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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fäulnispflanzen; Fava; Fechner; Fechners Gesetz; Federn; Fejérvary de Komlós-Keresztes; Felbiger; Feldbefestigungen

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Fäulnispflanzen - Feldbefestigungen.

Wolle in verdünnter Schwefelsäure erhält man eine leicht lösliche Substanz, die sogen. Lanuginsäure, welche in Lösungen der sauern Farbstoffe intensiv gefärbte Niederschläge erzeugt. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß beim Färben von Wolle in Säurebädern sich diese oder eine nahe verwandte Amidosäure bildet und zur Fixierung der Farbstoffe Veranlassung gibt. Stellt sich so die Färbung als ein chemischer Prozeß dar, dann ist es von höchstem Interesse, die Konstitution der tierischen Faser kennen zu lernen. In dieser Hinsicht ist es von Bedeutung, daß Richard die Gegenwart von Amidogruppen in Wolle und Seide nachgewiesen hat. Setzt man nämlich die Fasern 24 Stunden lang der Einwirkung von salpetriger Säure in sehr verdünnter Lösung aus, so verhält sich die strohgelb gewordene Faser wie eine Diazoverbindung; beim Eintauchen in alkalische Phenollösungen entstehen lebhafte, je nach der Natur des Phenols rote, orange oder braune Färbungen.

Fäulnispflanzen, s. Humuspflanzen.

Fava, Onorato, ital. Schriftsteller, geb. 7. Juli 1859 zu Collobiano (Piemont), lebt als Professor der italienischen Litteratur in Neapel; schrieb: »Prime follie« (1881); »Vita nostra« (1885); »Tesoruccio« (1885); »Granellini di pepe« (illustrierte Jugendschrift, 1886); »Vita napoletana« (2. Aufl. 1888), das wegen der vorzüglichen Schilderung des italienischen Volkslebens großen Beifall fand; »Storielle di Francine« (1888); »Morti, Capo d'anno, versi«; »Ometti e donnine« (1888); die Romane: »Rinascimento« (1888); »Contro i più« (1888) u. a. Eine Zeitlang gab er das Journal »Lo Studente« und im Verein mit Di Giacomo u. a. den »Fantasio« heraus.

Fechner, Heinrich, Schulmann und pädagogischer Schriftsteller, geb. 17. Mai 1845 zu Unruhstadt, besuchte die Präparandenanstalt zu Wollstein und das Seminar zu Bromberg, wo er auch 1864 als Elementarlehrer der städtischen Realschule angestellt ward. 1865 trat er in gleicher Eigenschaft an das Wilhelmsgymnasium zu Berlin über, nahm 1870-71 am Kriege gegen Frankreich teil und ward 1871 Lehrer, 1890 Oberlehrer am königlichen Seminar für Stadtschullehrer zu Berlin. Im Nebenamt war er 1871-1876 Lehrer der Töchter des Prinzen Friedrich Karl und ist seit 1889 Lehrer der kaiserlichen Prinzen Wilhelm, Eitel Friedrich und Adalbert. F. verfaßte zahlreiche Schulbücher, unter denen namentlich bekannt geworden die in drei Ausgaben erschienene »Deutsche Fibel nach der analytisch-synthetischen Lehrmethode« (Ausg. A, 51. Aufl.) und das mit Engelien (s. d.) in drei Ausgaben bearbeitete »Deutsche Lesebuch; aus den Quellen zusammengestellt«. Ferner erschienen von ihm: »Der erste Leseunterricht« (Berl. 1878); in Kehrs »Geschichte der Methodik« (2. Aufl., Gotha 1889 ff.); die »Geschichte des Volksschullesebuch«; »Vier seltene Schriften des 16. Jahrhunderts« (Berl. 1882) u. a.

Fechners Gesetz, s. Psychophysik.

Federn, Färbung, s. Vögel.

Fejérvary de Komlós-Keresztes (spr. kómlōsch-kéreßtesch), Géza, Freiherr, ungar. Landesverteidigungsminister, geb. 15. März 1833 zu Josephstadt, absolvierte die Neustädter Militärakademie und trat 1851 als Leutnant in die Armee, wurde 1852 Oberleutnant und 1859 nach absolvierter Kriegsschule Hauptmann im Generalstab. 1859 nahm er am Feldzug in Italien teil und wurde für seine in der Schlacht bei Solferino bewiesene Tapferkeit zum Ritter des Maria Theresia-Ordens ernannt und infolgedessen 1862 in den Freiherrenstand erhoben. 1865 wurde er Major und Flügeladjutant des Kaisers, 1868 Oberstleutnant im 32. Infanterieregiment, 1870 Reservekommandant des 72. Infanterieregiments, 1872 als Oberst zur ungarischen Landwehr versetzt. Hierauf Staatssekretär im ungarischen Landesverteidigungsministerium, avancierte F. in dieser Stellung 1878 zum Generalmajor und 1. Jan. 1883 zum Feldmarschallleutnant. 1884 erfolgte an Radays Stelle seine Ernennung zum ungarischen Landesverteidigungsminister im Ministerium Tisza, welches Portefeuille er auch 1890 im neuen Ministerium Szapáry behielt, und 1890 zum Feldzeugmeister. T. ist Magnatentafelmitglied des ungarischen Reichstags und seit 1887 Inhaber des 46. Infanterieregiments.

Felbiger, Johann Ignaz von, kath. Schulmann. Vgl. Volkmer, J. v. F. und seine Schulreform (Habelschwerdt 1889).

Feldbefestigungen. Nach allgemeiner Einführung der modernen Schnellfeuerwaffen mit ihrer in so hohem Grade gesteigerten Tragweite, Trefffähigkeit und Durchschlagskraft wird es sich in dem nächsten großen Kriege, in welchem auf jeder Seite Millionen mehr oder weniger ausgebildeter Soldaten kämpfen werden, sehr oft um den Angriff fester Stellungen handeln, die entweder bereits im Frieden vorbereitet sind (Festungen), oder bei Beginn eines Feldzugs, bez. im Verlauf desselben errichtet werden. Die letztern Arten bezeichnet man im allgemeinen als provisorische und Feldbefestigungen; da man aber in neuerer Zeit im Felde nicht nur Erde und Holz, sondern auch Stein und Eisen verwendet, ist die Grenze schwer zu bestimmen, wo die provisorische Befestigung aufhört und wo die Feldbefestigung anfängt, so daß man zweckmäßiger nur von F. und verstärkten F. spricht, welch letztere im Stellungskrieg sehr oft je nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden personellen und materiellen Mittel nach und nach aus erstern entstehen.

Was zunächst die im Felde zu verwendenden Deckungen aus Erde, Holz, Steinen oder Eisen anbetrifft, so widerstehen die bislang als ausreichend erachteten Brustwehrstärken nicht mehr den modernen Schußwaffen. Von dem neuen deutschen Infanteriegewehr werden auf nähere Entfernungen Erdmassen von 100 cm, Tannenhölzer von 40 cm, ja einen Stein starke Ziegelmauern und 10-11 mm starke Stahlplatten glatt durchschlagen; auf größere Entfernungen (z. B. 500 m) nimmt die Durchschlagskraft allerdings wesentlich ab. Daß unter solchen Umständen die Ausführung widerstandsfähiger F. sehr erschwert wird, liegt auf der Hand; man wird sich daher in Zukunft mehr, als bisher geschehen, zunächst auf Deckung gegen Sicht und gegen aus größern Entfernungen wirkende Schußwaffen zu beschränken und die weitere Verstärkung ins Auge zu fassen haben, sobald die nötigen Kräfte zur Verfügung stehen.

Wenn nach frühern Anschauungen die Anwendung der F. den Offensivgeist der Armeen lähmen sollte, geht man jetzt vielfach von der Ansicht aus, daß nicht nur in der Defensive, sondern auch in der Offensive F. in der Regel von großem Nutzen sein werden. Selbst in der deutschen Armee, welche im allgemeinen von jeher das Schanzen für überflüssig, ja schädlich erachtete, sind zur Zeit andre Strömungen bemerkbar. So ist z. B. in den betreffenden neuesten Vorschriften bemerkt, daß rechtzeitig am richtigen Platze hergestellte künstliche Deckungen der Truppe und ihrer Führung wichtige, zuweilen unentbehrliche Dienste leisten (selbst beim Angriff zur Festhaltung und Verstärkung gewonnener Abschnitte), aber unter der Bedingung, daß sie nur den Absichten der Füh-^[folgende Seite]