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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gröber; Grönland; Großbritannien

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Grönland - Großbritannien.

Allgemein wurde aber der Eindruck gewonnen, daß Verhütung von Erkältung sowohl die beste Vorbeugungsmaßregel ist, als auch am besten den Kranken vor Eintritt von Komplikationen schützt. In erster Linie wurde überall empfohlen Bettruhe, kräftige Nahrung und Alkohol, wo die Verdauungsorgane es zulassen; in der Rekonvaleszenz sollte man vermeiden, zu früh wieder aus dem Hause zu gehen.

Eine Beobachtung, welche sowohl in frühern Epidemien als auch in der letzten gemacht wurde, ist die, daß gleichzeitig mit der Epidemie beim Menschen auch ähnliche seuchenartige Erkrankungen von Hunden, Katzen, insbesondere aber von Pferden vorkommen.

Unter Pferde-Influenza (s. Influenza, Bd. 8) versteht man drei verschiedene Erkrankungen, welche nicht immer genügend getrennt werden. Bei einer dieser drei Formen, der katarrhalischen oder Pferdestaupe, ist eine Beziehung zur menschlichen G. nicht ausgeschlossen; dieselbe wurde während der jüngsten Epidemie vielfach beobachtet; freilich ist eine unmittelbare wechselseitige Übertragung der menschlichen G. auf Pferde oder umgekehrt zu wenig sicher beobachtet, und es ist anzunehmen, daß bei der ungeheuern Pandemie 1889/90 hierzu sehr häufig Gelegenheit gewesen wäre.

Endlich ist noch zu erwähnen, daß man während und nach der letzten Epidemie die G. häufig in gewisse Beziehungen zu andern Infektionskrankheiten hat bringen wollen. Vor allem wurde das Dengfieber (s. Bd. 17) genannt, welches man anfänglich mit der G. identifizierte. Das Dengfieber ist aber eine von G. grundverschiedene Krankheit, doch wurde die jüngste Epidemie allerdings im Anfang an manchen Orten für Dengfieber gehalten; so lief 6. Okt. 1889 aus Smyrna die Nachricht ein, daß in dortiger Gegend 200,000 Personen am Dengfieber erkrankt seien; erst nachher stellte sich heraus, daß es sich um G. handelte. Auch bezüglich der Cholera wollte man einen Zusammenhang mit G. statuieren in der Weise, daß man glaubte, die Cholera müsse der G. folgen; diese Annahme stützte sich darauf, daß nach der Grippe-Epidemie im J. 1831 eine Cholera-Epidemie auftrat; es haben aber nach dieser Zeit u. zuvor schon viele Grippe-Epidemien geherrscht, ohne daß Cholera darauf gefolgt wäre. Die Geschichte der Epidemien lehrt also, daß auch diese Annahme unbegründet ist. Vgl. »Die Grippe-Epidemie im deutschen Heere 1889/90, bearbeitet von der Medizinalabteilung des königl. preußischen Kriegsministeriums« (Berl. 1890); Seifert, Über Influenza (»Klinische Vorträge«, Nr. 240, Leipz. 1890).

Gröber, Max Gustav, Philolog, geb. 4. Mai 1844 zu Leipzig, studierte daselbst klassische, germanische und romanische Philologie, habilitierte sich Ostern 1872 zu Zürich für romanische Philologie, wurde 1874 außerordentlicher Professor daselbst, 1875 als ordentlicher Professor an die Universität zu Breslau und 1880 in gleicher Eigenschaft an die Universität zu Straßburg i. E. berufen. Er verfaßte folgende wichtigere Schriften: »Die handschriftlichen Gestaltungen der Chanson de geste Fierabras« (Leipz. 1869); »Über die Liedersammlungen der Troubadours« (Straßb. 1877, in Böhmers »Romanischen Studien«, Bd. 2); »Vulgärlateinische Substrate romanischer Wörter« (in Wölfflins »Archiv für lateinische Lexikographie«, Bd. 1-7, 1884-90). In Verbindung mit einer Anzahl von Fachgenossen gibt G. einen »Grundriß der romanischen Philologie« (Straßb. 1888 ff.) heraus, worin von ihm eine »Geschichte der romanischen Philologie«, ein »Abriß der Geschichte der lateinischen Litteratur des Mittelalters« u. a. Seit 1877 redigiert er die »Zeitschrift für romanische Philologie«, mit welcher auch eine jährlich erscheinende Bibliographie der romanischen Philologie verbunden ist. Unter den zahlreichen Abhandlungen, welche G. in seiner eignen oder in andern Zeitschriften veröffentlicht hat, ist eine der bedeutendsten diejenige über das Haager Bruchstück (in Herrigs »Archiv für neuere Sprachen«, Bd. 84, S. 291).

Grönland, skandinavische Kolonien, s. Amerikanistenkongreß, S. 20.

Großbritannien (Heerwesen). Nach den im November 1889 erlassenen neuen Bestimmungen für Rekrutierung können bei der Gardekavallerie, den Kolonialtruppen sowie als Büchsenmacher, Musiker, Handwerker bei den Pionieren Rekruten auf 12 Jahre Dienstzeit bei der Fahne (lange Dienstzeit) eingestellt werden; die kurze Dienstzeit beträgt bei der Linienkavallerie, Artillerie, Infanterie 7 Jahre bei der Fahne, 5 in der Reserve, bei den Fußgarden und dem Train 3 Jahre bei der Fahne, 9 Jahre Reserve, bei den Pionieren nach Wahl 7 oder 3 Jahre bei der Fahne und entsprechend 5 oder 9 in der Reserve. Befindet sich der Soldat aktiv außer Landes, so verlängert sich der Dienst bei der Fahne um ein Jahr und verkürzt sich ebenso in der Reserve. Die Rekruten sollen zwischen 18 und 25 Jahre alt sein, doch sollen durch falsche Altersangaben auch viele jüngere Leute eingestellt werden, was mit als Ursache der vielen Erkrankungen und Desertionen angesehen wird. 1889 desertierten 4330 Mann, von diesen 2132 im ersten Dienstjahr. Von den 24,648 eingestellten Rekruten dienten nach 3 Monaten nur noch 91,7 Proz.; 3,4 Proz. hatten gegen Erlegung des Reugeldes ihre Entlassung erkauft. Es hatten sich 47,503 Mann zum Eintritt gemeldet, 14,973 wurden als ungeeignet zurückgewiesen, 5918 stellten sich nicht; von den dann vereidigten 26,592 Mann wurden nochmals 1616 zurückgewiesen und desertierten sogleich 214. Im Verwaltungsjahr 1889/90 soll die Armee einschließlich Offiziere 222,162 Mann stark sein, davon 115,754 im Mutterland, 33,984 in den Kolonien und Ägypten, 72,424 Mann in Indien sich befinden. Die Zahl der Offiziere betrug 7441; die indische Armee Eingeborner ist 134,100 Mann stark. Die Stärke der Miliz, Freiwilligen und Yeomanry ist gegen das Vorjahr etwas heruntergegangen. Die Freiwilligen sollen stark sein 196,275 Mann, bei der Besichtigung waren aber nur 148,354 zur Stelle. Ein übles Zeichen für die Disziplin in der Armee ist die wiederholte Insubordination ganzer Truppenteile. Vom Fußgarderegiment Maitland wurde deswegen ein Bataillon zur Strafe nach dem Kapland geschickt, obgleich die Garden grundsätzlich im Mutterland bleiben sollen. Es wird behauptet, daß teils harte Behandlung, teils unauskömmliche Besoldung bei unbilligen Anforderungen an Selbstbekleidung und -Beköstigung zur Hervorrufung dieser Vorkommnisse beigetragen haben sollen. Der Etat an Pferden beträgt 14,199 für England, 11,030 für Indien. Seit 1. Juli 1889 besteht eine Neueinteilung Englands und Wales in 10 Militärdistrikte: Nordost (York), Nordwest (Chester), Ost (Colchester), West (Devonport), Süd (Portsmouth), Thames (Chatam), Südost (Dover), Home (London), Woolwich (Woolwich), Aldershott (Aldershott). Für den Dienst im Ausland sind 12 Kompanien berittener Infanterie aufgestellt. Jede Kompanie ist in 4 Züge und diese wieder in Gruppen zu 4 Mann eingeteilt, von denen zum Fußgefecht ein Mann als Pferdehalter zurückbleibt. Je 2 Bataillone Infanterie der ganzen Armee sind mit einem Maschinen-^[folgende Seite]