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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Groth; Grousset; Gruber; Grundtvig; Grünne-Pinchard; Gruscha; Guatemala; Gude; Gudehus

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Groth - Gudehus.

und bei Wiedereröffnung der Parlamentssitzungen sah man die Iren nach wie vor in zwei Lagern. Infolgedessen schritt die Einzelberatung der Vorlage, welche die Zehntenpflicht von den Grundstückspachtern auf die Eigentümer übertrug, schnell vorwärts; ein von Shaw-Lefevre gestellter Antrag, welcher der Regierung eine andre Richtung ihrer irischen Politik vorzeichnen wollte, wurde zwar von beiden irischen Fraktionen unterstützt, aber 31. Jan. mit 213 gegen 152 Stimmen abgelehnt.

Groth, Klaus, niederdeutscher Dichter. Von ihm erschienen »Lebenserinnerungen« (hrsg. von E. Wolff, Kiel 1890).

Grousset, Pascal, franz. Kommunist, nahm in der Verbannung in England den Pseudonymnamen Philippe Daryl an und behielt denselben auch nach seiner Rückkehr nach Frankreich bei; er veröffentlichte unter dem Titel: »La vie partout« seit 1884 eine Reihe von Reise- und Sittenschilderungen (bis jetzt 8 Bde.), wie »La vie publique en Angleterre«, »Le monde chinois«, »Les Anglais en Irlande«; ferner »Le Yacht. Histoire de la navigation maritime de plaisance« (1891) u. a.

Gruber, Wenzel, Anatom, geb. 1814 zu Krukanitz in Böhmen, studierte bis 1842 in Prag, war dort Gehilfe und Prosektor bei Hyrtl, wurde 1846 Prosektor an der chirurgisch-medizinischen Akademie in Petersburg, 1855 ordentlicher Lehrer der praktischen Anatomie und erhielt 1858 die Professur dieses Faches. Seine Schöpfung ist das anatomische Museum in Petersburg. 1888 trat er in Ruhestand und siedelte nach Wien über, wo er 1. Okt. 1890 starb. G. gehörte zu den erfahrensten Anatomen seiner Zeit, seine mehr als 500 wissenschaftlichen Publikationen beruhen meist auf Beobachtungen an Massenmaterial. Besondere Aufmerksamkeit widmete er den Abweichungen vom normalen anatomischen Befund und den Mißbildungen. Auch die vergleichende und pathologische Anatomie bereicherte er mit mehreren Untersuchungen. Er schrieb: »Anatomie eines Monstrum bicorporeum« (Prag 1844); »Abhandlungen aus der menschlichen und vergleichenden Anatomie« (Petersb. 1852); »Monographie über das zweigeteilte Jochbein bei den Menschen und den Säugetieren« (Wien 1873); »Beobachtungen aus der menschlichen und vergleichenden Anatomie« (Berl. 1879-89, 9 Hefte) u. a.

Grundtvig, Nikolai Frederik Severin, dän. Theolog. Vgl. F. Nielsen, Grundtvigs religiöse udvikling (Kopenh. 1889).

Grünne-Pinchard, Philipp, Graf, österreich. General, Sohn des Generals der Kavallerie Grafen Karl G. (gest. 1884), geb. 4. Nov. 1833 zu Wien, trat 1850 als Kadett in das Pionierkorps, wurde 1852 Leutnant, 1854 Oberleutnant, 1855 Hauptmann, 1856 Rittmeister im Adjutantenkorps, 1860 Adjutant des Erzherzogs Albrecht, 1861 Major, 1866 machte er als Oberstleutnant im 11. Infanterieregiment den Feldzug in Südtirol mit Auszeichnung mit. 1870 wurde er Oberst, 1872 Kommandant des 26. Infanterieregiments, 1877 der 6. Infanteriebrigade, 1877 Kommandant der 6. Infanteriebrigade und in demselben Jahre Generalmajor, 1882 zum Kommandanten der 12. Infanterietruppen-Division und zum Feldmarschallleutnant ernannt. In demselben Jahre wurde er Kommandant der 27. und 1884 der 19. Infanterietruppen-Division. 1888 mit dem Kommando des 9. Korps in Josephstadt betraut, wurde er 1889 als Kommandant des 8. Korps und kommandierender General nach Prag berufen und zum Feldzeugmeister befördert. G. ist seit 1887 Inhaber des 43. Infanterieregiments.

Gruscha, Anton, Erzbischof von Wien, geb. 1820 zu Wien, erhielt 1843 die Priesterweihe, war sodann Domprediger und längere Zeit Beichtvater der Erzherzogin Sophie, Mutter des gegenwärtigen Kaisers. 1878 wurde er apostolischer Feldvikar und Bischof von Carrhä und nach dem Ableben Ganglbauers 30. Jan. 1890 Erzbischof von Wien. Er bekleidete früher auch die Stellung als Zentralpräses der katholischen Gesellenvereine Österreichs und gilt als ein milder, den gleichen Grundsätzen wie seine Vorgänger huldigender Kirchenfürst.

Guatemala (Geschichte). Trotz wiederholter Mißerfolge hielt der ehrgeizige Präsident Barillas an dem Plane, die fünf Republiken Mittelamerikas unter der Oberleitung Guatemalas zu vereinigen, dem der Staat Salvador hartnäckig widerstrebte, fest. Als in Salvador 22. Juni 1890 eine Revolution ausbrach und sich General Ezeta der Militärdiktatur bemächtigte, bewog G. Costarica, Honduras und Nicaragua 19. Juli zu einem Bündnis, um Ezeta zu stürzen und Salvador zum Eintritt in den Bund der fünf Republiken zu bewegen. Als Ezeta diese Forderungen ablehnte, begann G. den Krieg, doch ohne Erfolg, zumal Anfang August in G. selbst ein Aufruhr ausbrach, der allerdings vom Bruder des Präsidenten, General Pedro Barillas, rasch unterdrückt wurde. Ende August schlossen G. und Salvador einen im November unterzeichneten Frieden, in welchem die Unabhängigkeit des letztern anerkannt wurde. Eine Verwickelung mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika entstand für G. infolge des Todes des Generals Barrundia. Dieser, früher Kriegsminister von G., war vor der Rache seines Gegners Barillas nach Mexiko geflohen, aber im August 1890 auf die unrichtige Nachricht, daß in G. eine allgemeine Amnestie erlassen sei, auf dem amerikanischen Dampfer Acapulco zurückgekehrt. In San José sollte er auf Grund eines Auslieferungsbefehls des Vertreters der Union, Mizner, von Polizisten verhaftet werden, verteidigte sich aber und wurde hierbei von den Polizisten erschossen. Die Tochter Barrundias machte auf Mizner, als den Urheber des Todes ihres Vaters, einen erfolglosen Mordanfall. Die Union verfolgte jedoch die Sache nicht weiter.

Gude, Karl, Schulmann und pädagog. Schriftsteller, geb. 28. Febr. 1814 zu Hasserode am Harz, besuchte das Gymnasium zu Wernigerode und (1831 bis 1834) das Seminar zu Halberstadt, trat 1835 an der Bürgerschule zu Merseburg als Lehrer ein und ward 1848 an die höhere Mädchenschule nach Magdeburg berufen, wo er 1884 in Ruhestand trat. Außer reger Beteiligung an pädagogischen Zeitschriften veröffentlichte er eine Anzahl von Schriften für Schule und Lehrer, worunter am weitesten verbreitet: »Erläuterungen deutscher Dichtungen« (Leipz. 1858-1876, 5 Tle.; zahlreiche Auflagen); »Vaterländisches Lesebuch« (mit Gittermann, Magdeb. 1851, 3 Tle.; neue Bearbeitung mit Haubold, das. 1875 u. öfter); »Auswahl deutscher Dichtungen aus dem Mittelalter« (3. Aufl., Leipz. 1885); »Gleichnisreden und Bergpredigt Jesu« (2. Aufl., das. 1889). Mit A. W. Grube gab er »Unterhaltungen und Studien aus dem Natur- und Menschenleben« (Magdeb. 1852-56) heraus.

Gudehus, Heinrich, Bühnensänger (Heldentenor), geb. 1845 zu Celle (Hannover) als Sohn eines Schullehrers, wählte den Beruf seines Vaters und war als Lehrer nacheinander zu Kleinlehnen, Celle und Goslar angestellt, in letzterer Stadt zugleich als Organist der Marktkirche. Von hier aus wurde G. Gesangsschüler