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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Alvensleben; Am; Amādos de los Rīos; Amagat; Ameisen

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Alvensleben - Ameisen.

ausgeführt. Die erforderliche elektromotorische Kraft liefern Jonval-Turbinen, deren Umdrehungen direkt auf Dynamomaschinen übertragen werden; die größern der letztern erzeugen eine Stromstärke von je 14,000 Ampère bei 30 Volt. Außer den Legierungen des Aluminiums wird zu Neuhausen auch das Metall selbst fabriziert; über die Herstellung desselben fehlen aber nähere Angaben. Die Fabrik offeriert Reinaluminium erster Qualität für 34,5 Frank, zweiter Qualität für 28,75 Fr. pro Kilogramm; Aluminiumbronze stellt sich je nach der Höhe des zwischen 1 und 20 Proz. liegenden Aluminiumgehalts auf 3,7-7,6 Fr. pro Kilogramm, Ferroaluminium mit 5-20 Proz. A. auf 2,45-5,7 Fr. Die zu Salindres nach dem alten Devilleschen Verfahren hergestellten Präparate haben dagegen die folgenden Verkaufspreise: Reinaluminium 130 Fr. pro Kilogramm und 10proz. Aluminiumbronze 18 Fr. pro Kilogramm (gegen 5,10 Fr. in Neuhausen). Die Zusammensetzung der Aluminiumhandelssorten der Fabrik zu Neuhausen ergibt sich aus der folgenden Tabelle:

Qualität Aluminium Silicium Eisen

0 99,90 0,06 0,04

I 99,61 0,18 0,21

I 99,33 0,53 0,14

I 99,25 0,56 0,19

I 99,14 0,58 0,28

II 96,79 1,84 1,37

II 94,32 3,25 2,43

II 92,84 3,82 3,34

Mit 1-2 Proz. Silicium ist das Metall schon sehr grau, aber in der Kälte noch ziemlich weich und zäh, in der Wärme freilich kaum mehr schmiedbar. Über 2 Proz. Silicium machen das Metall schon spröde und brüchig. Für die Hämmer- und Walzbarkeit des Aluminiums ist die Verunreinigung mit geringen Mengen von Eisen und namentlich von Kupfer noch schädlicher als die mit Silicium. A. von der Qualität 0 und I lassen sich in der Kälte wie in der Wärme ausgezeichnet schmieden, II aber infolge seines Silicium- und Eisengehalts nur schwer oder gar nicht.

Alvensleben, 4) Gustav Hermann von, preuß. General, wurde im Oktober 1890 von dem Generalkommando des 13. Armeekorps in Stuttgart abberufen, weil er durch allzu peinliche Strenge in den Forderungen des militärischen Dienstes vielfachen Anstoß gegeben hatte, und zu den Generalen von der Armee versetzt, gleichzeitig aber durch die Verleihung des Schwarzen Adlerordens ausgezeichnet.

Am, die unter der 12. Dynastie gegründete Hauptstadt des 19. Nomos von Unterägypten, zu welchem auch Tanis gehörte, das später Am überflügelte; heute Tell Nebescheh (auch Tell Farûn oder Tell Bedaui) genannt und 38 km westlich von el Kantara am Suezkanal gelegen, wurde kürzlich von Flinders Petrie im Auftrag des Egypt Exploration Fund aufgegraben. Der Tempel der Hauptgöttin Uati, von Ramses II. (1333-1300) restauriert oder neugebaut, lag im NW. der Stadt, nordöstlich die Römerstadt, östlich der Begräbnisplatz, wo Graber der kyprischen Söldner Psammetichs I., kenntlich an ihrer Töpferware, aufgedeckt wurden. Unter den Ptolemäern und Römern sank Am zu einem Dorfe herab.

Amādos de los Rīos, José, span. Geschichtschreiber, geb. 1818 zu Baena, erhielt in Sevilla seine Bildung und wandte sich dann der litterarischen Thätigkeit zu. Seit 1848 in Madrid wohnhaft, wurde er in der Folge Professor der Philosophie und Litteratur an der dortigen Zentraluniversität sowie Mitglied der Akademie, 1864 auch Mitglied der Cortes. Er starb im März 1878 in Sevilla. Seine Hauptwerke sind: »Historia critica de la literatura, española« (1861 ff., Bd. 1-7), bedeutend in der Anlage, aber leider unvollendet geblieben, und die »Historia social, politica y religiosa de los judíos de España y Portugal« (1875-76, 3 Bde.). Auch gab er beschreibende und kunstgeschichtliche Werke über die Städte Sevilla (1844) und Toledo (1845) sowie eine Geschichte der Stadt Madrid heraus und übersetzte Sismondis Schrift »De la littérature du midi de l'Europe« ins Spanische (1842).

Amagat (spr. -gá), Louis André, franz. Politiker, geb. 13. Juli 1847 zu St.-Flour (Cantal), studierte zu Paris Medizin, ließ sich erst als Arzt in seiner Vaterstadt nieder und wurde 1878 Dozent der Medizin in Montpellier, aber 1880 wegen politischer Reden in seinen Vorlesungen abgesetzt. Er ließ sich darauf 1881 in seiner Heimat zum Deputierten wählen u. nannte sich einen unabhängigen Republikaner, trat aber in der Kammer nicht bloß gegen die Unternehmungen nach Tunis und Tongking, sondern auch gegen die Ehescheidung, die Verbannung der Prinzen etc. auf, so daß er bei den Wahlen 1885 von der Liste der Republikaner gestrichen wurde. Dennoch wurde er wiedergewählt und erlangte durch seine gründlichen Studien in Finanzfragen ein großes Ansehen; in politischen Fragen bewahrte er völlige Unabhängigkeit. Er starb 5. Juli 1890. Außer medizinischen Arbeiten schrieb er: »Les finances françaises sous l'Assemblée et les chambres républicaines« (Par. 1888-89, 2 Bde.).

Ameisen. Nach den Beobachtungen von Wasmann benehmen sich die zu den Staphiliniden gehörenden Käfer Atemeles emarginatus und A. paradoxus in den Wohnungen der roten A. (Myrmica scabrinodis, ruginodis und rugulosa), mit welchen sie zusammenleben, durchaus ameisenähnlich. Der Käfer betastet mit lebhaften Fühlerschlägen den Leib, dann den Kopf der Ameise und beleckt ihre Mundteile. Dann hebt die Ameise den Kopf und läßt aus den weit vorgestreckten Mundteilen einen aus ihrem Vormagen erbrochenen Honigtropfen treten. Während der Käfer denselben gierig ableckt, streichelt er die Kopfseiten der Ameise mit raschen Bewegungen der Vorderfüße, wobei er seine Fühler ebenfalls rasch bewegt. Wunderbarerweise füttern sich die Atemeles gegenseitig in ganz gleicher Weise, ein Beweis, wie sehr die Käfer die Sitten der Ameise angenommen haben. Anderseits belecken die A. den Hinterleib der Käfer, der auf ihrem Rücken sitzt, und ziehen die gelben Haarbüschel an den Leibesseiten der Käfer durch den Mund. Ganz ähnlich ist das Verhältnis von Lomechusa zu der größern Ameise Formica sanguinea, von welcher der Käfer aber abhängiger erscheint. Immerhin sind beide Käfer noch im stande, allein Nahrung zu sich zu nehmen und fressen auch manchmal gemeinschaftlich mit den A. an Leichen und Puppen. Charakteristisch ist für die ganze Gruppe dieser echten Ameisengäste das Vorhandensein von Sekretionshaarbüscheln u. auch wahrscheinlich (wenigstens teilweise) von kolbigen Fühlern, die als Verkehrsorgane dienen. Die Larven der Käfer gehen bei den A. meist zu Grunde, weil diese sie wie ihre eignen Larven umbetten, was die Käferlarven bei dem Mangel an einem festen Kokon nicht ertragen. Nur die von den A. übersehenen Käferlarven gelangen zur Entwickelung. Zu der zweiten Kategorie von Ameisengästen, den indifferent geduldeten, gehört besonders die Käfergattung Dinarda. Sie fressen Ameisenleichen und auch Leichen andrer, von den A.