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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Guerrier; Guillaumet; Guineawurm; Guise; Güll; Gummipflaster; Gumplowicz; Gundert; Gundling; Günther

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Guerrier - Günther.

der Frau Schnorr von Carolsfeld in Braunschweig und erlangte auf deren Empfehlung ein Engagement für die Berliner Hofoper. Er debütierte Anfang 1871 als Nadori in Spohrs »Jessonda«, trat aber, um weitere Studien zu machen, nochmals von der Bühne zurück, zu der er erst 1875 wieder zurückkehrte. Nach Anstellungen in Riga, Lübeck, Freiburg und Bremen gehörte er seit 1880 der Dresdener Hofoper an, zuletzt mit dem Titel eines königlichen Kammersängers, bis er 1890 in den Verband der Berliner Hofoper trat. 1882 schuf G. in Bayreuth den Parsifal und ist zur Zeit einer der gefeiertsten Vertreter seines Faches.

Guerrier (spr. ghärrieh), Wladimir, russ. Historiker, geb. 1839, studierte in Moskau, wo er nach mehrjährigen Reisen im westlichen Europa 1872 Professor der allgemeinen Geschichte wurde und besondere Unterrichtskurse für Frauen einrichtete. Er schrieb: »Leibniz, sein Jahrhundert und seine Beziehungen zu Rußland«; »Die Prinzessin Sophie Charlotte, Gemahlin des Zarewitsch Alexis«; »Karl XII. oder der letzte Waräger in Rußland«; »J. J. Rousseau und seine politischen Ideen« u. a.

Guillaumet (spr. ghijoma), Gustave, franz. Maler, geb. 26. März 1840 zu Paris, studierte auf der École des beaux-arts und wurde Schüler von Abel de Pujol, Picot und Barrias. Mit 23 Jahren bewarb er sich im Fache der Landschaftsmalerei um den römischen Preis, erhielt aber nur einen zweiten, der ihn nicht zu einem freien Studium in der Villa Medici in Rom berechtigte. Nichtsdestoweniger unternahm er die Reise nach Italien auf eigne Kosten, wurde aber unterwegs von seinem Ziele abgelenkt und geriet nach Algier, dessen Natur, Bevölkerung und Lichtfülle einen so tiefen Eindruck auf ihn machten, daß dadurch über seine künstlerische Zukunft entschieden wurde und er sich fortan fast ausschließlich der Schilderung dieses Teiles des Orients widmete. Seinen ersten Erfolg errang er 1863 mit dem Abendgebet (im Luxenbourg-Museum) und seine erste Auszeichnung, eine Medaille dritter Klasse, mit dem arabischen Markt im Salon von 1865, der auch eine Erinnerung aus der Umgegend von Biskra (im Museum von Lille) brachte. Die übrigen Hauptfrüchte seiner Studien in Algier, wohin er noch zehnmal zurückkehrte, sind: die Flötenspieler (1866), die Wüste (1867), die Hungersnot (1868), ein Winterabend in Marokko (1870), Frauen von Douar am Flusse (1872, im Museum zu Dijon, mit einer Medaille zweiter Klasse ausgezeichnet), der Halt der Kameltreiber (1875), Ansicht von Laghouat (1879, im Luxembourg-Museum), der Palankin (1880), Hunde ein Pferd verzehrend (1883, im Museum zu Carcassonne) und die Wollspinnerinnen von Bou-Saada (1885). Anfangs ein wenig trocken und einförmig in der Farbe, erlangte G. bald eine solche Gewandtheit des Kolorits, daß er die grellen Lichtwirkungen der afrikanischen Sonne mit großer Meisterschaft wiederzugeben verstand, und nicht minder getreu und lebendig wußte er das Volksleben in seiner bunten Mannigfaltigkeit zu schildern. G. hat auch Aquarelle gemalt und Pastellzeichnungen ausgeführt. Auch hat er in der »Nouvelle Revue« algierische Bilder veröffentlicht, die ihn als begabten Schriftsteller zeigen. Er starb durch Selbstmord 14. März 1887. Eine Anzahl der Bilder Guillaumets erschien in Reproduktionen 1888 unter dem Titel: »Tableaux algériens«, herausgegeben von E. Monton.

Guineawurm, s. Filariaden.

Guise, Nebenzweig des Hauses Lothringen. Vgl. Pimodan, La mère des Guises: Antoinette de Bourbon, 1494-1583 (Par. 1890).

Güll, Friedrich, Kinderliederdichter. Sein Leben beschrieb F. Gärtner (Münch. 1890).

Gummipflaster, s. Straßenpflaster.

Gumplowicz (spr. -witsch), Ludwig, Jurist und Nationalökonom, geb. 9. März 1838 zu Krakau, besuchte die Universitäten Krakau und Wien, promovierte 1863, widmete sich dann der juristischen Praxis, indem er vorzugsweise als Verteidiger in Strafsachen in Krakau thätig war. 1876 wurde er Dozent der Staatswissenschaften an der Universität Graz, 1882 außerordentlicher Professor daselbst. Er schrieb: »Philosophisches Staatsrecht« (Wien 1877); »Das Recht der Nationalitäten und Sprachen in Österreich-Ungarn« (Innsbr. 1879); »Rechtsstaat und Sozialismus« (das. 1881); »Verwaltungslehre mit Berücksichtigung des österreichischen Verwaltungsrechts« (das. 1882); »Der Rassenkampf. Sociologische Untersuchungen« (das. 1883); »Grundriß der Sociologie« (Wien 1885); »Einleitung in das (österreichische) Staatsrecht« (Berl. 1889); »Lehrbuch des österreichischen Staatsrechts« (1891).

Gundert, Hermann, Missionar und Missionsschriftsteller, geb. 14. Febr. 1814 zu Stuttgart, ging nach Beendigung seiner theologischen Studien 1835 als Missionar nach Madras, schloß sich 1838 der Baseler Mission in Malabar an, übersetzte den größern Teil der Bibel in die Landessprache (Malajalam) und bearbeitete die Grammatik und ein Lexikon der letztern, Heimgekehrt, wurde er als Nachfolger Christian Gottlob Barths (gest. 1862) in Kalw Redakteur des »Baseler Missionsmagazins« (1865-74) sowie des »Kalwer Missionsblattes«. Er schrieb: »Geschichte der neuesten Zeit 1815-77« (Bd. 4 von Redenbachers »Lesebuch der Weltgeschichte«, 3. Aufl., Kalw 1890); »Hermann Mögling, ein Missionsleben« (das. 1882); »Die evangelische Mission, ihre Länder, Völker und Arbeiten« (2. Aufl., das. 1886).

Gundling, 3) Julius, unter dem Pseudonym Lucian Herbert bekannter Romanschriftsteller (s. Bd. 17), starb 4. Mai 1890 in Prag.

Günther, Siegmund, Mathematiker, Geograph und Meteorolog, geb. 6. Febr. 1848 zu Nürnberg, studierte in Erlangen, Heidelberg, Leipzig, Berlin, Göttingen, machte 1870/71 den Feldzug in Frankreich mit, wurde 1872 Lehrer an der Lateinschule in Weißenburg, habilitierte sich schon 1873 als Privatdozent in Erlangen und später in München, ward 1876 Gymnasialprofessor für Mathematik und Physik in Ansbach und folgte 1886 einem Rufe als Professor der Erdkunde an der Technischen Hochschule in München. Von 1878 bis 1884 gehörte er dem Reichstag an (für Nürnberg und Berlin V), in welchem er sich der freisinnigen Partei anschloß. Er schrieb: »Lehrbuch der Determinantentheorie« (2. Aufl., Erlang. 1879); »Vermischte Untersuchungen zur Geschichte der mathematischen Wissenschaften« (Leipz. 1876); »Der Einfluß der Himmelskörper auf Witterungsverhältnisse« (2. Aufl., Nürnb. 1884); »Grundlehren der mathematischen Geographie und Astronomie« (2. Aufl., Münch. 1886); »Studien zur Geschichte der mathematischen und physikalischen Geographie« (Halle 1877 bis 1879, 6 Hefte); »Die Lehre von den gewöhnlichen u. verallgemeinerten Hyperbelfunktionen« (das. 1881); »Parabolische Logarithmen und parabolische Trigonometrie« (Leipz. 1882); »Lehrbuch der Geophysik und physikalischen Geographie« (Stuttg. 1885, 2 Bde.); »Geschichte des mathematischen Unterrichts im deutschen Mittelalter« (Kehrbachs »Monumenta Germaniae paedagogica«, Bd. 3, Berl. 1887); »Joh. Kepler und der tellurisch-kosmische Magnetismus« (Wien