigung Alexanders I. wurde er 1802 Seemimster und nahm an wichtigen Resnmentwürfen teil. Insbesondere suchte er für
die Besserung der Lage der Bauern und der wirtschaftlichen Verl Mnmo im Reich zu wirken. Er vertrat das Prinzip der Mmsteruerantwortlichkeit wie dasjenige einer Teilung der Staatsgewalten, huldigte den Grundsätzen Benthams, mit welchem er Beziehungen unterhielt, und war Mitarbeiter Speranskijs. Vielfach angefeindet und wiederholt zeitweilig zur Unterbrechung seiner Thätigkeit genötigt, hörte er nicht auf, in dem Sinn einer Reform auf den verschiedensten Gebieten zu wirken. Im I. 1834 wurde er in den Grafenstand erhoben und starb 1845. Vgl. Ikonnikow, Graf N. S. M. (Petersb. 1873).
^More (spr. mör), 2) Henry, engl. Philosoph, geb.
1614 zu Grantham, gest. 1687 als Professor der Theologie und Philosophie zu «Cambridge. In seinem 1674 erschienenen, aber unvollendet gebliebenen Hauptwerk: »Nu Mridionmetap Ii^icuin«, stellteer als Gegner der Cartesianischen und Gönner der Paracelsischen Physik einen auf das Studium der Kabbala gestützten und der Theosophie van Helmonts (s. d.) verwandten platonisierenden Mystizismus auf.
Demgemäß sollte die Allgegenwart Gottes als räumliche und der unendliche Raum als eine immaterielle Substanz, als in der Welt allverbreiteter Naturgeist und zwischen Gott und der Materie vermittelnde Weltseele aufgefaßt und so der von der mechanischen Physik als unräumlich aus der Welt hinausgewiesene Gott wieder in dieselbe hineingeführt werden. Durch ihren Einfluß auf Newtons bekannte Definition des Raums als ^en^orium coinimms der Gottheit hat diese Lehre für die Geschichte der Philosophie durch die im 28. Kapitel, H 7 der oben genannten Schrift zuerst vorkommende Erwähnung der vierten Dimension des Raums für die Geschichte des heutigen Spiritismus Bedeutung erlangt. Seine Schriften erschienen gesammelt in 3 Bänden (Lond. 1679). Vgl.
Rob. Zimmermann, Henry M. und die vierte Dimension des Raums (Wien 1881).
Moreau (spr.-ro), 3) Mat hurin, franz. Bildhauer, geboren um 1822 zu Dijon, war anfangs Schüler sei' nes Vaters, eines Bildhauers, und dann Schüler von Ramey und von Dumont in Paris. Eins seiner ersten Bildwerke war eine Gipsfigur der Elegie (1848), der teils lyrische «.allegorische Werke von großer Naivität und Anmut, teils dekorative Arbeiten folgten. Unter den erstern sind die Fee mit den Blumen (in Bronze, 1853), die Marmorstatue: der Sommer (1855), schlafende Kinder (Marmorgruppe, 1857), die Bronzestatue einer Spinnerin (1858), die Bronzegruppe: Nachdenken (1861), die Bronzestatue des Frühlings (1863), die Statue: Studiosa (in Marmor, 1866), die Bronzegruppe der Cornelia und die Saltarello (1868), Primavera, der Schlaf und eine Badende (1876) zu erwähnen. Dazu kommen die galvanoplastisch ausgeführten Reliefs in der Vorhalle der Kirche St.-Äugustin (vier Kardinaltugenden und Engelsgestalten), Karyatiden in der Reuen Oper und zwei Sandsteinstatuen des heil.Hieronymus und des heil. Gregor d. Gr. in der Dreifaltigkeitskirche in Paris. Seine letzten Werke waren: das neue Jahr und die Welle (1887). Er bewegt sich in einer klassizistischen, aber nach gefälliger Eleganz strebenden
Formenbehandlung.
Moreelse, Paulus, Holland. Maler, geb.1571 zu Utrecht, war Schüler des Michiel Mierevelt in Delft, wurde 1596 als Meister in die Malergilde zu Utrecht aufgenommen und starb daselbst 1638. Er hat religiöse und Genrebilder, vorzugsweise aber Porträte gemalt, auch drei Blätter radiert und Zeichnungen für den Holzschnitt geliefert. Seine künstlerische Ve-