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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gesicht; Gessi; Geßler; Gestüte; Gesundheitspflege

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Gesicht - Gesundheitspflege.

liber (18,1 m) lang, wiegt 142,25 Ton., die Ladung 498,9 kg, die Granate 907,2 kg, die Geschoßgeschwindigkeit beträgt 731,5 m, mit welcher eine lebendige Kraft von 24,740 Metertonnen erreicht wird, das anfängliche Durchschlagsvermögen beträgt 100 cm schmiedeeiserner Platte. Krupps neueste projektierte 40 cm Kanone L/40 wiegt 143 T., die 3,5 Kaliber lange Panzergranate 1050 kg, die Geschützladung 485 kg, mit welcher 640 m Anfangsgeschwindigkeit oder 21,925 Metertonnen lebendige Kraft erzielt werden, der eine anfängliche Durchschlagskraft von 120,7 cm schmiedeeiserner Platte entspricht. Krupps größte Schnellfeuerkanone hat 13 cm Kaliber, welche 12 Schuß in der Minute abgeben kann. Krupps 21 cm Kanone L/35 durchschlug mit ihrer 3,5 Kaliber langen Stahlgranate von 138 kg Gewicht auf 116 m vor der Mündung mit 550 m Auftreffgeschwindigkeit eine englische Stahleisenplatte von 39,5 cm, 20 cm Eichenholz und 2 Innenhautbleche von je 2 cm Dicke dahinter. Die Granaten blieben vollkommen unversehrt.

In allen Artillerien ist man bemüht, für die Feldarmeen ein Steilfeuergeschütz herzustellen oder ein vorhandenes dazu auszubilden. Die Schwierigkeit dieser Aufgabe liegt darin, daß das Kaliber in Rücksicht auf Geschoßwirkung nicht unter 12 cm heruntergehen kann; die Geschosse haben daher für die Mitführung in einer Protze und schnelle Handhabung ein sehr großes Gewicht. Die Lafette muß gleich den Feldlafetten fahrbar sein und doch hohe Elevationen gestatten, gleich den Belagerungsmörsern, die G. bedürfen daher einer fahrbaren Bettung oder andrer entsprechender Einrichtungen. Rußland hat einen 15 cm Feldmörser mit fahrbarer Bettung, Spanien und England haben einen 12 cm Feldmörser, die Schweiz und Schweden eine 12 cm Feldhaubitze in Feldlafette mit Puffervorrichtung angenommen. Krupp hat eine 12 cm Feldhaubitze von 11,6 Kaliber Rohrlänge, 450 kg Rohrgewicht, 15 Kaliber Dralllänge hergestellt, welche gußeiserne und stählerne Zündergranaten sowie Stahlschrapnells von 20 kg Gewicht schießt. Größte Schußweite 5000 m. Die Lafette wiegt 650, die Protze 585, mit Munitionsausrüstung 985 kg. Die Protze faßt 16 Geschosse. Die gußeiserne Granate ist 3,1, die stählerne 4, der Schrapnell 2,5 Kaliber lang. Auf das Hemmen des Rücklaufs der schweren G. wird großer Wert gelegt; meist kommen hydraulische, mit Glycerin gefüllte Bremsen zur Verwendung, deren Cylinder in der Stirnmauer oder auf der Bettung, deren Kolben an der Lafette befestigt ist; Hemmkeile bewirken das selbstthätige Vorlaufen in die Feuerstellung. In England, Frankreich, Rußland werden Verschwindungslafetten bevorzugt, welche das Herabsenken des Geschützes aus der hohen Feuer- in die niedrige Ladestellung durch den Rückstoß selbstthätig bewirken. Der Rest der Rückstoßkraft wird durch Zusammendrücken von Federn oder Luft, oder Heben eines Gegengewichts verbraucht, so daß nach erfolgtem Laden das Geschütz durch die aufgespeicherte Kraft in die Feuerstellung wieder selbstthätig hinaufgehoben wird. Moncrieff hat sein altes System aufgegeben und eine hydropneumatische Verschwindungslafette konstruiert, welche auf Panzerschiffen, in Rußland nach Abänderung von Raskazoff (Panzerschiff Katharina II., Tschesme), Anwendung fand. Tunkler, Buffington, Eschenbacher, Hoog u. a. haben Gegengewichtslafetten konstruiert. Vgl. v. Löbell, Jahresberichte über Fortschritte und Veränderungen im Militärwesen (Berl. 1890); »Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesens« (Wien 1887).

Gesicht ist in psychologischer Hinsicht mit dem Gehör zusammenzustellen, denn beide sind Sinne der Ferne, als solche weniger eng mit dem Eigenleben des Individuums verbunden und daher geeignet, dem Menschen ein objektives u. künstlerisches Bild (Lessings »Laokoon« teilt die Künste in die des Gesichts und die des Gehörs ein) von der Außenwelt zu verschaffen. Die adäquaten Reize (s. d.) des Gesichts haben drei Eigenschaften: 1) Lichtstärke, 2) Farbenton, 3) Sättigungsgrad. Am wichtigsten für die Psychologie sind gewisse Funktionen des Gesichts, so das Augenmaß (s. d.) und die Raumwahrnehmung (s. Raumanschauung).

Geßler, 3) Friedrich, Schriftsteller (s. Bd. 17), starb 4. Jan. 1891 in Lahr.

Gessi, Romolo, Afrikareisender. Aus seinem Nachlaß erschien das Werk »Sette anni nel Sudan Egiziano« (hrsg. von seinem Sohn und M. Camperio, Mail. 1891).

Gestüte, s. Pferdezucht.

Gesundheitspflege. Die 16. Versammlung des Deutschen Vereins für öffentliche G. tagte 11.-3. Sept. 1890 in Braunschweig. In der ersten Sitzung sprach Kerschensteiner (München) über Krankenhäuser für kleinere Städte und ländliche Kreise. Durch die Einführung des Krankenkassen-, Haftpflicht- und Unfallversicherungsgesetzes hat die Benutzung der Krankenhäuser einen sehr raschen Aufschwung genommen, und auch kleinere Orte haben die Notwendigkeit eingesehen, Krankenhäuser zu bauen, Ärzte und Verwaltungsbeamte sind aber noch nicht einig, ob es geratener sei, viele kleine oder wenige große Krankenhäuser zu errichten. Bayern besitzt gegenwärtig 373 Krankenhäuser, von diesen hat keines mehr als 50 Betten, 126 haben nicht mehr als 20 und 103 nicht mehr als 10 Betten. Der Charakter solcher kleiner Krankenanstalten ist gänzlich verschieden von dem größerer Hospitäler: kleines Haus, Garten, 50 cbm Luftraum für ein Bett, Beschränkung auf einfache, natürliche Ventilation, gute Kachelöfen, einfache Badeeinrichtung mit einer fahrbaren Wanne, Parkettfußboden, Schiebethüren, auf den Korridoren Fußboden aus Terrazzo mit Kokosmatten, kleine Hausapotheke, besondere kleine Abteilung für Geisteskranke, Nebengebäude für ansteckende Krankheiten, besonderer Desinfektionsraum, Sektionslokal, sehr ergiebiger Brunnen auf vollständig jungfräulichem Boden, Entwässerungsanlagen für das ganze Haus, keine Versitzgrube, wenn möglich Schwemmkanalisation. Bei kostenloser Hergabe des Baugrundes berechnet sich ein solches Krankenhaus auf 1000-2000 Mk. für das Bett, die Verpflegungskosten betragen 1,63-1,95 Mk. pro Kopf täglich. Sehr wichtig ist die Beschaffung geeigneten Pflegepersonals. Mit der Übertragung der Krankenpflege an kinderlose Ehepaare hat man in Bayern keine guten Erfahrungen gemacht, vortrefflich aber sind katholische Ordensschwestern, evangelische Diakonissinnen u. die Schwestern vom Roten Kreuz. Wesentlich hängt das Gedeihen des kleinen Krankenhauses von dem Arzte ab, der neben seinem tüchtigen ärztlichen Wissen und Können die Aufgaben eines Menschenfreundes zu erfüllen hat und das Vertrauen der Gegend besitzen muß. In der sehr lebhaften Diskussion, die sich an den Vortrag anschloß, warnt Hölcker (Münster) vor zu großer Zersplitterung, weil kleine Krankenhäuser in Gefahr geraten, zu reinen Armenhäusern zu werden. Rapmund (Aurich) hebt hervor, daß die preußische Gesetzgebung genug Handhaben biete, um die Ausführung berechtigter Anforderungen bei neuen