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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Baumgartner; Bäumker; Bayard; Bayer; Bayern

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Baumgartner - Bayern.

Lasker befreundet, schloß er sich der nationalliberalen Partei an und ward 1880 bei einer Nachwahl in Meiningen in den Reichstag gewählt. Mit den sogen. Sezessionisten schied er im August 1880 aus der nationalliberalen Partei aus, trat der Fusion mit der Fortschrittspartei bei und wurde 1884 und 1890 vom 5. Berliner Wahlkreis zum Reichstagsabgeordneten gewählt. Als Vertreter der deutschfreisinnigen Partei trat er 7. Mai 1890 als zweiter Vizepräsident in den Vorstand des Reichstags. Ende 1890 ward er zum Oberbürgermeister von Danzig und Januar 1891 für diese Stadt in das Herrenhaus gewählt. Außer kleinern Schriften über Normalarbeitstag, Frauenarbeit u. a. (in den »Volkswirtschaftlichen Zeitfragen« etc.) schrieb er das populäre »Staats-Lexikon« (Lpz. 1882).

Baumgartner, Gallus Jakob, schweizer. Staatsmann. Von seiner unvollendeten »Geschichte des schweizerischen Freistaats und Kantons St. Gallen« (Zür. 1868, 2 Bde.) erschien der dritte Band: »Geschichte von 1830 bis 1850« (Einsied. 1890), herausgegeben von seinem Sohn Alexander B.

Baumgartner, Alexander, kathol. Litterarhistoriker und Publizist, Sohn des vorigen, geb. 27. Juni 1841 zu St. Gallen, studierte in den Jesuitenkollegien zu Einsiedeln und Feldkirch, später, nachdem er 1860 in den Jesuitenorden getreten war, noch zu Münster, Maria Laach und Ditton (England), dann skandinavische Litteraturen in Kopenhagen und Stockholm und war darauf als Lehrer an den Kollegien zu Feldkirch und Stonyhurst (England) thätig. Seit der Ausweisung des Ordens lebt B. in Exaeten bei Roermond in den Niederlanden, litterarisch thätig und einer der Herausgeber der »Stimmen aus Maria Laach«. Von seinen litterarischen Arbeiten müssen »Longfellows Dichtungen« (Freiburg i. Br. 1878, 2. Aufl. 1887), das Festspiel »Calderon« (das. 1881), »Reisebilder aus Schottland« (das. 1884), »Die lauretanische Litanei«, Sonette (2. Aufl., das. 1886), »Erinnerungen an Bischof Greith« (das. 1884), die zwei Bände »Nordische Fahrten«: »Island u. die Faröer« (das. 1889) und »Durch Skandinavien nach St. Petersburg« (das. 1890), auch noch die Monographie »Joost van den Vondel, Leben und Werke« (das. 1882) als die verhältnismäßig objektivern und gemäßigten angesehen werden. In dem Werk »Goethes Leben und Werke« (Freiburg 1885-86, 3 Bde., vorher einzeln unter den Titeln: »Goethes Jugend«, »Goethes Lehr- und Wanderjahre«, »Goethe und Schiller«, »Der Alte von Weimar« veröffentlicht) versuchte B. mit allen Waffen des Hasses und der tendenziösen Schmähsucht die Gestalt wie die Dichtung Goethes dem deutschen Volke zu verkleinern und ihres Nimbus zu entkleiden, wie er dies vorher schon an Lessing (»Lessings religiöser Entwickelungsgang«, das. 1877) gethan hatte.

Bäumker, Wilhelm, kath. Theolog und Musikhistoriker, geb. 25. Okt. 1842 zu Elberfeld, studierte in Münster und Bonn Theologie und Philosophie, wurde 1867 zum Priester geweiht und wirkt seit 1869 als Kaplan (seit 1880 auch als Schulinspektor) in Niederkrüchten. 1889 wurde er von der Universität Breslau zum Ehrendoktor der Theologie ernannt. Sein Hauptwerk ist »Das katholische deutsche Kirchenlied in seinen Singweisen bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts« (Freiburg 1883-86, 2 Bde.), zu dem ein weiterer Band, das 18. Jahrh. umfassend, in Aussicht steht. Außerdem veröffentlichte er die biographischen Schriften: »Palestrina« (Freib. 1877) und »Orlandus de Lassus« (das. 1878); »Zur Geschichte der Tonkunst in Deutschland von den ersten Anfängen bis zur Reformation« (das. 1881); »Der Totentanz«, eine Studie (Frankf. 1881); »Niederländische geistliche Lieder nebst ihren Singweisen aus Handschriften des 15. Jahrhunderts« (Leipz. 1888, aus der »Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft«) u. a.

Bayard, 1) Pierre du Terrail. Sein Leben beschrieb noch Poirier (Par. 1889).

Bayer, Hermann, Theolog und Schulmann, geb. 20. April 1834 zu Lotte (Kreis Tecklenburg, Westfalen), studierte Theologie in Halle und Bonn, war nacheinander Rektor der evangelischen Stadtschule zu Münster in Westfalen, Pfarrer zu Anholt, 1860 Pfarrer und Religionslehrer am Gymnasium zu Wesel, 1864 Seminardirektor zu Mörs und wurde 1868 zum Regierungs-, Schul- und Konsistorialrat in Wiesbaden befördert, wo er mit anerkanntem Geschick das Volksschulwesen des ehemaligen Herzogtums Nassau und der Freien Stadt Frankfurt a. M. in die Formen der preußischen Verwaltung überleitete. In Wiesbaden dem dort öfter weilenden Kaiser Wilhelm I. persönlich bekannt geworden, wurde B. 1883 als Hof- und Domprediger wie als Mitglied des evangelischen Oberkirchenrats und Oberkonsistorialrat nach Berlin berufen, trat jedoch im Herbst 1890 als Geheimer Oberregierungs- und vortragender Rat im dortigen Kultusministerium in die Schulverwaltung zurück. Hervorragenden Anteil nahm B. im Sommer 1872 an den vom Minister Falk veranstalteten Beratungen, aus denen später die Allgemeinen Bestimmungen vom 15. Okt. 1872 hervorgingen. Als Schriftsteller trat er in verschiedenen Zeitschriften und namentlich in der von Kögel, Frommel und Baur herausgegebenen »Neuen Christoterpe« (z. B. im Jahrg. 1890 mit »Die Wiedertäufer in Münster«) auf.

Bayern, Geschichte. Von den drei Anträgen, welche das bayrische Abgeordnetenhaus im November 1889 mit der geringen Mehrheit von zwei Stimmen angenommen hatte (s. Bd. 17, S. 103), wurde von der Reichsratskammer der erste über das Placet Anfang 1890 für formell unzulässig erklärt, der zweite, über die Altkatholiken, durch Übergang zur Tagesordnung erledigt, wobei indes eine Prüfung der Frage, ob die Altkatholiken die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche mit Recht beanspruchen könnten oder nicht, mehrfach empfohlen wurde. Dem dritten Antrag, beim Bundesrat die Zulassung der Redemptoristen in Deutschland zu beantragen, trat die Reichsratskammer bei, und auch die Regierung hatte denselben um so weniger bekämpft, als sie von Anfang an im Bundesrat die Ausdehnung des Jesuitengesetzes auf die Redemptoristen widerraten hatte; sie versprach daher auch zu versuchen, ob der Bundesrat zur Zurücknahme der Erklärung zu bewegen sei, daß die Redemptoristen zu den mit dem Jesuitenorden verwandten Kongregationen gehören. Die Zentrumspartei setzte nun ihre Drohung, den verhaßten Ministerpräsidenten v. Lutz bei der Beratung des Kultusetats entschieden zu bekämpfen, ins Werk. Rücksichtslos strich die Zentrumsmehrheit im Finanzausschuß auf Antrag des Referenten Daller alle Erhöhungen der Ausgabeposten, ohne auf die materielle Würdigung überhaupt einzugehen; letzteres erklärte sie nur dann thun zu wollen, wenn die Regierung die Altkatholiken, welche infolge der Leugnung der Unfehlbarkeit von der Kirche ausgeschlossen wurden, wegen dieses Ausschlusses als von der Kirche losgelöst betrachte und behandle. Das Ministerium, dessen Geschäfte der auswärtige Minister v. Crailsheim an Stelle des schwer erkrankten Ministers v. Lutz leitete, beschloß in dieser Frage nachzugeben und trat zu diesem Zweck mit den kirchlichen Behörden in Unter-^[folgende Seite]