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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Deym - Diercks.

ward 1881 Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern, dann Präsident der demokratischen Union, 1885 Minister des Ackerbaues und nach seinem Rücktritt 1886 Vizepräsident der Kammer. 1890 wurde er wieder Ackerbauminister. Er ist ein entschiedener Vertreter des Schutzzolles. Sein Bruder Louis Charles Edmond D., geb. 6. April 1831 zu Bar le Duc, ist seit 1885 republikanisches Mitglied des Senats.

Deym, Franz, Graf, österreich. Diplomat, geb. 25. Aug. 1838 als zweiter Sohn des 1872 verstorbenen Feldmarschallleutnants Grafen D., trat, nachdem er einige Zeit als Leutnant gedient, 1864 zur diplomatischen Laufbahn über, ward Legationssekretär bei der Botschaft in Paris und 1870 Botschaftsrat in Rom. 1871 trat er aus dem diplomatischen Dienst und ward 1879 vom böhmischen Großgrundbesitz in den Reichsrat gewählt, wo er sich dem Tschechenklub anschloß. Gegenwärtig fungiert er als Botschafter in London.

Dezza, Giuseppe, ital. General, geb. 23. Febr. 1830 zu Melegnano in der Lombardei, studierte die Ingenieurwissenschaft, nahm schon als Student an den Unabhängigkeitskämpfen von 1848 teil und trat 1859 als Freiwilliger bei den piemontesischen Alpenjägern ein. Nach dem Kriege blieb er als Leutnant in der piemontesischen Armee, nahm aber schon im Oktober 1859 seine Entlassung, um sich am Zuge der »Tausend« unter Garibaldi nach Sizilien zu beteiligen. Hier zeichnete er sich in den Kämpfen von Calatafimi und Milazzo, beim Angriff auf Palermo, besonders aber in der Schlacht am Volturno 1. Okt. 1860 aus. Nach der Befreiung Neapels und Siziliens trat D. in die reguläre Armee zurück, kommandierte im Kriege von 1866 als Oberst das 29. Infanterieregiment in der Schlacht von Custozza, wurde im April 1868 zum Generalmajor und 1877 zum Generalleutnant befördert. Er war Korpskommandant in Ancona, dann in Palermo und befehligt jetzt das Armeekorps von Bologna. D. hat bis 1880 eine Reihe von Jahren der Deputiertenkammer als Mitglied der Rechten angehört und ist seit Januar 1889 Senator des Königreichs.

Diamantstaub, s. Eis.

Diëlektrische Körper (Diëlektrika), nach Faraday die Nichtleiter der Elektrizität, weil elektrische Wirkungen durch sie hindurchgehen, folglich elektrische Kräfte in ihrem Innern existieren oder sich verbreiten können. Bei einem Leiter im Zustand des elektrischen Gleichgewichts dagegen befindet sich Elektrizität nur auf der Oberfläche, in seinem Innern ist die elektrische Kraft überall Null. Die elektrischen Kraftlinien (s. Elektrisches Potenzial, Bd. 5), welche von einer elektrischen Masse ausgehen, gehen durch die umgebenden Diëlektrika hindurch, niemals aber durch Leiter, auf deren Oberfläche, die stets eine Niveaufläche ist, die Kraftlinien endigen, ohne in dieselben einzudringen.

Diëlektrische Polarisation, der Zustand, in welchen ein Nichtleiter (Diëlektrikum) bei Annäherung eines elektrisierten Körpers versetzt wird, indem der letztere in ihm Erscheinungen der elektrischen Verteilung oder Influenz hervorruft. Schon Matteucci fand, daß kleine, vollkommen unelektrische Nadeln von Schwefel oder Schellack sich einem genäherten elektrischen Körper zuwenden und um ihre Gleichgewichtslagen Schwingungen ausführen. Dabei zeigten sie an dem zugewandten Ende ungleichnamige, am entferntern Ende gleichnamige Elektrizität mit der des influenzierenden Körpers. Zur Erklärung dieser Erscheinung nahm Faraday an, daß ein diëlektrischer Körper aus einer nichtleitenden Grundmasse bestehe, in welche leitende Körperteilchen eingebettet sind, die durch Influenz elektrisch werden können, ohne daß die Elektrizität zwischen den Teilchen übergehen kann. Denkt man sich dem einen Ende einer Reihe solcher Körperteilchen einen z. B. positiv elektrischen Körper genähert, so wird jedes Teilchen an seinem nähern Ende negativ, an dem entferntern positiv elektrisch, und da die entgegengesetzten Elektrizitäten an den einander zugewandten Enden zweier Nachbarteilchen ihre Wirkungen nach außen hin aufheben, so bleiben als wirksam nur noch übrig die entgegengesetzt elektrischen Ladungen an den Enden der Reihe. Ein aus solchen Teilchen bestehender Körper erlangt also im elektrischen Felde zwei entgegengesetzte Pole, und man nennt den Zustand, in welchem er sich befindet, d. P. Die elektrische Influenz auf einen Nichtleiter wäre hiernach analog dem Einfluß eines Magneten auf ein Stück weiches Eisen. Auf Grundlage dieser Anschauung hat Clausius die Theorie der diëlektrischen Körper entwickelt. Maxwell dagegen erklärt die Eigenschaften der Diëlektrika durch die Annahme einer elektrischen Elastizität selbst des leeren Raums (des freien Äthers), um den Erscheinungen durch die bloße Wirkung des Mittels Rechnung zu tragen, und stellt sich vor, daß, wenn ein Diëlektrikum der Influenz ausgesetzt wird, eine Verschiebung oder ein Gleiten der Elektrizität in der Richtung der Influenz stattfinde.

Diëlektrizitätskonstante einer nichtleitenden Substanz (eines Diëlektrikums) oder spezifisches Verteilungsvermögen derselben nennt man das Verhältnis der Ladung der einen Belegung eines elektrischen Ansammlungsapparats (Kondensator, Leidener Flasche), wenn diese Substanz die isolierende Schicht zwischen den beiden Belegungen bildet, zu derjenigen Ladung, welche jene Belegung bis zu gleichem Potenziale geladen annimmt, wenn das isolierende Zwischenmittel eine gleich dicke Luftschicht ist. Die D. der Luft ist hiernach als Einheit angenommen. Daß die Menge der von einem Ansammlungsapparat aufgenommenen Elektrizität von der Beschaffenheit der isolierenden Zwischenschicht abhängig ist, wurde zuerst von Cavendish erkannt, und Faraday war der erste, der den Begriff der spezifischen induktiven Kapazität definierte und Messungen dieser Größe ausführte. Nach ihm sind die Diëlektrizitätskonstanten einiger Körper: Luft 1,00, Walrat 1,45, Glas 1,76, Schellack 2,00, Schwefel 2,24. Nach neuern Messungen, ausgeführt von verschiedenen Beobachtern und nach verschiedenen Methoden, ergaben sich im Mittel folgende Werte für die D.:

A. Feste Körper.

Glas 3,343

Paraffin 2,062

Schwefel 2,927

Schellack 2,693

Harz 2,515

Ebonit 2,703

Kautschuk (schwarz) 2,220

Kautschuk (vulkanisiert) 2,497

Guttapercha 2,462

Chattertonmasse 2,547

B. Flüssigkeiten.

Benzol 2,198

Terpentinöl 2,153-2,169

Petroleum 2,054

Schwefelkohlenstoff 1,81

C. Gase (nach Boltzmann).

Kohlensäure 1,000356

Wasserstoff 0,99967

Kohlenoxyd 1,00010

Stickoxydul 1,00039

Ölbildendes Gas 1,00072

Sumpfgas 1,00035

Leerer Raum 0,999410

Diercks, Gustav, Kulturhistoriker, geb. 13. Jan. 1832 zu Königsberg i. Pr., studierte Sprachwissenschaft und Orientalia, bereiste seit 1871 mehrfach den Süden Europas und Nordafrika und lebte aus Gesundheitsrücksichten, in unabhängiger Stellung sich seinen Studien widmend, seit 1877 meist in Spanien, Portugal oder Marokko. Er schrieb: »Littera-^[folgende Seite]