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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fräsapparat; Frédéricq; Freie Bühnen

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Fräsapparat - Freie Bühnen.

(1882 u. 1884) veröffentlicht wurden, und Etienne Eggis, ein phantasievoller, graziöser Dichter, der wie ein Barde Deutschland durchwandert und Gedichte in der Art unsrer Burschenlieder gedichtet hat (»Poesies«, hrsg. von Godet, 1885); er starb 1867 in Berlin.

Vgl. Senebier, Histoire littéraire de Genève (Genf 1786, 3 Bde.); Sayous, Histoire de la littérature française à l'étranger (das. 1853-61, 2 Bde.); Amiel, Coup d'œil sur le mouvement littéraire de la Suisse romande (das. 1849); Gaullieur, Études sur l'histoire littéraire de la Suisse française au XVIII. siècle (das. 1856); Secrétan, Galerie suisse. Biographies nationales (Lausanne 1875, 2 Bde.); Rambert, Écrivains nationaux (das. 1874; als Fortsetzung erschienen die Einzelbiographien von A. Vinet und Juste Olivier, 1879); Marc Monnier, Genève et ses poètes (Genf 1874); Semmig, Kultur- und Litteraturgeschichte der französischen Schweiz (Zür. 1882); V. Rossel, Histoire littéraire de la Suisse romande (Genf 1889-90, 2 Bde.); Godet, Histoire littéraire de la Suisse française (Par. 1890); A. de Montet, Dictionnaire biographique des Genevois et des Vaudois (Lausanne 1878, 2 Bde.).

Fräsapparat, s. Werkzeuge.

Frédéricq, Paul, belg. Historiker, geb. 12. Aug. 1850 zu Gent, studierte in seiner Vaterstadt und war schon sehr früh in Zeitungen und Zeitschriften für die vlämische Sache thätig; er ist einer der Führer der liberalen Vlämen und Professor an der Universität zu Gent. Er schrieb: »Essai sur le rôle politique et social des ducs de Bourgogne dans les Pays-Bas« (Gent 1876); »Marnix en zijne Nederlandsche geschriften« (das. 1881); »De Nederlanden onder keizer Karel« (das. 1885 ff.); »Travaux du cours pratique d'histoire nationale de l'université de Liége« (das. 1883-84); »Corpus documentorum inquisitionis haereticae pravitatis Neerlandicae« (das. 1889 ff.).

Freie Bühnen. Nach dem Vorbilde des in Paris von dem Schauspieler Charles Antoine gegründeten und geleiteten Théâtre libre, das sich die Aufgabe gestellt, einerseits die Schöpfungen des Naturalismus zu pflegen, anderseits verkannten und nicht verstandenen Dramatikern den Weg in die Öffentlichkeit zu bahnen, ist im April 1889 in Berlin durch den Schriftsteller Otto Brahm (s. d.) und einige gleichstrebende Genossen unter dem Namen Freie Bühne ein Verein ins Leben gerufen worden, dessen Zweck nach dem veröffentlichten Programm die Begründung einer von Rücksichten auf Theaterzensur und Gelderwerb freien Bühne sein sollte. »Sowohl in der Auswahl der dramatischen Werke als auch in ihrer schauspielerinnen Darstellung sollen die Ziele einer der Schablone und dem Virtuosentum abgewandten, lebendigen Kunst angestrebt werden«, wobei besonders solche Dramen berücksichtigt werden sollten, »welche den ständigen Bühnen ihrem Wesen nach schwerer zugänglich sind«. Da die Aufführungen der Freien Bühne nur für die Mitglieder des Vereins, deren Zahl auf etwa 700 stieg, veranstaltet wurden, unterlagen die gewählten Stücke nicht der Theaterzensur. Die Leitung richtete ihr Augenmerk vorzugsweise auf solche Stücke, die aus sittlichen, religiösen, politischen oder ästhetischen Gründen noch nicht auf öffentlichen Theatern zur Aufführung gelangt waren und voraussichtlich von der polizeilichen Theaterzensur auch nicht zugelassen worden wären. Es lag dabei in der Absicht der Gründer des Vereins, nicht nur Schriftsteller zu Worte kommen zu lassen, die bisher aus den angegebenen Ursachen noch nicht öffentlich gehört worden waren, sondern auch Versuche mit den Werken von Neulingen zu machen, um damit den Leitern öffentlicher Bühnen vielleicht brauchbares Material zuzuführen. Aus der Ankündigung der für die Aufführung gewählten Schauspiele und der Durchführung dieses Programms ergab sich, daß die Leiter des Vereins das Hauptgewicht auf die Förderung der modernen, realistischen Richtung legten und vor der Aufführung von Werken nicht zurückschreckten, die sich die Lösung der gewagtesten sittlichen Probleme und die rücksichtslose Schilderung roher, ungebändigter Leidenschaften zur Aufgabe gestellt hatten. Das erste Vereinsjahr brachte Ibsens »Gespenster«, »Vor Sonnenaufgang« und »Das Friedensfest« von Gerhart Hauptmann, einem jungen Vertreter der naturalistischen Schule, »Henriette Maréchal« von J. ^[Jules] und E. de Goncourt, »Der Handschuh« von B. Björnson, »Die Macht der Finsternis« von Graf Leo Tolstoi, »Das vierte Gebot« von L. Anzengruber, »Die Familie Selicke« von A. Holz und J. ^[Johannes] Schlaf, ebenfalls zwei Vertretern des Naturalismus, »Auf dem Heimweg« von A. Kjelland und »Von Gottes Gnaden« von A. Fitger. Die meisten dieser Aufführungen, die im Lessingtheater an Sonntagen um die Mittagszeit stattfanden, gaben teils wegen des sittlich anstößigen Inhalts der Stücke, teils wegen der bis aufs äußerste getriebenen realistischen Detailmalerei, die statt dramatischer Spannung Langeweile hervorrief, Veranlassung zu sehr erregten Auftritten im Zuschauerraum. Von den zur Darstellung gebrachten Stücken fanden nur zwei den Weg auf öffentliche Bühnen, »Das vierte Gebot« von Anzengruber (aufgeführt im Lessingtheater) und »Vor Sonnenaufgang« von G. Hauptmann (aufgeführt im Belle-Alliance-Theater). Eine litterarische Vertretung fand der Verein in der Anfang 1890 von O. Brahm begründeten und von ihm geleiteten Wochenschrift: »Freie Bühne für modernes Leben«.

Die starke Bevorzugung der ausländischen Litteratur einerseits und des platten Realismus anderseits hatte unter einem Teile der Mitglieder des Vereins eine solche Unzufriedenheit hervorgerufen, daß im April 1890 ein zweiter Verein unter dem Namen Deutsche Bühne von einer Anzahl jüngerer Berliner Schriftsteller gegründet wurde, die zumeist gleichfalls der realistischen Richtung angehören. In seinem Programm nahm der neue Verein zunächst Stellung gegen »den übermäßigen Einfluß fremdländischer, oft sehr fragwürdiger Werke« und präzisierte seine Hauptaufgabe dann dahin, daß er nur Werke deutscher, zumeist jüngerer, litterarisch bereits hinreichend bekannter Schriftsteller zur Aufführung bringen werde. Zugleich gab der Verein ein ästhetisches Glaubensbekenntnis ab, dessen Hauptsätze folgende sind: »Wir meinen, daß allerdings die Dichtung unsrer Zeit deren Anschauungen und Ideen widerspiegeln und auf der Höhe der litterarischen Technik der Gegenwart stehen muß, daß aber die Grundsätze des Realismus sich keineswegs auf die Darstellung der kleinlichen Trivialitäten des Alltagslebens und der rohesten Ausschreitungen beschränken, sowenig wie auf die sklavische Nachahmung ausländischer Sensationshascherei. Wir glauben vielmehr, daß die Aufgabe des realistischen Dramas vor allem die wahrheitsgetreue Darstellung großer menschlicher Handlungen und Leidenschaften ist, und daß diese meist unabhängig sind von dem äußern Gewand, welches die Figuren des Dichters tragen.«

Die Folge dieser zweiten Gründung war, daß sich das Publikum, das an diesen theatralischen Veran-^[folgende Seite]