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Futterbereitung - Gallée.
Beifutter abgezogen und schließlich zu den dann verbleibenden verdaulichen stickstofffreien Extraktstoffen 50 Proz. der verbleibenden verdaulichen Holzfaser und die Gesamtmenge des verbleibenden Nichtproteins hinzugezählt. Bei beiden vorerwähnten Futterberechnungsmethoden wird auf die mineralische Substanz der Einfachheit wegen keine besondere Rücksicht genommen, da anzunehmen ist, daß bei sonst richtiger Futterzusammensetzung deren Bedarf gedeckt ist. Vgl. Wolff, Die rationelle Fütterung (5. Aufl., Berl. 1888); Kühn, Die zweckmäßigste Ernährung des Rindviehs (10. Aufl., Dresd. 1890); Krafft, Tierzuchtlehre (5. Aufl., Berl. 1890).
Futterbereitung. Anstatt der früher üblichen Konservierung des Grünfutters durch Einsäuern in Gruben verbreitet sich die Ensilage, die Herstellung von saurem oder süßem Gärfutter (silage) aus grünen Futtermassen, wie Grünmais, Rotklee, Luzerne etc., in oberirdisch angelegten offenen Feimen unter Anwendung verschiedenartiger Preßvorrichtungen immer mehr, weil hierdurch die Einerntung der grünen Futtermassen unabhängiger von der Witterung gemacht wird. Die Süßerhaltung des Gärfutters (Süßfutter, Süßheu, Preßheu) wird dadurch erzielt, daß durch Erhöhung der Temperatur über 50° reine Milchsäuregärung hervorgerufen wird. Es wird dies dann erreicht, wenn die Grünfuttermassen unmittelbar nach dem Mähen, am geeignetsten mit 70 Proz. Saftgehalt, in ungefähr 5 m breite und bis 7 m hohe Feimen aufgeschichtet und durch Preßvorrichtungen (Johnson, Lindenhof, Edw. Blunt, letztere beiden mit kontinuierlichem Druck) einer Pressung von ungefähr 1450 kg pro QMeter Oberfläche ausgesetzt werden. Nach 4-6 Wochen ist das Preßfutter zum Verfüttern geeignet. Die Ensilage bedingt jedoch einen Verlust an organischer Substanz (10-36 Proz. des verwendeten Grünfutters) sowie an verdaulichem Eiweiß und besonders an leicht löslichen stickstofffreien Nährstoffen, dagegen wird die Menge des Ätherextrakts (Rohfett) durch die reichliche Bildung von Milchsäure und, bei unachtsamer Herstellung, auch von Buttersäure vermehrt. Vgl. Fry, Die Einsüßung der Futtermittel. Theorie und Praxis der süßen Ensilage (Berl. 1885); Blomeyer, Kultur der Nutzpflanzen, Bd. 1 (Leipz. 1889); »Praktische Anleitung zur Süßpreßfuttererzeugung in Gruben (Silos) und Feimen« (Wien 1890).
Die moderne intensive Viehwirtschaft ist auf die möglichst umfassende Verwendung der gehaltreichen Handelsfuttermittel angewiesen, welche jedoch nur dann zur vollen Ausnutzung gelangen, wenn gleichzeitig voluminöse Rauhfuttermittel zur Füllung des Magens der Tiere verabreicht werden. Die Verwendung der letztern Futtermittelarten ist durch das große Volumen derselben, welches eine Versendung auf weitere Entfernung unrentabel macht, auf den Stall der eignen Wirtschaft beschränkt. Man hat sich daher vielfach um Methoden bemüht, durch welche das Futter in transportablere Form übergeführt werden kann, und die Anwendung dieser Methoden findet immer größere Beachtung. Am wichtigsten ist das Trocknen der Futtermittel, womit überdies die Haltbarkeit derselben, wie z. B. bei dem Trocknen des Grünfutters auf dem Felde (Dürrheubereitung), erhöht wird, und wasserreiche Abfälle technischer Gewerbe, wie Rübenschnitzel, Biertreber, Schlempe etc., auch zuträglicher für die Tiere gemacht werden. Das Trocknen der gewerblichen Abfälle und deren Umwandlung in marktfähige Handelswaren erfolgt fabrikmäßig mit eignen Preß-, Kondensations- oder Darrvorrichtungen (Rübenschnitzeltrocknungsapparat, Patent Büttner u. Meyer, Ürdingen a. Rh.; Biertrebertrockenapparat, Patent Hencke, von Hattingen u. Weerth in Leipzig; Schlempetrocknungsapparat von Eduard Theisen in Leipzig-Lindenau etc.). Zur Konservierung von Grünfutter wurde von Grete in Zürich die Verwendung von Schwefelkohlenstoff vorgeschlagen und die Ergebnisse der bezüglichen Versuche aus der Domäne St. Katharinenthal bei Diessenhofen (Schweiz) im »Landwirtschaftlichen Jahrbuch der Schweiz« (Bern 1888) mitgeteilt. Vgl. Pott, Die landwirtschaftlichen Futtermittel (Berl. 1889); Brümmer, Zubereitung der Futtermittel (Aarau 1886).
G.
Gade, Niels Wilhelm, dän. Komponist, starb 21. Dez. 1890 in Kopenhagen.
Gaedeke, Arnold Heinrich, deutscher Geschichtsforscher, geb. 4. Nov. 1844 zu Königsberg i. Pr., studierte daselbst, in Berlin, Heidelberg und Göttingen Geschichte, erwarb in Heidelberg die philosophische Doktorwürde und habilitierte sich daselbst 1870 als Dozent der Geschichte, machte den französischen Krieg im rheinischen Ulanenregiment Nr. 7 mit, ward 1875 außerordentlicher Professor und 1882 ordentlicher Professor der Geschichte an der technischen Hochschule zu Dresden. Er gab das »Tagebuch des Grafen Ferd. Bonav. von Harrach während seines Aufenthaltes am spanischen Hofe 1697 und 1698« (Wien 1872) heraus und schrieb: »Die Politik Österreichs in der spanischen Erbfolgefrage« (Leipz. 1874, 2 Bde.); »Maria Stuart« (Heidelb. 1876); »Wallensteins Verhandlungen mit den Schweden und Sachsen 1631-34« (Frankf. 1885).
Gail, Wilhelm, Maler, starb 26. Febr. 1890 in München.
Gaillard, Claude Ferdinand, franz. Maler und Kupferstecher. Sein Leben beschrieb V. Guillemin (Par. 1890).
Galaxidi, Hafenstadt in der Eparchie Parnasis des griech. Nomos Phthiotis-Phokis, zählte 1890 nach Philippson 4600 Einw., welche ausschließlich von der Seefahrt leben und einen beträchtlichen Teil der griechischen Handelsflotte besitzen. Im Orte selbst aber, welcher kein Hinterland besitzt, wird fast gar kein Handel getrieben, und da die Männer meist auf Reisen sind, macht G. einen sehr toten Eindruck.
Gallée, Johan Hendrik, niederländ. Sprachforscher, geb. 9. Sept. 1847 zu Vorden, Professor des Altgermanischen und der vergleichenden Sprachwissenschaft an der Universität Utrecht; schrieb: »Bijtrage tot de geschiedenis der dramatische vertooningen in de Nederlanden« (Haarl. 1873); »Akademie en kerkeraad 1617-32« (Utr. 1878); »Altsächsische Laut- und Flexionslehre« (Haarl. 1878); »Gutiska« (das. 1880-82, 3 Tle.) und weiteres