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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Diesterweg; Dieulafoy; Dilke; Dillon

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Diesterweg - Dillon.

turtafeln. Synchronistische Darstellung der Weltlitteratur« (Dresd. 1878); »Entwickelungsgeschichte des Geistes der Menschheit« (Berl. 1881-82, 2 Bde.); »Die Araber im Mittelalter und ihr Einfluß auf die Kultur Europas« (2. Aufl., Leipz. 1882); »Das moderne Geistesleben Spaniens« (das. 1883); »Nordafrika im Lichte der Kulturgeschichte« (Münch. 1886).

Diesterweg, Adolf (Diesterweg-Feier). Die hundertste Wiederkehr des Geburtstags des berühmten Pädagogen (29. Okt. 1790) hat allerorten in Deutschland den Volksschullehrerstand lebhaft beschäftigt. Schon der achte deutsche Lehrertag in Berlin 26. Mai 1890 und folgende Tage gestaltete sich zu einer Vorfeier namentlich durch die Rede von Friedrich Dittes zum Andenken Diesterwegs, die freilich in ihrer leidenschaftlichen Einseitigkeit auch viel Widerspruch herausforderte und in der Folge viel Staub aufgewirbelt hat.

[Litteratur.] Aus der umfangreichen Litteratur über D., welche das Jubeljahr hervorgerufen hat, verzeichnen wir (nach der »Deutschen Schulzeitung«): Andreä, Über die Bedeutung Diesterwegs für die deutsche Volksschule (Kaiserslaut.); Bartholomäus, Adolf D. Gedächtnisrede (Bielef.); Berthold, Zum Gedächtnis Adolf Diesterwegs (Berlin); Böhme, Diesterweg; Dankesgabe (das.); Cassel, Unser Meister Adolf D. (Hannov.); Dittes, Zum Gedächtnis Adolf Diesterwegs; gesprochen auf dem achten deutschen Lehrertag (Leipz.); Hauffe, Welche Berührungspunkte bieten Herbart, Ziller und D. (Borna u. Leipz.); Jessen, Diesterwegs »Rheinische Blätter«, Auswahl (Wien u. Leipz.); Kemsies, Herbart und D.; ein Vergleich (Gumbinnen); Krause, Adolf D. und seine Verdienste um die Entwickelung des deutschen Volksschullehrerstandes (Borna u. Leipz.); Kreitz, Diesterweg und die Lehrerbildung (Preisschrift der Diesterweg-Stiftung; Wittenb.); Langermann, Die Fortbildung des Volksschullehrers. Zugleich Beitrag zur Diesterweg-Jubelfeier (Hilchenbach); Lüttge, Adolf D. in seiner Bedeutung für die Hebung des Volksschullehrerstandes (Leipz.); Pohlandt, Diesterwegs Verdienste um die Lehrerbildung (Leipz.); Richter, Adolf D. nach seinem Leben und Wirken (Wien); Rudolph, D., der Reformator des deutschen Volksschulwesens (Berl.); Scherer, Adolf Diesterwegs Pädagogik in systematischer Anordnung bearbeitet (Gießen); Wilke, D. und die Lehrerbildung (Preisschrift der Diesterweg-Stiftung, Berl.); Wilke und Rebhuhn, Gedenkblatt zum hundertsten Geburtstag Adolf Diesterwegs (Gotha). Außerdem erschien zur Diesterweg Feier eine neue (6.) Auflage des allgemeinen, von D. selbst herrührenden Teils des »Wegweisers«, bearbeitet vom Leipziger Schuldirektor Karl Richter. Ein zweiter Band wird die weitern von D. selbst bearbeiteten Teile des »Wegweisers« nebst Auslese wichtiger pädagogischer und methodischer Stellen aus seinen übrigen Werken enthalten. - In Siegen, Diesterwegs Geburtsstadt, ist 29. Okt. 1890 ein Denkmal (Erzbüste, der schon früher in Mörs aufgestellten nachgebildet) des gefeierten Schulmannes enthüllt.

[Diesterweg-Stiftung.] Einem Gesamtbericht des Kuratoriums der Diesterweg-Stiftung über die Wirksamkeit der Stiftung (in der »Deutschen Schulzeitung«) entnehmen wir folgendes. Die Gesamteinnahmen der Stiftung, zu der Überschüsse bei der Sammlung für ein Grabmal Diesterwegs den ersten Anstoß gaben, betrugen 1866-89: 15,005 Mk.; die Gesamtausgaben 8934 Mk. Das Vermögen bestand im Oktober 1889 in 5780 Mk. Nach den grundlegenden Sätzen des Statuts hat die Diesterweg-Stiftung den Zweck, im Geiste Diesterwegs zu wirken, insbesondere seine anregende und geistweckende Methode unter den Lehrern zu pflegen und dies zunächst anzustreben durch Prämiierung von Abhandlungen und methodischen Schriften. Dieser Vorschrift gemäß sind anfangs jährlich, später jedes zweite Jahr Preisaufgaben gestellt, die zumeist auch nach dem Urteil der Preisrichter preiswürdige Lösung fanden. Von 1873 bis 1877 ward keine Preisaufgabe gestellt, dafür aber eine neue (5.) Auflage von Diesterwegs »Wegweiser zur Bildung für deutsche Lehrer in zeitgemäßer Bearbeitung« (Essen 1873-77, 3 Bde.) unter Mitwirkung des Kuratoriums hergestellt, die gegenwärtig vergriffen ist. Im Hinblick auf das Herannahen der 100jährigen Feier ward 1887 die Aufgabe gestellt: »D. und die Lehrerbildung«. Zwei Arbeiten über dies Thema konnten mit dem Preis bedacht werden und als Festgaben erscheinen, von den Lehrern Wilke zu Köslin und Kreitz zu Kassel (s. oben). Die Diesterweg-Stiftung steht unter der Leitung des Seminarlehrers a. D. Böhme zu Berlin, mit dem noch neun andre Schulmänner Berlins (unter 10 noch 8 persönliche Schüler Diesterwegs) das Kuratorium bilden.

Dieulafoy (spr. djölafŏá), Georges, Mediziner, geb. 1840 zu Toulouse, promovierte 1869 und wurde 1886 Professor der Pathologie an der medizinischen Fakultät in Paris. Er konstruierte 1869 einen nach ihm benannten Aspirator zur Entleerung krankhaft angesammelte Flüssigkeiten in Körperhöhlen, welcher seitdem in vielen Modifikationen verbreitet wurde und erst durch die Anwendung des antiseptischen Verfahrens an Bedeutung verlor. Er schrieb: »De la mort subite dans la fièvre typhoide« (Par. 1869); »Du diagnostic et du traitement des kystes hydatiques et des abscès du foie par aspiration« (1872); »Du diagnostic et du traitement des épanchements aigus et chroniques de la plèvre par aspiration« (1872); »Traité de l'aspiration des liquides morbides« (1873); »Des progrès réalisés par la physiologie expérimentale dans la connaissance des maladies du système nerveux« (1875); »De la thoracocentèse par aspiration dans la pleurisie aïguë« (1878); »Manuel de pathologie interne« (1880-83, 2 Bde.).

Dilke, Sir Charles Wentworth, gab 1890 eine zweite, wesentlich umgearbeitete Auflage seines vielbesprochenen Werkes »Greater Britain« heraus.

Dillon, John, irischer Politiker, wurde 1890 wiederum wegen gesetzwidriger Agitation verhaftet und vor Gericht gestellt; vorläufig gegen Kaution entlassen, entfloh er mit O'Brien nach Nordamerika, um dort für die irische Sache Geld zu sammeln.

Dillon (spr. -óng), Arthur, franz. Politiker, war Zögling von St. Cyr, nahm als Kavallerieoffizier seinen Abschied und trat in den Dienst industrieller Unternehmungen. Als sein Schulfreund Boulanger mächtig wurde, trat er in Beziehungen zu ihm und spielte den Vermittler zwischen ihm und den Monarchisten, weswegen er es auch für nützlich hielt, sich Graf D. zu nennen. Durch seine Hände gingen die teilweise großen Summen, welche einige Mitglieder des monarchistischen Adels für den Boulangismus spendeten, so die 3 Mill. der Herzogin von Uzès. 1889 floh er mit Boulanger nach Belgien und wurde in contumaciam wegen Komplotts zu lebenslänglicher Deportation verurteilt. Dennoch wurde er in Lorient zum Deputierten gewählt. Die Wahl war aber ungültig, zumal D. keinen Versuch machte, seinen Sitz in der Kammer einzunehmen.