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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Anna; Annerstedt; Anpassung

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Anna - Anpassung.

einer bestimmten Anlauffarbe bei Stahl von der Härte desselben und in noch höherm Grade von seiner Zusammensetzung abhängt, daß aber nicht minder die Art der Erwärmung, die Höhe der Temperatur und die Dauer ihrer Einwirkung von wesentlicher Bedeutung ist. Der Eintritt des Orange und des Dunkelblau erfordert auf gehärtetem Stahl durchweg eine erheblich höhere Temperatur als auf ungehärtetem. Für Meergrün tritt bei deutschem und englischem Stahl dieser Unterschied ebenso deutlich hervor, nur bei Wolframstahl wird er fast unmerklich, vermutlich, weil bei diesem sehr harten Material die zur Erzeugung des Meergrüns erforderliche Temperatur zureicht, um die voraufgegangene Härtung wieder aufzuheben. Der Einfluß der Zusammensetzung des Stahls macht sich schon bei deutschem und englischem Stahl, in viel höherm Grade aber bei Wolframstahl geltend. Bei deutschem und englischem Stahl, nicht aber bei Wolframstahl zeigt sich ein überraschender Unterschied zwischen Vollkörpern und Ringkörpern derselben Stahlsorte. Dunkelblau tritt z. B. bei Vollkörpern aus gehärtetem deutschen Stahl in kürzerer Zeit und bei wesentlich höherer Temperatur auf als bei Ringkörpern. Dieser Unterschied war lediglich von der oben beschriebenen Art der Erhitzung abhängig und verschwand bei gleichartiger Erwärmung. Besonders wichtig ist der Nachweis, daß die Temperatur allein für den Eintritt einer bestimmten Farbe nicht maßgebend ist, daß vielmehr auch die Dauer ihrer Einwirkung in Betracht kommt. Es gelang, schon bei verhältnismäßig sehr niedrigen Temperaturen fast alle A. zu erzeugen. So wurde ein Stahlstück dunkelblau bei 180° nach etwa 9 Tagen, bei 230° in 50 Stunden, bei 290° in 7-15 Minuten, bei 380° in weniger als 20 Sekunden. Bei 105° waren 17 Tage erforderlich, ehe überhaupt eine Färbung eintrat. Dabei ist es aber zweifelhaft, ob beliebig hohe Farben bei jeder noch so niedrigen Temperatur erzeugt werden können; vielmehr scheint bei sehr langsamer und gleichmäßiger Entstehung der Oxydschicht diese eine gewisse Stärke nicht zu überschreiten und dann bei gleichbleibender Temperatur Schutz gegen weitere Oxydation zu bilden. Vielleicht gibt es für jede Stahlsorte und jeden einzelnen Farbenton eine gewissermaßen kritische Temperatur, über welche hinaus die Erhitzung des Stahls getrieben werden muß, wenn jener Farbenton erreicht werden soll. Läßt man gehärteten Werkzeugstahl bis Dunkelblau an, so erhält man trotz aller Vorsicht fast niemals ganz gleichmäßige Flächen, immer zeigen sich Flecke, die von härtern, sich später färbenden Stellen herrühren. Die A. bilden also auch ein sicheres Mittel zur Erkennung nichthomogener Teile in gehärteten Stahlflächen. Ungehärteter Stahl von gleicher Zusammensetzung zeigte jene Ungleichmäßigkeiten in der Färbung nicht, und diese verschwanden auch, sobald man die Färbung über Dunkelblau hinaus bis zum Hellblau oder Meergrün trieb, d. h. sobald man die Enthärtung weit genug ausdehnte. Dieselben Farben, welche auf Stahl erscheinen, lassen sich gleichmäßig und schön auch auf Gußeisen erzeugen. Kupfer und Messing zeigen überraschend schöne A., von denen man aber in der Technik kaum Anwendung macht. Man benutzt andre Methoden zur Färbung dieser Metalle, doch zeigen die neuen Versuche, daß die Erzeugung der A. manche Vorzüge vor jenen Methoden besitzt, namentlich eine viel weiter gehende Nüancierung gestattet und haltbarere Färbungen liefert, zumal wenn man bei möglichst niedrigen Temperaturen arbeitet. Bei der Ausführung der Operation muß das Metall zunächst mit Säure gebeizt werden, um eine Oxydschicht zu entfernen, das Luftbad ist genügend groß zu nehmen, und zur Erzielung höherer Farben ist notwendig, durch ein bis auf den Boden des Luftbades reichendes Metallrohr beständig Luft in seinem Strahl zuzuführen. Messing zeigt eine wesentlich andre Farbenfolge als Kupfer, die kupferreichen Zinklegierungen verhalten sich dem Kupfer, die zinkreichen dem Messing ähnlich. Nickel zeigt eine der des Stahls ganz ähnliche Farbenfolge, von seinen Legierungen gab nur eine nickelarme Neusilbersorte schöne, denen des Messings nahekommende, sie aber insbesondere in den höhern Reihen an Glanz noch übertreffende Farben, alle nickelreichern Legierungen zeigten dagegen beim Anlaufen marmorierte Flächen, als ob sie von ganz ungleichmäßiger Beschaffenheit wären und das Kupfer in Punkten oder Linien an der Oberfläche sich abgesondert hätte. Inwieweit die in der Physikalisch-technischen Reichsanstalt ausgeführten orientierenden Versuche für die Praxis Wert gewinnen werden, ist abzuwarten, sie scheinen indes die Basis für mancherlei wichtige technische Manipulationen zu bilden. In dieser Beziehung sind noch zwei Versuche zu erwähnen. Wenn man auf einer durch Anlaufen etwa stahlweiß oder rot gefärbten Kupfer- oder Messingplatte mit Kupferstechergrund oder einem andern säurebeständigen Mittel Zeichnungen entwirft, die Platte hierauf in verdünnte Salpetersäure taucht und endlich den Ätzgrund mittels Benzin entfernt, so erhält man metallisch glänzende Bilder auf matt geätztem Grunde. Es lassen sich auf diese Weise sogar zweifarbige Bilder herstellen, indem man bei einiger Übung durch eine Stichflamme die einzelnen Teile der Platte verschieden färben kann. Besonders leicht ist diese Doppelfarbigkeit in den höhern Farbenreihen zu erzielen, wo Rot und Grün einander sehr naheliegen; so macht es z. B. nicht viel Mühe, Bilder mit roten Blumen, aber grünen Stengeln und Blättern zu erzeugen. Der andre Versuch betrifft die gute Isolationsfähigkeit der den höhern Reihen angehörigen Anlaufschichten; für technische Zwecke dürfte diese Eigenschaft schwer verwendbar sein, weil die Schichten äußerst dünn und dabei überaus spröde, also zu leicht der Zerstörung ausgesetzt sind. Möglich wäre es aber, daß für manche wissenschaftliche, elektrische Zwecke die Isolierung fertig zusammengestellter Metalle durch Anlassen im Luftbad von Nutzen werden könnte.

Anna, 1) A. Boleyn, Königin von England. Vgl. Mlle. Blaze de Bury, Un divorce royal. Anne de Boleyn (Par. 1890).

Annerstedt, Claes, schwed. Historiker, geb. 1839, ward 1868 Dozent der Geschichte an der Universität zu Upsala und 1883 Bibliothekar daselbst; er unterrichtete die Söhne des Königs Oskar in der neuern Geschichte. A. schrieb (in schwedischer Sprache): »Die Begründung der schwedischen Herrschaft in Livland« (1868); »Geschichte Englands 1603-88« (1876); »Geschichte der Universität Upsala« (Bd. 1, 1877). Auch redigierte er 1878-79 die »Nordisk Tidskrift« und ist an der Herausgabe der »Scriptores rerum Suecicarum medii aevi« beteiligt.

Anpassung. So viel auch in den letzten Jahren gegen die Erblichkeit durch äußere Umstände und Lebensverhältnisse veranlaßter Änderungen von Gestalt und Entwickelung der Organismen gelehrt und geschrieben worden ist, bleibt die Thatsache der erblichen A. in so vielen gleichmäßigen Wirkungen (z. B. in der Übereinstimmung der Organisation der festwachsen-^[folgende Seite]