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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Geoffroy Saint-Hilaire; Geographische Forschungsreisen

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Geoffroy Saint-Hilaire - Geographische Forschungsreisen.

pfern 94,873 und auf 45 Dampfern fremder Flagge 17,693, zusammen 112,566 Emigranten nach Südamerika (hauptsächlich nach dem Hasen von Buenos Ayres, dann nach Montevideo, Rio de Janeiro und Santos) eingeschifft.

Geoffroy Saint-Hilaire, 1) Etienne, Naturforscher. Vgl. Ducrotay de Blainville, Cuvier et G. (Par. 1890).

Geographische Forschungsreisen. Nachstehende Zusammenstellung verfolgt die Ergebnisse der neuesten Forschungsreisen in den beiden wichtigsten Forschungsgebieten: Afrika und Asien. Die Anordnung des Stoffes ist dieselbe wie in den vorausgehenden Berichten in Band 17 (S. 9 u. 54), die teilweise auch noch eine Ergänzung in der unten folgenden Übersicht der neuern geographischen Litteratur finden.

I. Forschungsreisen in Afrika.

[Der Norden.] Aus Ägypten, der Libyschen Wüste, Tripolitanien etc. hat im vergangenen Jahre und schon längere Zeit nichts von größern Reiseunternehmungen verlautet. In der algerischen Sahara hat F. Foureau 1890 die Landschaft Mader und das Tademait-Plateau erforscht und den Nachweis geliefert, daß von Biskra bis In-Salah dem Eisenbahnbau keine bedeutenden Hindernisse entgegenstehen. In Marokko beschäftigte sich de la Martinière, der Verfasser eines mit gut ausgeführten Kartenaufnahmen geschmückten Reisewerks über dies Land, neuerdings mit Untersuchungen über die Reste der Römerherrschaft in Mauretanien. Dagegen ist weiter im Süden der durch seine abenteuerliche Reise in der westlichen Sahara bekannt gewordene Camille Douls auf einer neuen Reise nach Timbuktu von seinen Tuaregführern ermordet worden (seit anderthalb Jahrzehnten der 20. Reisende, welcher sein Leben für die Erforschung der Tuaregländer hat lassen müssen). Die That geschah im Februar 1889 an der Westgrenze von Tidikelt. Die Küste der Sahara zwischen Wed Dra und Kap Bojador bereisten 1888 die belgischen Offiziere Lahure und Fourcault, um zu untersuchen, ob sich die englische Handelsfaktorei am Kap Dschuby zu einem Sanatorium für Beamte des Congostaates eigne.

[Der Nordwesten.] Französischer Besitz. Durch die neuesten Grenzabmachungen ist dieser Teil Afrikas von Kap Blanco bis zur britischen Goldküste hin, von einzelnen Enklaven abgesehen, französischer Besitz geworden, welcher landeinwärts bis zum mittlern Niger und Tsadsee reicht, und den die Franzosen durch eine Eisenbahn, den sogen. Transsaharien, mit Algerien in Verbindung zu bringen vorhaben. Ein Teil dieses großen Gebiets, der sogen. Soudan français zwischen Senegal, Gambia und Niger, ist in den Jahren 1886-88 unter Leitung des Oberstleutnants Gallieni durch eine ganze Schar von Offizieren und Militärbeamten (Levasseur, Liotard, Lefort, Levaillant, Fortin, Pichon, Quiquandon, Bonaccorsi, Péroz, Oberdorf, Martin, Reichemberg, Vittu de Kerraoul, Famin, Rouy, Fournier, Vallière, Plat, Audéoud und Radisson) mit einem so dichten Netze von Routen überzogen worden, daß er in den Hauptsachen für erforscht gelten kann. Die Reisen von Plat und Audéoud brachten die nötige Verbindung zwischen dem durch Forts gesicherten obern Niger und der Meeresküste bei Benty, dem Bezirk Rivières du Sud. Besagte Forts wurden im Winter 1888/89 durch Rittmeister Archinard verproviantiert, wobei durch detachierte Kolonnen die typographischen und politischen Resultate der Vorjahre gesichert wurden.

Andre Reisen wurden unternommen von Dubreka an der Meeresküste nach Futa Djallon, nach der Landschaft Bambuk und nach Wassulu östlich vom obern Niger, während im Herbst 1889 Leutnant Jaime auf dem Dampfer Mage Koriume, einen Hafenort von Timbuktu, erreichte. Im Frühling 1890 trat der britische Kommissar Garrett von Sierra Leone eine Reise nach Wassulu an, um mit dem dortigen Almamy Samory, dem Schutzbefohlenen Frankreichs, zu unterhandeln. Ebendahin entsandte die französische Regierung von Kap Palmas aus den Kapitän Monteil, während Kapitän Ménard von Groß-Bassam aus nach Kong reiste, um Bingers Unternehmungen fortzusetzen. Die dortigen britisch-französischen Grenzen werden augenblicklich durch Kommissionen beider Staaten an Ort u. Stelle festgestellt.

Ober-Guinea. Von großem Interesse ist das Wenige, was von L. Wolfs letzter, durch seinen Tod 26. Juni 1889 unterbrochenen Reise jüngst bekannt geworden ist. Dieselbe ging von der von ihm gegründeten Station Bismarckburg in Togoland in nordöstlicher Richtung nach der Landschaft Borgu oder Barbar am westlichen Ufer des Niger, um von dort in südlicher Richtung schließlich Dahomé zu erreichen. Die zweite Hälfte dieses Planes auszuführen, hinderte ihn der Tod, der ihn in Dabari (10° nördl. Br.) ereilte. Sein Nachfolger in der Leitung der Station ist Leutnant Herold, dem als Gelehrter der Botaniker Büttner beigegeben ist. Ersterer hat bei Agome Tongbe die neue Station Misahöhe errichtet und von dort aus schon verschiedene Reisen in die Gebiete von Kpandu und Kunja Ga unternommen. Die inzwischen beigelegte Verwickelung zwischen Frankreich und Dahomé hatte einige kleinere Reisen in letzterm Gebiet zur Folge: so die Befahrung des Grenzflusses Wheme durch Ballot im Kanonenboot Esmeraude im November 1888 bis über die Hauptstadt Abome hinaus, und die Reise Bayols nach Abome selbst, welchem es dort freilich nicht gelang, die Zwistigkeiten zu beseitigen, der aber die Lage des Ortes zum erstenmal genau fixierte. Wenig verlautete aus dem Gebiete des Niger und des Benuë. Erstern befuhr zu Anfang 1889 der deutsche Konsul v. Puttkamer bis Bida stromaufwärts. Ein Dampfer der Royal Niger Companie ging den Benuë und dessen Nebenfluß Majo-Kebbi so weit hinauf, bis er nicht mehr wenden konnte; die durch H. Barths Erkundigungen auf unsre Karten gekommene Verbindung von Benuë und Schari durch den Tuburisumpf scheint danach nicht zu existieren. Eine französische Expedition zu kommerziellen Zwecken unter Leutnant Mizon, deren letztes Ziel der Tsadsee ist, wurde im Oktober 1890 bereits am untern Niger durch Kämpfe mit den Eingebornen gehemmt, hat aber seitdem ihre Fahrt wieder aufgenommen.

[Westäquatorialafrika.] Camerun. Im östlichen Hinterlande haben der inzwischen verstorbene Leutnant Tappenbeck und sein Nachfolger, Leutnant Morgen, in geographischer wie handelspolitischer Hinsicht wichtige Erfolge erzielt, welche noch in das Jahr 1889 fallen. Schon Tappenbeck hatte im Mai das große, nördlich von der deutschen Jaundestation gelegene Dorf des Ngila erreicht, wo sich schon sudanische Einflüsse bemerkbar machen, und seine Erkundigungen sich mit denen Flegels von Norden her berührten. Noch im selben Jahre vollführte Leutnant Morgen binnen zwei Monaten den Marsch von der Küste nach der Jaundestation, zum Ngila und dann westwärts längs des großen Mbamflusses nach der Küste zurück, indem er so die Existenz dieses seit 40