Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

152

Casimir-Périer - Cellulose.

hat C. den 1888 erlittenen Verlust aller seiner Tagebücher und Aufzeichnungen einigermaßen ausgeglichen durch das zuerst in deutscher Sprache erschienene Werk »Zehn Jahre in Äquatoria und die Rückkehr mit Emin Pascha« (Bamberg 1890, 2 Bde.). Nach einem Briefe des Reisenden Cecchi an den Professor dalle Vedova in Mailand hat C. bereits 1. April 1887 Emin ausführliche Mitteilung gemacht von der Existenz des angeblich von Stanley entdeckten Berges Ruvenzori.

Casimir-Périer (spr. -perĭeh), Jean Paul Pierre, franz. Politiker, geb. 8. Nov. 1847 zu Paris, Enkel des berühmten Ministers der Julimonarchie und Sohn des 1876 gestorbenen Ministers des Innern C., studierte die Rechte, nahm 1870-71 als Hauptmann der Mobilgarde des Departements Aube an der Verteidigung von Paris teil, wurde Kabinettschef seines Vaters, als derselbe Minister des Innern wurde, und 1876 als republikanischer Kandidat zum Deputierten gewählt. 1877 wurde er zum Unterstaatssekretär im Unterrichtsministerium, 1883 im Kriegsministerium ernannt. In der Kammer war er Mitglied der Budgetkommission und seit 1885 Vizepräsident derselben. 1891 ward er zum Senator gewählt.

Castelar, Emilio, span. Politiker. Vgl. Sandoval, Emilio C., coup d'œil sur sa vie (Par. 1886).

Castillo (spr. kastíljo), Don Fernando de Leon y, span. Staatsmann, geb. 1842 auf den Kanarischen Inseln, studierte in Madrid die Rechte und beteiligte sich schon damals an der liberalen Bewegung in der Presse und als Redner in Versammlungen. Durch die Revolution von 1868 gelangte er in die Staatsverwaltung und wurde 1871 in die Cortes gewählt. 1872 wurde er Unterstaatssekretär im Ministerium der Kolonien. Unter der Republik bekämpfte er die Radikalen im Parlament mit großer Entschlossenheit, ebenso verteidigte er als liberaler Monarchist die konstitutionellen Prinzipien gegen Canovas und erwarb sich in der Kammer großes Ansehen als Redner und Politiker. Sagasta übertrug ihm daher 1886 in seinem Kabinett das Ministerium des Innern und ernannte ihn 1887 zum Botschafter in Paris.

Cavaignac (spr. kawanjack), Godefroy, franz. Politiker, geb. 21. Mai 1853 zu Paris, Sohn des berühmten Generals C., zog schon als Schüler die Aufmerksamkeit auf sich, indem er 1867 bei einer öffentlichen Preisverteilung sich weigerte, den ihm zuerkannten Preis aus der Hand des kaiserlichen Prinzen anzunehmen. 1870 nahm er als Freiwilliger am Kriege teil, besuchte sodann die polytechnische Schule, studierte die Rechte und wurde zunächst Requetenmeister im Staatsrat. 1882 wurde er in St.-Calais zum Deputierten gewählt. 1885 war er unter Brisson Unterstaatssekretär im Kriegsministerium. C. gehört zu den gemäßigten Republikanern und widmet sich besonders wirtschaftlichen Fragen.

Cavalli, Giovanni, Artillerist, geb. 28. Juli 1808 zu Turin, trat in die piemontesische Armee ein, lieferte Verbesserungen von Brücken- und Feldartilleriematerial, ging 1847 nach Schweden, um den Guß der für die piemontesische Armee bestimmten Geschützrohre zu überwachen und gab dem Baron v. Wahrendorff in Aker Anregung, seinen glatten gußeisernen Hinterlader mit Zügen zu versehen. Er setzte dann diese Versuche in Turin fort, konstruierte für sein gezogenes Geschütz passende Geschosse und gab damit die Grundlage zu dem System La Hitte, welches 1860 auch in Italien eingeführt wurde. 1865 zum Kommandanten der Turiner Militärakademie ernannt, trat C. 1879 in Ruhestand. Er schrieb: »Mémoire sur les canons se chargeant par la culasse et sur les canons rayés« (Par. 1849); »Aperçu sur les canons rayés se chargeant par la bouche et par la culasse et sur les perfectionnements à apporter à l'art de la guerre en 1861« (Turin 1862) u. a.

Cavallotti, Felice, ital. Dichter und Politiker, ließ sich nach seiner Mandatsniederlegung von 1879 wiederwählen und wiederholte die Niederlegung 1885, in welchem Jahre seine Demission von der Kammer nicht angenommen wurde, und 1888, wo er gleich wiedergewählt wurde. In der Kammer vertritt er republikanische und irredentistische Anschauungen und bekämpft mit rücksichtslosester Schärfe die Regierung. Der »Secolo« von Mailand, eine der gelesensten italienischen Zeitungen, ist sein Organ.

Cayley (spr. kehlĭ), Arthur, Mathematiker, geb. 1821 zu Richmond in der Grafschaft Surrey, studierte in London und Cambridge und bekleidete 1849-63 eine Professur in Cambridge. Er war 1872-73 Präsident der Mathematischen Gesellschaft, 1885 der British Association und erhielt von der Londoner Royal Society die Copley-Medaille. Er schrieb unter anderm: »Elementary treatise on elliptic functions« (1876) und zahlreiche Abhandlungen über höhere Mathematik, welche die Universität Cambridge seit 1889 als »Collected mathematical papers« in 10 Bänden herausgibt.

Caylus, Graf von, franz. Archäolog. Vgl. Rocheblave, Essai sur le comte de C. (Par. 1890).

Cazenove de Pradines (spr. kas'nohw d' pradihn), Edouard de, franz. Politiker, geb. 31. Dez. 1838 zu Marmande, schloß sich dem Grafen von Chambord an und war eine Zeitlang dessen Sekretär, dann einer seiner treuesten und uneigennützigsten Anhänger. 1870 kämpfte er in dem Corps Charettes und wurde bei Loigny schwer verwundet. Im Februar 1871 in die Nationalversammlung gewählt, gehörte er zur äußersten Rechten und war Mitglied des reaktionären Klubs der Chevau-légers. An den Versuchen, die legitime Monarchie herzustellen, war er eifrig beteiligt und zog sich nach deren Scheitern für längere Zeit vom politischen Leben zurück. Erst 1884 ließ er sich in die Deputiertenkammer wahlen und gehörte zu den Monarchisten, lehnte aber im Gegensatz zum Grafen von Paris öffentlich jede Verbindung mit den Boulangisten ab, welche Haltung durch Boulangers feiges Benehmen gerechtfertigt wurde.

Celesia, Emanuele, ital. Historiker, starb 29. Nov. 1889 in Genua.

Celluloid, s. Zapon.

Cellulose. Abgesehen von den Manteltieren, bei welchen bisher allein im Tierreich C. aufgefunden war, ist dieser Stoff jetzt auch bei der überwiegenden Mehrzahl der Gliedertiere und bei einigen Weichtieren nachgewiesen worden. Bei den Gliedertieren findet sich C. oder zum mindesten ein ihr sehr nahe stehender, die gleichen Reaktionen zeigender Körper als fast ständiger Begleiter des Chitins; der Körper färbt sich wie die C. durch Chlorzinkjodlösung intensiv violett, und die Färbung zeigt alle charakteristischen Eigenschaften der Cellulosereaktion bei den Pflanzen; sie verschwindet, nachdem die Präparate einige Zeit im Wasser gelegen haben, und die gefärbten Partien bekommen infolge ihrer Doppelbrechung sämtlich denselben starken Pleochroismus, der sich an den auf gleiche Art gefärbten Cellulosemembranen der Pflanzen sowie im Mantel der Tunikaten nachweisen läßt. Die Reaktion läßt sich beschleunigen, wenn man die Objekte vorher in alkoholischer Kalilauge kocht. Bei den Krustentieren, die untersucht wurden, Einsiedler-^[folgende Seite]