Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dscholan; Du Bois-Reymond; Ducrotay de Blainville; Duez; Duguay-Trouin; Dugué de la Fauconnerie

210

Dscholan - Dugué de la Fauconnerie.

»Schattenbilder aus Rußland« (das. 1876; 2. Aufl. als »Russische Plaudereien«, Leipz. 1885); »Die neurussische Taktik«, nach den Schriften von Dragomirow u. a. (Berl. 1880); »Die russische Armee in Krieg und Frieden« (das. 1882); »Die Entwickelung der russischen Armee seit dem Jahre 1882« (das. 1884) u. a. Auch übersetzte er Wereschtschagins »In der Heimat und im Kriege« (Berl. 1886) und das Werk des russischen Obersten Masslowski: »Der Siebenjährige Krieg nach russischer Darstellung« (Tl. 1, das. 1888).

Dscholan, heutiger Name der hebr. Golan, griech. Gaulonitis genannten Landschaft östlich vom Jordan, nördlich vom Jarmuk und südlich vom Hermon, welche 1885 vom Ingenieur G. Schumacher erforscht und aufgenommen worden ist (s. »Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins«, Bd. 9). Den Norden und Osten der gegen W. steil zum Jordan abfallenden, ziemlich ebenen Landschaft umfaßt der sogen. steinige D., eine rauhe, wilde Gegend, bedeckt von Lavamassen, die einst den zahlreichen Vulkanen entströmten, aber vielerorts im Frühling den Beduinen gute Weide bietend und reich an permanenten Quellen. Der Boden, aus Verwitterungsprodukten der vulkanischen Laven und zersetzten Aschen bestehend, ist sehr fruchtbar und wird deshalb namentlich von den eingewanderten Tscherkessen angebaut, wo sich nur ein etwas steinfreier Raum findet. Die noch vor einigen Jahrzehnten vorhandenen zahlreichen Steineichen sind jetzt verschwunden. Eine doppelte, stellenweise dreifache Reihe von Vulkanen durchzieht in der Richtung NNW. bis SSO. zwischen 32° 56' und 33° 13' die östliche Hälfte der Landschaft; die bedeutendsten Krater sind der Tell el Faras (240 m relativ) und der Tell Abu en Neder (1257 m absolut, 220 m relativ) mit dem Grabe des gleichnamigen mohammedanischen Heiligen. Der südliche D., namentlich der Südwesten, ist steinfreier und besteht aus dunkelbraunem, sehr fruchtbarem Lavaboden. Weizen, Gerste, Mais und Sesam gedeihen in großer Menge, aber Weideland fehlt. Auf der Hochebene fehlt es an Bäumen und Quellen, weshalb die großen Dörfer der seßhaften Bauern meist am Rande des Plateaus liegen. Sehr viel fruchtbarer Boden liegt noch völlig brach. Außer den Fellachen (11,200 Personen über 10 Jahre) und den Beduinen (8300 ständig und 5750 vorübergehend anwesend) findet sich im D., und zwar im mittlern D., der große Turkmenenstamm Arab Turkman Teldschi; in zwölf Dörfern bei der Hauptstadt el Kunetra sitzen Tscherkessen, die 1878 einwanderten, im NO. Drusen, in zwei Dörfern des Nordwestens Ansarier und auf der Sumpfebene el Bateha nordöstlich vom Tiberiassee Ghawarni, zigeunerartige Beduinen. Sehr zahlreich sind im D. die Reste antiker Ansiedelungen; bei dem Fehlen von Inschriften sind indessen nur wenige derselben mit alten Ortslagen zu identifizieren, wie Kala'at el Husn mit Gamala, Susîje mit Hippos, Selukîje mit Seleucia, Sudschân mit Sogane.

Du Bois-Reymond, Paul, Mathematiker, Bruder des Physiologen Emil D., geb. 2. Dez. 1831 zu Berlin, widmete sich anfangs in Zürich dem Studium der Medizin und stellte in Gemeinschaft mit Fick Untersuchungen über den blinden Fleck im menschlichen Auge an, wandte sich aber dann in Königsberg der Physik und Mathematik zu, promovierte 1859 in Berlin mit einer Abhandlung: »De aequilibrio fluidorum«, war mehrere Jahre Lehrer am Friedrich-Werderschen Gymnasium in Berlin, habilitierte sich 1865 als Privatdozent für Mathematik an der Universität Heidelberg, wurde 1870 als ordentlicher Professor nach Freiburg, in demselben Jahr nach Tübingen, 1874 an die Technische Hochschule in Berlin berufen und starb 7. April 1889 auf einer Reise in Freiburg i. Br. Seine Arbeiten beziehen sich besonders auf die Integration der partiellen Differentialgleichungen, die Fourierschen Reihen u. Integrale sowie verwandte Sätze, die er unter dem Namen der »Darstellungsformeln« zusammengefaßt hat. Er schrieb: »Beiträge zur Interpretation der partiellen Differentialgleichungen mit drei Variabeln« (Leipz. 1864); »Neue Lehrsätze über die Summen unendlicher Reihen« (Berl. 1870); »Die allgemeine Funktionentheorie. 1. Teil. Metaphysik und Theorie der mathematischen Grundbegriffe: Größe, Grenze. Argument und Funktion« (Tübing. 1882; franz. Übersetzung von Milhaud und Girot, Par. 1888); »Über die Grundlagen der Erkenntnis in den exakten Wissenschaften« (aus dem Nachlaß, Tübing. 1890). Vgl. Weber, Paul D. (in den »Mathematischen Annalen«, Bd. 35, S. 457).

Ducrotay de Blainville, Henri Marie, Zoolog. Vgl. Nicard, Étude sur la vie et les travaux de D. (Par. 1890).

Duez (spr. düäh), Ernest, franz. Maler, geb. 8. März 1843 zu Paris, wurde Schüler von Pils und widmete sich zuerst der Geschichtsmalerei, indem er 1868 einen von der Madonna beweinten toten Christus ausstellte. Nachdem er sodann eine Reihe von Kostümbildern gemalt, wandte er sich 1873 mit einem Honigmond der Darstellung des modernen Lebens zu, wobei er sich zugleich den Grundsätzen der Hellmalerei anschloß, die er in seinen spätern Gemälden immer feiner ausbildete, ohne in Naturalismus zu geraten. 1874 erhielt er für das Bild: Glanz und Elend eine Medaille dritter Klasse, und 1879 ward ihm für ein großes, dreiteiliges Bild mit Darstellungen aus der Legende des heiligen Cuthbert, das für das Luxembourgmuseum angekauft wurde, eine Medaille erster Klasse zu teil. Seitdem hat er sich von dem Geschichtsbild völlig abgewandt und nur Bildnisse, Genrebilder, Stimmungslandschaften aus Paris und Umgebung, Strandbilder und Marinen gemalt, von denen das Porträt von Ulysse Butin, das ihm den Orden der Ehrenlegion einbrachte, der Abend in Villerville, Um die Lampe herum, der Pont-Neuf und der Sonnenuntergang hervorzuheben sind. Für ein Genrebild: Im Sommer (eine junge Dame im Rosengarten), erhielt er auf der Münchener Ausstellung von 1889 eine Medaille zweiter Klasse. Mit einem fein entwickelten Farbensinn, der sich am glänzendsten in seinen Marinen und Strandbildern zeigt, verbindet er ein Streben nach poetischer Wirkung.

Duguay-Trouin, René, franz. Seeheld. Vgl. de Bona, Histoire de D. (Par. 1890).

Dugué de la Fauconnerie (spr. düghé d' la fokonn'rih), Henri Joseph, franz. Politiker, geb. 11. Mai 1835 zu Paris, studierte die Rechte und war zuerst Advokat, trat aber unter dem zweiten Kaiserreich in die Staatsverwaltung ein und ward Unterpräfekt. Nach. dem er 1866 seine Entlassung genommen, wurde er als offizieller Kandidat in den Gesetzgebenden Körper gewählt, stimmte immer mit der Regierung, auch 1870 für den Krieg und wirkte nach dem Frieden für die Herstellung des Kaiserreichs als Direktor der Zeitung »L'Ordre« und in Schriften, wie »Les calomnies contre l'Empire«. Seit 1878 aber schloß er sich der Republik an, da das allgemeine Stimmrecht sich für sie erklärt habe, und legte daher 1880 sein Deputiertenmandat nieder, das die Bonapartisten ihm 1876 übertragen hatten. Erst 1885 wurde