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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dampfmaschine

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Dampfmaschine (Newalls Verbundschnellläufer, Weiß' Gegenstromkondensation).

auf den Kolben übertragenen Arbeit, welche bisher als Reibungsarbeit verloren gingen, noch als Nutzarbeit verwertbar gemacht werden können.

Beobachtungen über die Erschütterungen der Gebäude durch Dampfmaschinen haben ergeben, daß namentlich das Zusammenfallen der Schwingungsdauer der tragenden Balken mit beliebigen Vielfachen der Zeit eines Kolbenhubes gefährlich werden kann, weil sich in diesem Falle die Stoßwirkungen summieren. Man kann sich hierbei dadurch helfen, daß man der Maschine dauernd eine andre Geschwindigkeit erteilt. Eine 10pferdige Westinghouse-D., die in der obern Etage einer Silberwarenfabrik aufgestellt war, verursachte solche Erschütterungen, daß noch in Entfernungen von 100 m Gegenstände von ihren Gestellen herunterfielen. Nach einer Erhöhung der Umdrehungszahl der Maschine um 22 Gänge in der Minute war der Übelstand vollständig beseitigt.

Eine neuere schnell laufende D., Newalls Verbundschnellläufer, hat im äußern Aufbau viel Ähnlichkeit mit der bekannten Westinghouse-Maschine. Zwei nebeneinander stehende, einander ganz gleiche Doppelcylinder sind auf einen rechteckigen Kasten gesetzt, in welchem die Kurbelwelle gelagert ist und umläuft. Dieser Kasten ist dann gleich mit der zu betreibenden Maschine (z. B. einer Dynamomaschine) auf eine Fundamentplatte geschraubt, und so ist Kraftmaschine und Arbeitsmaschine zu einem Ganzen vereinigt. Der Kasten hat an seinen Längsseiten Öffnungen, die den Zugang zu den Köpfen der Bleuelstangen gestatten, gewöhnlich aber durch Deckel verschlossen sind. Die Cylinder der Maschine sind einfachwirkend. Fig. 1 zeigt einen Doppelcylinder im Durchschnitt; zunächst über jeder Kurbel steht ein nach unten offener Niederdruckcylinder a, in welchem ein hoher Kolben b gleitet, der ohne Kolbenstange direkt mit der Bleuelstange c verbunden ist. Auf dem Kolben des Niederdruckcylinders steht, fest mit ihm verbunden, der nach oben offene Hochdruckcylinder d, der also die Bewegungen des Niederdruckkolbens mitmacht und sich dabei auf einen Kolben e aufschiebt, der von dem Deckel des Niederdruckcylinders getragen wird. Eigentümlich ist die Steuerung. Es ist nämlich der Zapfen f, mit welchem die Bleuelstange c im Kolben b gelagert ist, zugleich als Rundschieber ausgebildet, und der Kolben b selbst, der zugleich als Kreuzkopf dient, ist außerdem auch noch Schieberkasten und Schieber. Der Bleuelstangenzapfen steckt in einer cylindrischen Bohrung des Niederdruckkolbens rechtwinkelig zur Kolbenachse und wird durch die Seitenschwingungen der Bleuelstange in eine hin- und hergehende Drehbewegung versetzt; hierdurch wird der innere Raum des hohlen Kolbens b abwechselnd mit dem kleinen und dem großen Cylinder in Verbindung gesetzt, während die Verbindung des innern Kolbenraums mit der Dampfzu- und -Ableitung durch die auf und nieder gehende Bewegung des Kolbens herbeigeführt wird. Der Dampf wirkt nun in folgender Weise: er tritt durch den rechten Niederdruckkolben in den rechten Hochdruckcylinder, geht dann wieder durch den rechten Kolben nach dem linken Kolben und durch diesen zum linken Niederdruckcylinder und darauf, nochmals den linken Kolben durchstreichend, ins Freie. Abwechselnd hiermit tritt der Dampf zuerst durch den linken Niederdruckkolben in den linken Hochdruckcylinder, von hier durch beide Kolben in den rechten Niederdruckcylinder und durch den rechten Kolben ins Freie. Der Dampf expandiert also immer von dem Hochdruckcylinder des einen Doppelcylinders in den Niederdruckcylinder des andern.

^[Abb.: Fig. 1. Newalls Verbundschnellläufer.]

In den heute gebräuchlichen Einspritzkondensatoren für Dampfmaschinen wird dem Dampf behufs Kondensation die Wärme durch Mischung des Dampfes mit Einspritzwasser entzogen, in den Oberflächenkondensatoren durch Übertragung der Dampfwärme durch Metallwände auf das Kühlwasser. Theisen bringt das Kühlwasser eines Oberflächenkondensators mittels großer, ins Kühlwasser eintauchender Scheiben zur Verdunstung, entzieht hierdurch diesen und somit indirekt dem Kühlwasser, den Kondensationsrohren und dem Dampfe Wärme. Der Dampf durchstreicht ein Röhrenbündel, welches vom Kühlwasser umgeben ist. Zwischen je zwei senkrechten Röhrenreihen sind große kreisrunde Scheiben etwa bis zur Hälfte in das Kühlwasser getaucht, die, in Drehung versetzt, das sie benetzende Wasser mit empornehmen. Über den aus dem Wasser herausragenden Teil der Scheiben streicht Luft, welche durch einen Ventilator angesaugt wird, so daß das anhaftende Wasser verdunstet und durch die Verdunstung eine Abkühlung der Scheiben erfolgt. Bei weiterer Drehung der Scheiben tauchen die abgekühlten Flächen wieder ins Kühlwasser ein und sind nun befähigt, dem wärmern Kühlwasser Wärme zu entziehen, welche dieses den Röhrenwandungen, bez. dem Dampfe entnimmt. Durch die Drehung der Scheiben wird auch das Kühlwasser in Bewegung gesetzt, so daß immer neue Wasserteilchen mit den Röhren in Berührung kommen und somit der Wärmeaustausch zwischen Wasser und Dampf beschleunigt wird. Da zur Verdunstung von 1 kg Kühlwasser etwa ebensoviel Wärme nötig ist, wie 1 kg Abdampf bei seiner Verflüssigung abgibt, so wird nur so viel Kühlwasser verbraucht, als sich Abdampf kondensiert. Die höhern Anschaffungskosten dieses Kondensators sollen reichlich wieder ausgeglichen werden durch die Ersparnis an Kühlwasser sowie dadurch, daß das Niederschlagswasser eine 25 Proz. höhere Temperatur hat als bei Einspritzkondensation, also dem Kessel mit dem Speisewasser entsprechend mehr Wärme zugeführt wird. Ausgeführt wird dieser Kondensator von Langen u. Hundhausen in Grevenbroich.

Von F. J. Weiß in Basel ist unter dem Namen Gegenstromkondensation eine neuere Art von Einspritzkondensation (Mischkondensation) für Dampfmaschinen angegeben worden, welche sich besonders zum Kondensieren großer Dampfmassen, also für große Dampfmaschinen und für Zentralkondensationsanlagen, welche von einer größern Anzahl von Dampfmaschinen den Dampf absaugen sollen, eignet. Weiß berichtet darüber in »Stahl und Eisen«, 1889, Nr. 8: Eine jede Kondensation besteht im wesentlichen aus zwei zusammenarbeitenden Teilen, aus dem eigentlichen Kondensator, einem Gefäß, in welchem der von der D. zuströmende Abdampf durch eingeführtes Kühlwasser möglichst vollständig zu Wasser verdichtet werden soll, und aus den Vorrichtungen, welche die erforderliche Luftverdünnung im Kondensator unterhalten, indem sie die dort vorhandene, im Kühlwasser und im Kesselspeisewasser absorbiert gewesene oder durch undichte Stellen eingedrungene Luft, bez. das durch die Mischung des Dampfes mit dem Kühlwasser entstandene Warmwasser absaugen. Wenn eine Pumpe zugleich mit der Luft auch das warme Wasser aus dem Konden-^[folgende Seite]