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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Brière de l'Isle; Brightsche Nierenkrankheit; Brill; Brin; Brinton; Britisch-Ostafrika; Brocasche Hirnwindung

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Brière de l'Isle - Brocasche Hirnwindung.

eiweißähnlichen giftigen Substanzen, welche sie selbst erzeugen, die Toxine und Toxalbumine, ihre schädlichen Wirkungen entfalten. B. schrieb: »Über Ptomaïne« (Berl. 1885-86, 3 Bde.).

Brière de l'Isle, franz. General, wurde 1890 zum Kommandeur des neuerrichteten 20. Armeekorps (Kolonialtruppen) ernannt.

Brightsche Nierenkrankheit, s. Innere Medizin.

Brill, Willem Gerard, niederländ. Historiker, geb. 10. Okt. 1811 zu Leiden, wo er studierte, wirkte als Gymnasiallehrer in seiner Vaterstadt und in Zütphen und wurde 1859 Professor in der philosophischen Fakultät an der Universität Utrecht. Als niederländischer Grammatiker (»Nederlandsche spraakleer«, 3. Aufl., Leid. 1864, u. a.) und Litterarhistoriker steht er in hohem Ansehen, nicht minder verdient machte er sich um die niederländische Geschichtsforschung, besonders durch seine Untersuchungen über die Zeit der holländischen Grafen. In der mit O. v. Rees und v. Vloten besorgten Fortsetzung von Arends »Geschiedenis des vaderlands« bearbeitete er die Zeit bis zum Westfälischen Frieden. Auch veröffentlichte er neben zahlreichen Reden und andern Vorträgen: »Voorlezingen over de geschiedenis der Nederlanden« (Leiden 1863-80, 3 Bde.).

Brin, Benedetto, ital. Ingenieur, geb. 1833 zu Turin, studierte aus der dortigen Universität, trat in das Geniekorps der Marine ein und wurde nach größern Reisen im Ausland erst zum Direktor der Werft von Livorno, später zum Abteilungschef im Marineministerium ernannt. Zum Generalinspektor des Marine-Ingenieurkorps aufgerückt, ist er es, der die Pläne der neuen großen italienischen Kriegsschiffe Duilio und Dandolo entworfen hat. 1876 übernahm er unter Depretis das Marineministerium und wurde für Livorno in die Deputiertenkammer gewählt, wo er später Turin vertrat. Im März 1878 trat er vom Ministerium zurück, übernahm dasselbe abermals auf kurze Zeit unter Cairoli im Oktober 1878 und zum drittenmal unter Depretis im Frühjahr 1884. Mit B., der die Leitung der italienischen Marine auch unter Crispi behalten hat, errang die mehr technische, hauptsächlich auf die Hebung des Schiffsmaterials gewandte Richtung die Oberhand über die mehr militärisch-seemännische; seine Verwaltung ist deshalb auch Gegenstand heftiger Angriffe geworden.

Brinton, Daniel Garrison, amerikan. Ethnolog, geb. 13. Mai 1837 in der Grafschaft Chester (Pennsylvanien), studierte Medizin auf dem Yale College zu Newhaven und machte nach Erlangung des Doktortitels 1861-62 eine Studienreise nach Europa. Im August 1862 trat er als Arzt ins Heer ein, wurde nach der Schlacht bei Gettysburg zum Oberarzt des 11. Korps ernannt, mußte aber krankheitshalber im Herbst 1863 den Kriegsschauplatz verlassen und leitete dann bis zum Schlusse des Krieges die Lazarette zu Quincy und Springfield. 1865 ließ er sich in Philadelphia nieder, wo er nun eine fruchtbare schriftstellerische Thätigkeit entwickelte, zumal als Herausgeber mehrerer Fachzeitschriften. Bedeutender als seine medizinischen Arbeiten sind aber seine Forschungen auf dem Gebiet der Ethnologie Amerikas, mit welcher er sich schon als Student (namentlich auf einer Reise durch Florida 1856-57) eingehend beschäftigt hatte. 1884 wurde er zum Professor der Ethnologie und Archäologie an der Academy of natural sciences in Philadelphia ernannt, 1886 Vizepräsident der American association for the advancement of science und Vorsitzender der anthropologischen Sektion dieser Gesellschaft. 1885 hatte ihm, als dem ersten Amerikaner, die Pariser Société américaine de France ihre Medaille verliehen. Ein besonderes Verdienst erwarb sich B. durch Gründung einer Verlagsanstalt, welche sich unter seiner Leitung ausschließlich der Drucklegung und Herausgabe von Originalwerken zum Studium der Sprachen und Kulturen der eingebornen Rassen Amerikas widmet. Außer diesen und zahlreichen Arbeiten in Zeitschriften veröffentlichte er: »The Floridian Peninsula: its literary history, Indian tribes and antiquities« (1859); »The myths of the New World« (1868); »The religious sentiment« (1876); »American hero myths« (1882); »Aboriginal American authors and their productions« (1883); »A grammar of the Cakchiquel language of Guatemala« (1884); »The Lenape and their legends« (1885); »Essais of an americanist« (1890); »Races and peoples«, Vorlesungen (1890).

Britisch-Ostafrika ist durch das deutsch-englische Abkommen vom 1. Juli 1890 beträchtlich erweitert worden. Die Südgrenze geht vom Nordufer der Mündung des Umbaflusses zum Jipesee, durchschneidet die Landschaften Taveta und Dschagga und führt am nördlichen Abhang des Kilima Ndscharo entlang, sodann in gerader Linie zum Victoria Nyanza, den sie unter 1° südl. Br. erreicht. Sie durchschneidet den See und führt auf dem Westufer zur Grenze des Congostaats, wobei jedoch der Mfumbiroberg den Engländern zufällt. Die Nordgrenze beginnt an der Mündung des Jubaflusses, dessen nördlichem Ufer sie folgt. Weiter aufwärts ist sie nur allgemein bestimmt, indem sie das britische Gebiet von den unter italienischem Einfluß stehenden Ländern in Abessinien bis zu den Grenzen Ägyptens trennen soll. Als Westgrenze ist die westliche Wasserscheide des Nils angenommen. Deutschland verzichtet auf sein Schutzrecht über das Sultanat Witu, und Großbritannien erkennt die Souveränität des dortigen Sultans über das Gebiet zwischen Kipini (am Osi) und der Insel Kweihu an. Letztere Bestimmung hat, wie vorauszusehen war, das Vordringen der Engländer nicht lange aufhalten können. Nach dem Tode des Sultans Fumo Bakari von Witu begab sich der englische Generalkonsul in Sansibar dorthin und schloß einen Vertrag ab, wodurch das Witugebiet unter englische Verwaltung tritt (vgl. Witugebiet). Die Südgrenze des britischen Gebiets weicht bis zum Victoria Nyanza wenig von der früher vereinbarten ab, nur jenseit des Sees ist sie bis zum Congostaat weitergeführt, und die wichtigen Landschaften Uganda und Unjoro sind den Engländern zugefallen. Im Prinzip ist ihnen das Nilgebiet bis zu den Grenzen Ägyptens überlassen, was für die Zukunft von unberechenbarer Bedeutung werden kann.

Brocasche Hirnwindung. Der französische Anthropolog Paul Broca hat zuerst festgestellt, daß in der dritten (untern) Windung des Stirnlappens des Großhirns (Brocasche Windung) die als Mechanismus der Sprachbildung wirkenden Nervenzentren enthalten sind. Krankheitsprozesse dieses Hirnteils erzeugen Sprachlosigkeit (Aphasie); bei den Anthropoiden ist die dritte Stirnwindung nur angedeutet, bei allen übrigen Tieren fehlt dieselbe gänzlich. An dem Gehirn von durch Rednertalent ausgezeichneten Personen hat Rüdinger eine bedeutende Entwickelung der Brocaschen Windung konstatiert. Entsprechend dem Vorwiegen der Thätigkeit der linken Großhirnhälfte über diejenige der rechten, wie solche bei den meisten Menschen durch den vorzugsweisen Gebrauch der rechten Hand sich äußert, soll bei den meisten Menschen die linksseitige dritte Stirnwindung eine be-^[folgende Seite]