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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Briefträger; Brieger

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Briefträger - Brieger.

stellung der photomikroskopischen Depeschen hat sich am besten weißes Hautpapier (Pellure) in 8- oder 16facher Verkleinerung unter Anwendung von Eisensalzen statt Silbersalzen, in Rücksicht auf die Feinheit und Durchsichtigkeit des Papiers am besten bewährt. Die Depesche wird, in eine Federpose eingeschlossen, an einer Schwanzfeder festgebunden.

In Deutschland ist das Militärbrieftaubenwesen dem Inspekteur der Militärtelegraphie in Berlin unterstellt und steht unter Leitung des Direktors Lenzen; die Stationen in Festungen stehen unter der örtlichen Fortifikation und unter Aufsicht eines Wallmeisters. Berlin ist Zentralstation und Zuchtanstalt. Die Stammtauben sind belgischer Rasse. Stationen bestehen in Königsberg, Danzig, Posen, Thorn, Breslau, Torgau, Spandau, Stettin, Kiel, Tönning, Wilhelmshaven, Köln, Mainz, Metz, Straßburg, Würzburg. Thorn unterhält Linien mit Posen, Königsberg und Danzig, Würzburg mit Straßburg, Metz und Mainz, Köln mit Metz und Mainz; außer Thorn, Straßburg, Metz, Mainz und Tönning stehen alle Stationen mit Berlin in Verbindung. Belgien, welches über 1000 Brieftaubenvereine besitzt, hat noch kein Militärbrieftaubenwesen organisiert, doch ist ein solches mit Stationen in Lüttich, Namur und Antwerpen vorgeschlagen. In Dänemark besteht eine Brieftaubenstation beim Ingenieurregiment, doch liegt die eigentliche Bedeutung in den Brieftaubenvereinen, die staatliche Unterstützung erhalten; die Oberleitung hat der Generalstab. In Frankreich wurde durch Gesetz vom 3. Juli 1877 dem Kriegsminister für den Kriegsfall das Requisitionsrecht von Privattauben gesichert und durch Dekret vom 15. Sept. 1885 die staatliche regelmäßige Musterung der Privattaubenschläge angeordnet, welche mit der Pferdemusterung verbunden wird; falsche oder unterlassene Angaben sind mit Strafen bis 2000 Frank belegt. 1878 wurde mit der Einrichtung von Militärbrieftaubenschlägen begonnen, die jetzt in Paris, Marseille, Perpignan, Verdun, Lille, Toul, Belfort, Vincennes, Douai, Langres, Mézières, Besançon, Lyon, Briançon und Grenoble bestehen; Paris und Langres sind Zentralstationen. Durch Dekret vom 9. Jan. 1889 ist das Brieftaubenwesen dem Generalstab unterstellt. Ein Dekret vom 28. Okt. 1890 regelt die Teilnahme an den vom Staate veranstalteten Wettflügen der Tauben. An denselben dürfen nur solche Taubenbesitzer teilnehmen, welche einen eignen Taubenschlag besitzen, in demselben mindestens 10 Paar B. unterhalten und Mitglieder eines behördlich bestätigten Brieftaubenvereins sind. Es bestehen in Frankreich jetzt etwa 80 Privattaubenvereine. Neuerdings haben in Roubaix unter staatlicher Teilnahme Versuche mit Briefschwalben stattgefunden. Bei einem Fliegeversuch wurden 242 km in 1,5 Stunde zurückgelegt, also in der Minute etwa 2 km. In Italien wurde 1876 mit staatlicher Genehmigung von Malagoli in Ancona der erste Versuchstaubenschlag und nach dessen Erfolg 1878 das Militärbrieftaubenwesen eingerichtet. Es bestehen jetzt Stationen in Gaeta, Rom, Ancona, Bologna, Piacenza, Alessandria, Fenestrelle, Mont Cenis, Exilles, Vinadio, Cagliari und Maddalena; außerdem in Massaua, Assab und Saati. Die Privattaubenliebhaberei ist noch wenig verbreitet, aber unter Malagolis Anregung in steigender Entwickelung. In Österreich begann das Militärbrieftaubenwesen 1875 mit Errichtung einer Station in Komorn, außerdem bestehen jetzt Stationen in Krakau, Wien, Olmütz, Semmering, Franzensfeste, Katsburg, Sarajewo und Mostar. In Rußland begann 1874 das Militärbrieftaubenwesen mit 60 belgischen Tauben in Moskau, 1875 folgte eine Station in Moskau, heute bestehen außerdem noch Stationen in Petersburg, Krasnoje Selo, Kiew, Nowogeorgiewsk, Iwangorod, Brest-Litowsk, Luminez; weitere Stationen sollen noch in einer Anzahl Grenzorte eingerichtet sein. Für jede Fluglinie werden 250 Tauben gehalten. In Deutschland zählte 1890 der Verband deutscher Brieftauben-Liebhabervereine 175 Vereine mit 2544 Mitgliedern und 63,536 Tauben. Dem Verband hat sich der bayrische Landes-Geflügelzuchtverein mit 58 Vereinen und 3388 Tauben angeschlossen.

Vgl. Hörter, Handbuch über die Behandlung und Zucht der B. (Hamb. 1890); Bungartz, Modellbrieftaubenalbum (Leipz. 1888); Derselbe, Der Brieftaubensport. Taschenbuch für Brieftaubenzüchter (das. 1888); Malagoli, Il colombo viaggiatore (Rom 1887) und Colombaie militari (das. 1888-89), beides Sonderdrucke aus der »Rivista militare italiana«; Richou, La poste par pigeons (Par. 1888); Fellmer, Experimente über Hin- u. Rückflug. Übersetzung aus Malagoli (Berl. 1889); Roeder, Die Brieftaube und die Art ihrer Verwendung zum Nachrichtendienst (Heidelb. 1890); Rosoor, La colombophilie (Jahrbuch, Tourcoing 1891).

Briefträger im Landpostbestelldienst wurden 1881 zunächst in beschränkter Zahl versuchsweise mit Fuhrwerk ausgerüstet, damit wochentäglich zweimalige und sonntäglich einmalige Bestellungen wenigstens nach den verkehrsreichern Landorten ausgeführt werden konnten. Die Wagen der fahrenden Landbriefträger sind zweiräderig oder vierräderig, in der Regel aber einspännig und werden von der Postverwaltung hergegeben und unterhalten, wogegen die Beschaffung und Unterhaltung der Pferde und Geschirre den Landbriefträgern gegen feste Vergütung übertragen ist. Die zweiräderigen Wagen gewähren einer zweiten, die vierräderigen noch zwei weitern Personen Raum zur Mitfahrt. Das Personengeld verbleibt dem Landbriefträger, darf aber nur nach den behördlich genehmigten festen Sätzen erhoben werden. Die Einrichtung der fahrenden Landbriefträger bewährte sich derart, daß sie zu einer dauernden gemacht wurde. Ihre hauptsächlichsten Vorteile sind: Beschleunigung des Bestellungs- und Beförderungsdienstes; Herstellung vermehrter Verbindungen für die abseits der Eisenbahnen belegenen Postanstalten; Schaffung billiger Reisegelegenheiten für die Landbewohner; Erleichterungen des Paketverkehrs nach und von dem Lande; Schutz der Ladung gegen Witterungseinflüsse, endlich erhöhte Sicherheit. Im J. 1890 waren 2000 fahrende Landbriefträger vorhanden. Die Gesamtzahl der bei den Landpostfahrten gegen Bezahlung beförderten Personen berechnet sich auf jährlich 215,000, die daraus erwachsende Gesamteinnahme an Personengeld auf jährl. rund 100,000 Mk. Die Gesamtzahl aller für Landbewohner eingegangenen Postsendungen im J. 1889 betrug rund 340 Mill., von denen 300 Mill. den Empfängern bestellgeldfrei zugeführt wurden. An der Bestellung waren die fahrenden Landbriefträger mit 70 Mill. Stück beteiligt.

Brieger, Ludwig, Mediziner, geb. 26. Juli 1849 zu Glatz, studierte in Breslau und Straßburg, wurde 1876 Assistent an der medizinischen Klinik zu Bern, 1879 zu Berlin, habilitierte sich 1881 an der Universität in Berlin und wurde 1887 zum außerordentlichen Professor ernannt. B. hat sich besonders um die medizinische Chemie verdient gemacht. Er studierte namentlich die Stoffwechselprodukte der Bakterien und bewies, daß letztere namentlich durch die basischen und